Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
seine Frau. Dann, einen Moment später: »Er ist ein recht berühmter Dichter, nicht? Reporter haben hier angerufen.«
»Am besten sagen Sie denen gar nichts«, empfahl Rebus.
»Es würde mich wirklich interessieren, wie die Bande überhaupt von uns erfahren hat«, knurrte ihr Mann. »War’s das jetzt, was meinen Sie?«
»Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz.«
»Werden Sie uns weiter ins Haus schneien, obwohl wir Ihnen nichts zu sagen haben?«
»Genau genommen müssen Sie zum Gayfield Square kommen, um Ihre Aussage zu Protokoll zu geben«, teilte Clarke den beiden mit. Wieder zog sie eine Visitenkarte aus ihrer Mappe. »Sie können vorher diese Nummer anrufen und DC Hawes oder DC Tibbet verlangen.«
»Und was soll der ganze Unsinn?«, fragte Roger Anderson.
»Wir untersuchen einen Mordfall, Sir«, erwiderte Rebus eisig. »Ein Mann wurde zu Hackfleisch geprügelt, und der Mörder befindet sich noch immer auf freiem Fuß. Unsere Aufgabe ist, ihn zu finden... Tut mir leid, wenn das für Sie mit irgendwelchen Unannehmlichkeiten verbunden ist.«
»Direkt untröstlich klingen Sie ja nicht, muss ich sagen«, knurrte Anderson.
»Ich versichere Ihnen, Mr. Anderson, mir blutet das Herz – verzeihen Sie, wenn das nicht immer so rüberkommt.« Rebus wandte sich ab, wie um zu gehen, hielt dann aber inne. »Ach übrigens, was ist das für ein Wagen, den Sie unbedingt an einer gut beleuchteten Stelle parken müssen?«
»Ein Bentley – Continental GT.«
»Woraus ich schließen darf, dass Sie bei der FAB nicht gerade in der Poststelle arbeiten?«
»Was nicht bedeutet, dass ich da nicht angefangen habe, Inspector. Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden – ich glaube, ich höre, wie unser Abendessen auf dem Herd verbrutzelt.«
Mrs. Anderson schlug entsetzt eine Hand vor den Mund und schoss in die Küche.
»Wenn es angebrannt ist«, sagte Rebus, »können Sie sich ja immer noch mit ein paar weiteren Gins trösten.«
Anderson befand dies keiner Antwort würdig und stand stattdessen auf, um die zwei Detectives hinauszubegleiten.
»Haben Sie gut gegessen?«, fragte Clarke beiläufig, während sie die Notizen wieder in ihre Mappe legte. »Nach dem Weihnachtskonzert, meine ich.«
»Ziemlich gut, ja.«
»Ich bin immer auf der Suche nach neuen Restaurants.«
»Dieses eine können Sie sich bestimmt leisten«, sagte Anderson mit einem Lächeln, das das Gegenteil zu verstehen gab. »Es heißt Pompadour.«
»Ich werde dafür sorgen, dass er die Rechnung übernimmt.« Clarke nickte in Richtung Rebus.
»Tun Sie das«, sagte Anderson lachend. Er schmunzelte noch immer in sich hinein, als er ihnen die Tür vor der Nase zumachte.
»Kein Wunder, dass seine Frau gern im Garten arbeitet«, murmelte Rebus. »Da bleibt sie wenigstens eine Weile von dem selbstherrlichen Arschloch verschont.« Er ging los und griff in die Tasche nach seinen Zigaretten.
»Wenn ich Ihnen was Interessantes verrate«, neckte Clarke ihn, »spendieren Sie mir dann ein Essen im Pompadour?«
Rebus kämpfte mit seinem Feuerzeug und nickte.
»An der Rezeption des Caledonian lag eine Speisekarte von dem Laden aus.«
Rebus blies eine Rauchfahne in den Nachthimmel. »Und warum?«
»Weil«, sagte Clarke, »das Pompadour zum Caledonian gehört.«
Er starrte sie einen Augenblick lang an, machte dann kehrt und hämmerte ein paarmal mit der Faust an die Tür. Anderson sah wenig erfreut aus, aber Rebus ließ ihm keine Gelegenheit zu protestieren.
»Bevor er überfallen wurde«, erklärte er, »war Alexander Todorow in der Bar des Caledonian.«
»Und?«
»Und Sie waren im Restaurant – Sie haben ihn nicht rein zufällig gesehen?«
»Elizabeth und ich befanden uns nicht einmal in der Nähe der Bar. Es ist ein großes Hotel, Inspector …« Anderson wollte erneut die Tür schließen. Rebus spielte mit dem Gedanken, den Fuß dazwischenzuklemmen; musste Jahre her sein, dass er so etwas gemacht hatte. Aber ihm fielen beim besten Willen keine weiteren Fragen ein, also begnügte er sich damit, Anderson weiter zu fixieren, bis die massive Tür sich zwischen ihnen schloss. Selbst dann starrte er sie noch eine Weile an, um den Mann durch bloße Willenskraft zu zwingen, wieder aufzumachen. Aber Anderson tat ihm den Gefallen nicht. Rebus drehte sich um und ging in Richtung Straße.
»Was denken Sie?«, fragte Clarke.
»Unterhalten wir uns mit der anderen Zeugin. Danach sag ich’s Ihnen.«
Nancy Sievewright wohnte im dritten Stock eines Mietshauses in der
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