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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sie letzten Mittwoch auch da?«
    Goodyear nickte. »Kurzes blondes Haar, Mitte zwanzig …«
    »Kommt mir nicht bekannt vor«, gab Rebus zu. Goodyear schien drauf und dran zu sein, das als Beleidigung aufzufassen, überlegte es sich dann aber anders.
    »Sie waren früher Kirchgänger, stimmt’s?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Hab ich einfach so gehört.«
    »Sie sollten besser nichts auf Gerüchte geben.«
    »Trotzdem, ich hab irgendwie das Gefühl, dass es stimmt.«
    »Mag sein, ja«, räumte Rebus ein und blies Rauch in die Luft. »Vor Jahren hab ich’s in ein paar Kirchen probiert. Antworten hab ich keine gefunden.«
    Goodyear nickte. »Was Colin gesagt hat, trifft auf ziemlich viele Leute zu, glaub ich. Ein geliebter Mensch stirbt, und wir geben Gott die Schuld daran. War das auch bei Ihnen so?«
    »Gar nichts war«, erklärte Rebus mit eisiger Miene und sah dem Mädeltrupp nach, der sich auf die Suche nach der nächsten Tränke machte.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Goodyear, »bin bloß neugierig …«
    »Na, dann gewöhnen Sie sich’s ab.«
    »Wird Ihnen die Arbeit fehlen?«
    Rebus verdrehte die Augen. »Fängt das schon wieder an«, klagte er gen Himmel. »Ich möchte lediglich in Ruhe eine rauchen, und jetzt heißt es Question Time.«
    Goodyear lächelte wieder entschuldigend. »Ich sollte wohl besser gehen, solange ich noch kann.«
    »Aber vorher …«
    »Ja?«
    Rebus musterte die Glut seiner Zigarette. »Heute im Vernehmungsraum … war das das erste Mal, dass Sie Cafferty begegnet sind?« Goodyear nickte. »Er kannte Ihren Bruder – und Ihren Großvater übrigens auch.« Rebus sah die Straße entlang. »Der Pub Ihres Opas war grad einen Block weiter, stimmt’s? Mir fällt der Name nicht mehr ein …«
    »Breezer’s.«
    Rebus nickte. »Als er vor Gericht kam, saß ich im Zeugenstand.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Hochgenommen haben wir ihn zu dritt, aber ich war derjenige, der vor Gericht ausgesagt hat.«
    »Sind Sie mit Cafferty auch je in einer solchen Situation gewesen?«
    »Er wurde beide Male eingebuchtet.« Rebus spuckte auf den Bürgersteig. »Ich hab von Shiv gehört, Ihr Bruder sei in eine Schlägerei verwickelt gewesen. Mit ihm alles in Ordnung?«
    »Ich glaub schon.« Goodyear schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Hören Sie, ich sollte jetzt besser gehen.«
    »Tun Sie das. Wir sehen uns morgen.«
    »Nacht dann.«
    »Nacht«, sagte Rebus und sah ihm nach. Schien kein übler Junge zu sein. Ganz anständiger Cop. Vielleicht konnte Shiv was aus ihm machen … Rebus erinnerte sich recht gut an Harry Goodyear. Sein Lokal war berüchtigt gewesen – Speed, Koks und ein bisschen H, alles war in dem Laden vertrieben worden, Harry selbst bloß ein kleiner Fisch, der periodisch mit der Polizei im Clinch lag. Rebus hatte sich damals gefragt, wie er überhaupt an eine Ausschanklizenz gekommen war.Wahrscheinlich wechselte ein bisschen Geld den Besitzer, und jemand im Stadtrat hat ihm die Stange gehalten. Freunde konnte man sich jederzeit kaufen. Es gab mal eine Zeit, da hatte Cafferty selbst eine Handvoll Stadträte in der Tasche gehabt. Auf die Art war er allen immer einen Schritt voraus; dafür wäre keine Investition zu hoch gewesen. Er wollte auch Rebus kaufen, aber da hatte er sich geschnitten.
    »Nicht meine Schuld, dass Opa Goodyear im Knast gestorben ist …«
    Er drücke seine Zigarette aus und wandte sich zur Tür, hielt dann aber inne. Was erwartete ihn im Lokal? Noch ein Drink und dazu ein paar junge Spunde – Shiv, Phyl und Col diskutierten bestimmt über den Fall, jonglierten mit Ideen. Und was genau konnte Rebus beisteuern? Er steckte sich noch eine Zigarette an und ging los.
    Er bog nach links in die Frederick und dann nach rechts in die Princes Street ein. Von unten angestrahlt, zeichnete sich die Burg vor dem Nachthimmel ab. In den Princes Street Gardens wurde die Kirmes aufgebaut und am unteren Ende des Mound die Marktstände und Buden. Der Rummel würde die Kauflustigen in der Vorweihnachtszeit wie ein Magnet anziehen. Er glaubte, Musik zu hören; vielleicht wurde die Freilufteisbahn getestet. Gruppen von Jugendlichen wuselten an den Ladenfronten vorbei, ohne ihm die geringste Beachtung zu schenken. Wann bin ich eigentlich unsichtbar geworden?, fragte sich Rebus. Als sein Blick auf sein Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe fiel, sah er eine kräftige, massige Gestalt. Doch diese Kids scherten sich einen Dreck um ihn, als existierte er in ihrer

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