Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Geschichte schon.« Rebus wandte sich vom Fenster ab und sah sich ein paar der Albumcover an – keine CDs, richtige LPs. »Caravan«, sagte er. »Das Beste, was Canterbury je hervorgebracht hat … wusste gar nicht, dass es noch Leute gibt, die sich das anhören.« Es gab noch weitere Cover, die er wiedererkannte: die Fairports und Davey Graham und Pentangle.
    »Studiert hier vielleicht jemand Archäologie?«, fragte er.
    »Ich mag viele von den alten Sachen«, erklärte Gentry. Er nickte in Richtung der Zimmerecke. »Ich spiele Gitarre.«
    »Anscheinend«, bestätigte Rebus, als er eine sechsseitige Akustikgitarre auf ihrem Ständer sah, und eine Twelvestring, die dahinter auf dem Fußboden lag. »Sind Sie gut?«
    Anstatt zu antworten, griff sich Gentry die Sechsseitige und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf das Sofa. Er fing an zu spielen, und Rebus sah, dass er sich die Fingernägel an der rechten Hand auf Plektronlänge hatte wachsen lassen. Rebus kannte das Stück, konnte es aber nicht unterbringen.
    »Bert Jansch?«, tippte er beim Schlussakkord.
    »Aus dem Album, das er mit John Renbourn gemacht hat.«
    »Hab ich seit Jahren nicht mehr gehört.« Rebus nickte anerkennend. »Sie sind ziemlich gut, mein Sohn. Ein Jammer, dass Sie nicht davon leben können, was? Dann hätten Sie vielleicht nicht angefangen zu dealen.«
    »Was?«
    »Nancy hat uns alles erzählt.«
    »Mal langsam, ja?« Gentry legte die Gitarre beiseite und stand auf. »Was sagen Sie da?«
    »Ein tauber Musiker?« Rebus klang ehrlich beeindruckt.
    »Ich höre, was Sie sagen, ich weiß bloß nicht, warum Nancy das behauptet haben sollte.«
    »In der Nacht, wo der Dichter ermordet wurde, war sie auf dem Weg zu dem Typen, mit dem Sie sie bekannt gemacht haben, um eine Lieferung abzuholen.«
    »Das hat sie nicht gesagt.« Gentry versuchte, selbstsicher zu klingen, aber seine Augen verrieten Rebus etwas ganz anderes. »Ich hab sie mit niemandem bekannt gemacht!«
    Rebus zuckte die Schultern, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen. »Kratzt mich nicht«, meinte er. »Nancy sagt, Sie dealen, Sie sagen, das stimmt nicht … Wir wissen alle, dass hier Stoff geraucht wird.«
    »Stoff, den sie von ihrem Freund kriegt«, platzte Gentry heraus. Doch dann verbesserte er sich. »Er ist nicht mal ihr Freund … das bildet sie sich bloß ein.«
    »Wer soll das sein?«
    »Weiß ich nicht. Ich meine, er ist ein paarmal hier gewesen, aber vorgestellt hat er sich bloß als Sol – behauptet, das wär Lateinisch für ›Sonne‹. So helle kommt er mir allerdings nicht vor.«
    Rebus lachte, als ob das der beste Witz wäre, den er seit langem gehört hatte, aber Gentry verzog keine Miene.
    »Ich glaub’s einfach nicht, dass sie versucht haben soll, mich da mit reinzuziehen«, murmelte er in sich hinein.
    »Eine Freundin hat sie auch noch mit reingezogen«, verriet ihm Rebus. »Hat sie dazu gebracht, ihr ein Alibi zu verschaffen.« Rebus ließ das ominöse Wort im Raum stehen.
    »Alibi?«, echote Gentry. »Herrgott, Sie glauben, sie hätte den Typen umgebracht?«
    Rebus zuckte lediglich wieder die Schultern. »Verraten Sie mir eins«, sagte er, »besitzt Nancy so was wie ein Cape oder einen Kapuzenmantel? So was in der Art wie eine Mönchskutte?«
    »Nein.« Gentry wirkte völlig verdutzt.
    »Haben Sie schon mal ihre Freundin Gill getroffen?«
    »Das Spatzenhirn aus der New Town?« Gentry verzog das Gesicht.
    »Sie kennen sie also?«
    »Sie war vor einiger Zeit auf einer Party hier.«
    »Wie man hört, schmeißt sie selbst auch ganz ordentliche Partys. Sie könnten anbieten, da zu spielen.«
    »Eher geb ich mir die Kugel.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht – genauso wie ich mir lieber Dick Gaughan als James Blunt anhören würde.« Rebus schniefte lautstark und zog ein Taschentuch aus der Tasche. »Dieser Sol … haben Sie seine Adresse?«
    »Leider nein.«
    »Kein Problem.« Rebus stand jetzt wieder am Fenster und steckte das Taschentuch ein, während er auf die Straße hinuntersah. Nicht mehr lange, und Nancy Sievewright würde zurückkommen. Zum oberen Ende der Leith Street, dann North Bridge und Hunter Square … »Spielen Sie nur, oder singen Sie auch?«
    »Ein bisschen.«
    »Aber nicht in einer Band?«
    »Nein.«
    »Sie sollten rauf nach Fife. Ein Freund von mir meint, dass es da so’ne Art Akustikszene gibt.«
    Gentry nickte. »Ich hab schon mal in Anstruther gespielt.«
    »Komischer Gedanke, dass der East Neuk das Zentrum von was auch immer sein soll

Weitere Kostenlose Bücher