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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nennen?«
    »Da können Sie einen drauf lassen!«
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Durch einen Freund.«
    »Ihren Mitbewohner? Den mit dem Lidstrich?«
    »Geht Sie nix an.«
    »An dem Tag, als ich da war, kam ein ziemlicher Duft aus dem Wohnzimmer herausgeweht …« Sievewrights Lippen blieben zusammengepresst. »Stehen Sie mit Ihren Eltern in Kontakt, Nancy?«
    Die Frage schien die junge Frau aus dem Konzept zu bringen. »Daddy hat sich abgesetzt, als ich zehn war.«
    »Und Ihre Mum?«
    »Wohnt in Wardieburn.«
    Nicht gerade das netteste Viertel. »Sehen Sie sie oft?«
    »Was wird das hier – ein Streetworkergespräch?«
    Clarke lächelte nachsichtig. »Hat Mr. Anderson Sie weiter belästigt?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Glauben Sie, er lässt sich wieder blicken?«
    »Das würd ich ihm nicht raten.«
    »Das Komische ist, er arbeitet bei der Bank von Gills Dad.«
    »Na und?«
    »Gill hat Sie nie auf eine ihrer Partys mitgenommen? Wär’s nicht möglich, dass Mr. Anderson Sie dort gesehen hat?«
    »Nein«, sagte Sievewright entschieden. Clarke lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und legte die Hände flach auf den Tisch.
    »Noch einmal, nur damit’s ganz klar ist: Sie sind keine Prostituierte, und er ist keiner Ihrer Freier?« Sievewright starrte sie böse an, arbeitete sichtlich an einer passenden Antwort. Clarke ließ ihr keine Chance dazu. »Das war’s dann, glaube ich«, sagte sie. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Ich hatte ja kaum eine Wahl«, nörgelte sie.
    »Die Vernehmung endet um …« Clarke sah auf ihre Uhr und sagte die Uhrzeit ins Mikrofon, schaltete dann das Gerät aus, holte beide Kassetten heraus und steckte sie in zwei durchsichtige Plastiktüten. Eine davon reichte sie Sievewright. »Noch mal danke.« Die junge Frau schnappte sich das Tütchen. »PC Goodyear wird Sie hinausbegleiten.«
    »Fährt er mich nach Hause?«
    »Wir sind hier kein Taxiunternehmen.«
    Sievewright schürzte die Oberlippe, damit Clarke wusste, was sie davon hielt. Goodyear führte sie hinaus, während Clarke mit einem Kopfzucken andeutete, dass sie sich gleich oben sehen würden. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, führte Clarke ihr Handy ans Ohr.
    »Alles mitgekriegt?«
    »Weitgehend«, sagte Rebus’ Stimme. Sie hörte, dass er sich eine Zigarette ansteckte.
    »Das wird uns ein Vermögen an Handygebühren kosten.«
    »Hängt davon ab, wo Sie die weiteren Vernehmungen durchführen«, erklärte er ihr. »Außerhalb der Wache kann ich überall dabei sein. Corbyn hat lediglich Gayfield für off limits erklärt.«
    Clarke schob die Kassette in die Akte und klemmte sich diese unter den Arm. »Glauben Sie, ich habe alles aus ihr rausgeholt, was für mich wichtig war?«, fragte sie.
    »Sie haben’s prima gemacht. Es war gut, sich ein paar von den entscheidenden Fragen bis zum Schluss aufzusparen … ich kriegte allmählich Angst, Sie würden vergessen, sie überhaupt zu stellen.«
    »Habe ich irgendwas ausgelassen?«
    »Mir fällt jedenfalls nichts ein.«
    Sie war jetzt draußen auf dem Korridor und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass es da an die acht Grad kühler war.
    »Eine Sache allerdings«, fügte Rebus hinzu. »Warum haben Sie nach ihren Eltern gefragt?«
    »Weiß auch nicht genau. Vielleicht weil wir so viele von ihrer Sorte kennen: alleinerziehende Mutter, die wahrscheinlich auch noch arbeitet, wodurch die Tochter genügend Zeit hat, auf Abwege zu geraten …«
    »Werden Sie mir auf meine alten Tage noch zu einer Linken?«
    »In Wardieburn aufgewachsen … und plötzlich wird man zu Partys in der New Town eingeladen.«
    »Und verhökert dort Drogen«, erinnerte Rebus sie. Clarke stieß mit der Schulter die Tür nach draußen zum Parkplatz auf. Da saß er in seinem Saab, Handy am Ohr und eine Zigarette in der anderen Hand. Sie klappte ihr Handy zu und öffnete die Beifahrertür, stieg ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Rebus hatte sein Handy schon wieder eingesteckt.
    »Ist das alles?«, fragte er, während er die Hand nach der Akte ausstreckte.
    »Alles, was ich kopieren konnte, ohne dass die lieben Kollegen Argwohn schöpfen.«
    Er holte den zweifingerstarken Stoß blütenweißes Schreibpapier heraus. »Sie haben inzwischen alle Tricks drauf, Kwai Chang Caine.«
    »Wären Sie dann Meister Po?«
    »Hätte nicht gedacht, dass Sie alt genug für Kung Fu sind.«
    »Alt genug für die Wiederholungen.« Sie schwieg einen Moment, während er die Akte auf den Rücksitz legte.

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