Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
längst gegeben, Sie blöde Kuh!«
Clarke sparte sich eine Erwiderung, wartete lediglich darauf, dass sich Nancy beruhigte. Das Gesicht des Mädchens entgleiste, und sie wusste, dass sie sich verplappert hatte.
»Ich meine damit …«, stotterte sie, aber ihr fiel keine passende Lüge ein.
»Gill Morgan hatte Ihnen Geld gegeben, damit Sie ihr etwas Dope besorgen«, stellte Clarke fest. »Um ehrlich zu sein – und das ist jetzt fürs Protokoll -, kümmert’s mich einen feuchten Dreck. Klingt für mich nicht so, als wären Sie eine Profidealerin. Wenn Sie eine wären, hätten Sie an dem Abend die Flatter gemacht und nicht auf uns gewartet. Aber das lässt mich vermuten, dass Sie zu dem Zeitpunkt nichts bei sich hatten, was wiederum bedeutet, dass Sie entweder auf Ihren Dealer warteten oder aber auf dem Weg zu ihm waren.«
»Ja?«
»Ich hätte nichts dagegen zu erfahren, welche von beiden Möglichkeiten zutrifft.«
»Die zweite.«
»Sie waren auf dem Weg zu Ihrem Dealer?«
Sievewright nickte. »Nancy Sievewright nickt«, sagte Clarke für die Bänder. »Sie standen also nicht vor dem Parkhaus herum?«
»Hab ich doch schon gesagt, oder?«
»Ich wollte mich nur vergewissern.« Clarke blätterte effektvoll zu einer anderen Seite der Akte. »Ms. Morgan hat den Ehrgeiz, Schauspielerin zu werden«, stellte sie fest.
»Klar.«
»Haben Sie sie schon mal in irgendwas gesehen?«
»Ich glaub nicht, dass sie schon in irgendwas gespielt hat.«
»Das klingt etwas zynisch.«
»Zuerst wollte sie Journalistin werden, dann TV-Moderatorin, dann Model …«
»Was man flatterhaft nennen könnte«, bestätigte Clarke.
»Nennen Sie’s, wie Sie wollen.«
»Muss aber doch Spaß machen, mit ihr durch die Gegend zu ziehen, oder?«
»Sie kriegt gute Einladungen«, gab Sievewright zu.
»Nimmt Sie aber nicht immer mit?«, sagte Clarke.
»Nicht so oft.« Sievewright setzte sich auf ihrem Stuhl um.
»Wie haben Sie sich beide eigentlich noch mal kennengelernt?«
»Auf einer Party in der New Town … ich bin mit einem ihrer Freunde in einer Kneipe ins Gespräch gekommen, und er meinte, ich könnte mit ihnen mit.«
»Wissen Sie, wer Gills Vater ist?«
»Ich weiß, dass er einiges an Knete haben muss.«
»Er leitet eine Bank.«
»Passt ja.«
Clarke blätterte wieder um. Ehrlich, sie hätte Rebus am liebsten dabeigehabt, um Ideen an ihm auszutesten und ihm einen Teil der Arbeit zu überlassen, während sie zwischen den einzelnen Runden ihre Gedanken sammelte.Todd Goodyear wirkte steif und unsicher und nagte an seinem Stift wie ein Biber an einem besonders saftigen Stück Holz.
»Sie arbeitet bei einer der städtischen Geistertouren mit, wussten Sie das?«, fragte Clarke dann.
»Kann ich was zu trinken haben oder so?«
»Wir sind gleich fertig.«
Sievewright machte ein Gesicht wie ein Kind, das gleich ernsthaft zu schmollen beginnt. Clarke wiederholte ihre Frage.
»Einmal hat sie mich mitgenommen«, gab das Mädchen zu.
»Wie war’s?«
Sievewright zuckte die Achseln. »Och, ganz okay. Bisschen langweilig vielleicht.«
»Sie haben sich nicht gefürchtet?« Die Antwort bestand in einem verächtlichen Schnauben. Clarke klappte die Akte langsam zu, als wollte sie Schluss machen. Aber sie hatte noch ein paar Fragen auf Lager, wartete, bis Sievewright Anstalten machte aufzustehen, bevor sie die erste davon stellte. »Erinnern Sie sich an den Umhang, den Gill trägt?«
»Was für’n Umhang?«
»Wenn sie den Wahnsinnigen Mönch spielt.«
»Was ist mit dem?«
»Haben Sie ihn je in ihrer Wohnung gesehen?«
»Nein.«
»Ist sie jemals in Ihrer Wohnung gewesen?«
»War einmal zu’ner Party da.«
Clarke tat so, als würde sie ein paar Augenblicke darüber nachdenken. »Sie wissen, dass ich Sie nicht wegen irgendwelcher Drogendelikte drankriegen will, Nancy, aber die Adresse Ihres Dealers hätte ich schon gern gewusst.«
»Können Sie sich abschminken.« Das Mädchen klang trotzig. Sie saß noch immer wie zum Aufstehen bereit; in ihrer Vorstellung war sie praktisch schon weg, was bedeutete, dass ihr daran gelegen sein würde, etwaige letzte Fragen möglichst schnell hinter sich zu bringen. Clarke trommelte mit den Fingernägeln auf die geschlossene Akte.
»Aber Sie kennen ihn ganz gut?«
»Sagt wer?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass Sie auf dieser ersten Party etwas Dope dabeihatten; würde erklären, warum Sie beide sich so schnell angefreundet haben.«
»Und?«
»Und Sie wollen mir also keinen Namen
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