Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
protestieren konnte, hatte Tuttle die Kugeln neu arrangiert, und sie ließ sich zu einem weiteren Spiel überreden.
Sie hatte noch nie zu denjenigen gehört, die absichtlich verloren – weder um jemanden über den Tisch zu ziehen noch um dafür zu sorgen, dass sich ein Mann nicht ganz so mies fühlte.
Tuttle spielte die erste Kugel an, die gegen die Bande prallte und dabei die Zwei berührte, ehe sie in der Tasche verschwand. Tuttle grinste, als hätte er genau das beabsichtigt. Als Nächstes schoss er auf die orange Kugel und versenkte sie – wenn auch leider dicht gefolgt von der weißen.
»Du lässt dich doch nicht von einem Mädchen fertigmachen,
oder?«, rief Victor seinem Bruder zu. »Ihr Kerle seid eine echte Schande für die Familie.«
»Halt die Klappe, Victor«, knurrte Tuttle, während Kate die weiße Kugel neben dem Kopfpunkt platzierte.
»Ich war schon ein paarmal in Vegas. Bist du eines von diesen Showgirls, die in einer Oben-ohne-Bar auftreten?«, wollte Tuttle wissen und kicherte wie ein Dreizehnjähriger.
Sie warf ihm einen viel sagenden Blick zu, ehe sie zuerst die Neun und dann die Fünfzehn versenkte. Wenn er glaubte, er könnte sie mit seinem Geschwafel aus der Ruhe bringen, irrte er sich gewaltig. Sie hatte in einem Haus Pool spielen gelernt, das vom Lärm ihrer lauten Brüder und deren Freunde erfüllt gewesen war. »Ich fürchte, nein.«
»Hast du schon mal in der Chicken Ranch gearbeitet?« Offenbar fand er seine Bemerkung wahnsinnig witzig, denn er bog sich vor Lachen.
Kate ging nicht weiter darauf ein, sondern versenkte die Vierzehn in der Seitentasche, dann die Zehn.
»Willst du mal auf unsere Ranch kommen?«, fragte er.
Als Nächstes waren die Elf und die Zwölf an der Reihe. »Nein, danke.«
»Ich könnte dir mal die Pferde zeigen. Es kommen eine Menge Mädchen zu uns raus, um die Pferde zu reiten.«
Aus irgendeinem Grund bezweifelte Kate, dass »eine Menge Mädchen« auch nur in die Nähe der Worsley-Ranch kamen. Sie ging zur anderen Seite des Tisches und wartete, bis Rob seinen nächsten Stoß beendet hatte. Als er fertig war, versenkte sie die Sechs und die Drei. Sie legte die Hand auf den Rand des Tisches und setzte zu einem Bandenstoß an, den sie in der Vergangenheit schon unzählige Male gemacht hatte, doch dieses Mal verfehlte sie ihr Ziel um Haaresbreite.
Sie richtete sich auf und trat einen Schritt zurück, wobei sie
an etwas Hartes, Unnachgiebiges stieß. Sie sah über ihre Schulter, vorbei an dem blauen Flanellstoff, an Robs Kinn und seinem Mund, bis ihr Blick an seinen Augen hängen blieb. Es herrschte reger Betrieb im Raum, aber so voll war es nun auch wieder nicht. Er stand ihr mit Absicht im Weg, weil er sie ärgern wollte.
»Könnten Sie ein Stück zur Seite treten?«, fragte sie.
»Ja, könnte ich.« Doch er tat es nicht. Stattdessen legte er seine riesigen Hände um ihre Oberarme, als wollte er sie zur Seite schieben, doch auch das tat er nicht. Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte sie den Drang, sich gegen seine Brust sinken zu lassen, seine Wärme zu spüren, sich umzudrehen, das Gesicht in seinem weichen Kragen zu vergraben und seinen Geruch in sich aufzusaugen.
Es war verdammt lange her, sagte sie sich, einfach nur lange her, seit sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte. Ihre Gedanken hatten also nichts mit Rub Sutter zu tun. Außer den Worsley-Brüdern hätte es im Prinzip jeder sein können. Na gut, Mr. Dean schied wohl auch aus.
»Die Worsley-Brüder sind gemeine Dreckskerle«, sagte er und beugte sich ein wenig vor, so dass der Schirm seiner Mütze ihre Schläfe streifte. Der Geruch seiner warmen Haut drang tief in ihre Nase. »Nicht die Art Jungs, denen ein Mädchen seine Tätowierung zeigen sollte.«
Sie wandte den Kopf ab und blickte in den Schatten unter dem Mützenschirm. »Wow, danke für die Warnung. Und dabei wollte ich gerade die Hosen runterlassen.«
Seine Lippen waren noch immer zu einer schmalen Linie zusammengepresst, als er seine Hand über ihren Arm und ihre Schulter wandern ließ und seine langen, warmen Finger ihr Haar im Nacken zur Seite schoben.
»Was machen Sie da?«
»Diesen Hinterwäldlern, die mich in den Arsch treten wollen, zeigen, dass ich nicht schwul bin.« Sein warmer Atem erfüllte ihre Ohrmuschel, und alle, die ihnen zusahen, hätten glauben können, er flüstere ihr irgendwelche unartigen Dinge ins Ohr. »Einen oder zwei kann ich in Schach halten, aber eine ganze Bar voll … das
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