Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)

Unterkiefer und den Bart, der seinen Mund einrahmte.
    »Außerdem brauche ich getrocknete schwarze Johannisbeeren«, fuhr er an Stanley gewandt fort, während sein Blick Kate folgte, bis sie im Hinterzimmer verschwunden war.
    Links neben ihr befand sich eine Tür, die auf den Hof neben dem Haus hinausging. Kate nahm einige Schachteln und trat nach draußen. Sie fragte sich auch, ob Rob ihr glaubte, dass sie das Gerücht über ihn nicht in Umlauf gebracht hatte. Er hatte dazu gar nichts mehr gesagt, denn ihre Unterhaltung hatte im Grunde an dem Punkt geendet, als sie seine vermeintliche erektile Dysfunktion ins Spiel gebracht hatte.
    Sie warf die Schachteln in den Abfallcontainer und schloss den Deckel. Sie hatte das halb im Scherz gesagt, doch ihre Worte schienen ihn so getroffen zu haben, dass sie sich nur fragen konnte, ob sie nicht unabsichtlich einen wunden Punkt erwischt hatte. Seit dem ersten Abend, als sie einander begegnet waren, sagte sie sich, dass er impotent sein musste, doch wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie nie so recht daran geglaubt. Nicht bis zu dem Augenblick, als er es so vehement bestritten hatte. Vielleicht hatte er ja durch die Schießerei in diesem Teil seines Körpers psychischen oder körperlichen Schaden davongetragen?
    Das Lachen ihres Großvaters drang an ihre Ohren, als sie ins Hinterzimmer zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss. Sollte Rob allen Ernstes ein Problem in den unteren Körperregionen haben, würde sie es aufrichtig bereuen, Witze darüber gerissen zu haben. An sich war sie kein gemeiner Mensch. Sie mochte gelegentlich ein wenig unsensibel sein, aber sie würde ganz bestimmt nie jemandem mit Absicht wehtun.
    Einen Moment mal! Sie blieb abrupt neben der auf Hochglanz polierten Fleischschneidemaschine ihres Großvaters stehen. Sie hatte Mitleid mit Rob? Wie war es denn dazu gekommen?
    Sie lehnte sich gegen die verchromte Arbeitsfläche und legte die Handfläche an die Stirn. Sie wollte kein Mitleid für Rob empfinden. Denn wenn sie Mitleid mit ihm hatte, bestand die
Gefahr, dass ihre Sympathie für ihn weiter wuchs und sie ihn am Ende doch noch mochte. Und ihn zu mögen würde automatisch in Demütigungen und Zurückweisung gipfeln. Und sie wollte sich doch von Männern fernhalten, die sie nur benutzten und schlecht behandelten.
    Rob Sutter war der Inbegriff des üblen Burschen.
    »Katie«, sagte ihr Großvater und trat ins Hinterzimmer. »Ich habe eine Lieferung für dich.«
    »Für wen?«
    »Hazel Avery. Sie hat dieselbe schwere Grippe erwischt wie du vor ein paar Tagen.«
    »Wieso hat sie dann nicht bei Crum’s Pharmacy angerufen? Die liefern doch auch nach Hause.« Sie hielt eine Hand hoch, bevor er ihre Frage beantworten konnte. »Vergiss es. Ich kenne die Antwort. Weil du süßer bist als Fred Crum, der Apotheker.«
    Stanleys Wangen färbten sich rosa, während er ihr eine Tüte mit einer Flasche Hustensaft und einer Schachtel Grippetabletten reichte. »Danke«, sagte er.
    »Ist Rob noch vorn im Laden?«
    »Er ist weg, aber ich glaube, er ist nur über den Parkplatz gegangen. Wenn du dich beeilst, erwischst du ihn bestimmt noch.«
    Kate zog ihre Jacke an und schnappte ihre Handtasche. Seit der Prügelei im Buckhorn versuchte ihr Großvater noch eifriger, sie mit Rob in Kontakt zu bringen. »Ist nicht so wichtig. Es reicht auch ein anderes Mal.« Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und zog ihr Haar aus dem Kragen ihrer Jacke. »Es sollte nicht allzu lange dauern«, meinte sie und nahm ihrem Großvater die Tüte aus der Hand. Zumindest hoffte sie, dass es nicht lange dauern würde. Beim letzten Mal hatte sie ihre Liefertour zu den Fernwoods drüben in Tamarack geführt. Sie hatten sie ins Haus gebeten, ein Baby-Fotoalbum aufgeschlagen und ihr bestimmt hundert Fotos ihres neu geborenen Enkelkinds
gezeigt. Sie hatten versucht, sie mit Kuchen vollzustopfen, und sie gezwungen, sich endlose Geschichten über ihre Tochter Paris und deren Ehemann Myron anzuhören. Myron war in der Welt des Profi-Zwergwüchsigen-Wrestlings besser unter dem Namen Myron der Zerstörer bekannt. Allem Anschein nach machte Myron im Moment beim Wrestling in Mexiko mit seiner neuesten legendären Angriffstaktik namens »Tornado« von sich reden.
    Was erheblich mehr Informationen waren, als sie eigentlich über den Schwiegersohn der Fernwoods haben wollte. Kate verließ den M & S Market und trat in die strahlende Nachmittagssonne. Sie ging den Gehsteig entlang bis zu ihrem Honda