Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
Schwips hatten, trotzdem haben Sie ganz genau gewusst, was Sie tun.«
Das stimmte zwar, aber sie würde es unter keinen Umständen zugeben. »Ich wollte nur ein einziges Mal eine Fantasie ausleben. Einen einzigen Abend lang, das ist alles. Ist das so schrecklich?« Der Kragen ihrer Marinejacke streifte ihr Kinn, als sie durch das Beifahrerfenster auf die dunkle Silhouette der Pinien am Straßenrand hinaussah. »Ich wollte einen Mann aufgabeln und ihn benutzen. Ihn nach allen Regeln der Kunst flachlegen, und dann, wenn ich mit ihm fertig bin, wollte ich ihn vor die Tür setzen und nie wieder sehen. Aber Sie sehen ja selbst, was daraus geworden ist.« Sie war eiskalt abserviert worden und hatte darüber hinaus ein paar Wochen später eine
zweite Lektion erteilt bekommen. »Warum gelten wir Frauen eigentlich immer gleich als Schlampen, wenn wir unsere Fantasien ausleben? Warum fühlt sich die Gesellschaft von starken Frauen bedroht, die sich einfach nehmen, was sie haben wollen? Männer machen Frauen in Bars ständig unmoralische Angebote und verhalten sich dabei doch auch nur wie Männer.«
Sie sah nach vorn durch die Windschutzscheibe. Die Scheinwerfer erhellten die Straße vor ihnen, und sie hielt einen Augenblick inne, um über die Ungerechtigkeit all dessen nachzudenken. »Wieso macht man bei Frauen in dieser Hinsicht so große Unterschiede? Wir haben die Kontrolle über unsere Fruchtbarkeit, müssen uns aber nach wie vor den alten archaischen Moralvorstellungen unterwerfen. Selbst im 21. Jahrhundert können Frauen ihre Sexualität nicht mit derselben Offenheit ausleben. Wenn wir es tun, gelten wir als Schlampen. Was ist so falsch daran, wenn wir Frauen zugeben, dass wir genauso über Sex denken wie Männer?«
Erschöpft von diesem Ausbruch stieß Kate einen Seufzer aus und ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken. Einige Sekunden lang war es totenstill im Wagen, so dass sie beinahe fürchtete, er habe ihr gar nicht zugehört.
Doch das hatte er. »Sie hatten also vor, mich so richtig flachzulegen?«
»Ja«, erwiderte sie seufzend. »Aber wir wissen ja beide, wie das Ganze geendet hat. Sie haben die Beine in die Hand genommen und sind so schnell es ging davongelaufen.«
»Ich bin nicht davongelaufen.«
»Im Grunde schon.«
Er streckte die Hand aus, betätigte einige Knöpfe am Navigationssystem und schaltete die Stereoanlage ab, ehe er ihr einen Seitenblick zuwarf. Er hatte nachdenklich die Brauen zusammengezogen. Nach einer Sekunde richtete er seine Aufmerksamkeit
wieder auf die Straße, und als er das Wort ergriff, war seine Stimme eine Spur sanfter als zuvor. »Und wie wollten Sie mich nach allen Regeln der Kunst flachlegen?«
»Vergessen Sie’s.«
»Verraten Sie es mir, wenn ich Sie darum bitte?«
»Nein.«
»Ich bezahle Sie auch dafür.«
»Nein. Sie halten mich doch sowieso schon für ein Flittchen.«
Er warf ihr einen kurzen Blick zu, ehe er wieder nach vorn sah. »Ich halte Sie nicht für ein Flittchen.«
»Doch, das tun Sie. Sie haben meine Hand gepackt und sie auf Ihren Schritt gelegt. Das sagt mir, dass Sie mich für ein billiges Flittchen halten.«
Die Beleuchtung der Armaturen ließ die Umrisse seines Barts und seine ernste Miene noch deutlicher hervortreten. »Ich hätte Ihre Hand nicht nehmen dürfen.«
»Nein«, bestätigte sie. »Das hätten Sie wirklich nicht tun dürfen.«
»Ich habe mich dazu verleiten lassen.«
Das mochte sein.
Wieder breitete sich eine verlegene Stille zwischen ihnen aus. »Finden Sie wirklich, dass Frauen im Hinblick auf Sex genauso denken können wie Männer?«
»Ja«, antwortete sie, obwohl sie nie die Gelegenheit hatte, es selbst auszuprobieren. Der Kerl hinter dem Steuer des Hummer hatte ihr die einzige Chance gründlich vermasselt.
»Glauben Sie, Frauen können sich einfach nur amüsieren, mehr nicht?«
»Ja.« Zumindest in der Theorie. »Sie nicht?«
»Ich dachte es immer, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher.«
Sie gelangten in die Stadt und fuhren an dem großen beleuchteten Texaco-Schild vorbei. »Wieso nicht?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits zu kennen glaubte.
»Sex kann Frauen in Psychopathinnen verwandeln«, antwortete er.
»Das ist doch lächerlich.« Ja, das war mehr oder weniger die Antwort, die sie von ihm erwartet hatte. »Sex verwandelt niemanden in einen Psychopathen. Solche Menschen waren auch vor dem Sex schon psychotisch veranlagt.«
»Ja, aber das weiß man eben vorher nicht. Eine Frau kann
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