Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
okay«, sagte ich und stieg aus.
    Ich winkte ihnen zum Abschied zu, lief die Straße hoch, an den Straßensperren vorbei und durch die Menge der Trauernden. Wer auch immer da gestorben war, er war eine ganze Jazz-Parade wert, der Leute mit Schirmen folgten. Ich fühlte mich wie ein Statist in einem Film.
    Es war dunkel. Nach dem Kino waren wir ins Camellia Grill gegangen, wo es mir unglaublich gut gefallen und wo ich mich mit Nusswaffeln vollgestopft hatte. Inzwischen war es fast acht Uhr. Ich sah nach, ob ich bis Montag noch Hausaufgaben aufhatte. Die Vorstellung, dass ich nach all dem, was ich in den letzten Tagen durchgemacht hatte, auch noch an Hausaufgaben denken musste, schien vollkommen absurd. Aber Bildung wartete wohl auf niemanden.
    Kevin LaTour. Er war wirklich nett gewesen. Abgesehen davon war er einer der Besten in der Schule und noch dazu witzig. Er wirkte so viel jünger als Luc. Na ja, genau genommen war er das auch. Aber trotzdem, selbst wenn Luc erst neunzehn oder so gewesen wäre, Kevin hätte dagegen immer noch jünger gewirkt. Wie ein Junge eben.
    Aber ein sehr netter Junge.
    Und Sylvie war super und so süß mit ihrem Freund. Ich war wirklich froh, dass ich sie kannte. Eine kleine Insel der Normalität inmitten meines stürmischen Lebens.
    Auch als ich den Trauerzug hinter mir gelassen hatte, waren die Straßen immer noch belebt und hell erleuchtet. Weniger als fünf Minuten später ging ich durch das Seitentor zu Axelles Wohnung. Ich hoffte, Luc würde nicht schon wieder dort sein. Ich wusste nicht, wie viele weitere schreckliche, herzzerreißende, dramatische Szenen ich noch aushalten würde. Keine eigentlich.
    Gerade als ich meinen Schlüssel ins Schloss stecken wollte, hörte ich Stimmen, die im Inneren der Wohnung lauter wurden. Ich rührte mich nicht und horchte. Horchte mit jeder einzelnen Faser meines Körpers, nicht nur mit meinen Ohren. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, die Worte dort drinnen seien kleine Pfeile, die direkt durch die Tür geschossen kamen…
    »W ie kannst du es wagen!« Das war Daedalus.
    »D as hättest du aber mit ihr besprechen müssen.« Axelle. »D u weißt, dass sie hier glücklich ist. Ich kann nicht glauben, dass du so etwas hinter meinem Rücken veranstaltest!«
    »D as ist unverzeihlich!« Daedalus klang wichtigtuerisch wie immer. »V errat!«
    »A ch, Daedalus, jetzt halt mal die Luft an«, sagte eine weitere Stimme. Petra! Es war Petra!
    Ich sperrte die Tür auf und rannte in die Wohnung. »P etra! Du bist wieder da!«
    Sie umarmte mich und ich sie, mit geschlossenen Augen. Dabei fiel mir auf, wie unglaublich froh ich war, obwohl ich sie doch eigentlich nicht besonders gut kannte. Aber ich gehörte zu ihr, weil meine Schwester zu ihr gehörte.
    Endlich lösten wir uns voneinander. Sie hielt mich eine Armlänge von sich weg und betrachtete prüfend mein blaues Auge.
    »W ann bist du zurückgekommen?«, fragte ich. »W eiß Clio Bescheid?«
    »J a, das tut sie«, sagte Petra lächelnd. »I ch bin heute am späten Morgen eingetroffen und habe Clio am Nachmittag gesehen. Und jetzt bin ich hier bei dir.«
    »W as ist mit deinem Auge passiert?«, fragte Axelle.
    »I ch… bin gegen eine Tür gelaufen«, sagte ich. Ich würde Petra später die Wahrheit sagen.
    Axelles Augen wurden schmal, als wüsste sie, dass ich log. Aber das war mir egal.
    »O h, ich bin froh, dass du wieder da bist«, sagte ich an Petra gewandt, und sie lächelte erneut.
    »W enn ich gewusst hätte, dass ich so enthusiastisch empfangen werde, wäre ich schon viel früher mal weggefahren«, sagte sie. »A ber ich bin auch sehr froh, zurück zu sein und dich zu sehen. Und ich habe Neuigkeiten für dich.«
    »P etra«, sagte Daedalus warnend, doch sie ignorierte ihn.
    »H ast du Hunger, Thais?«, unterbrach Axelle sie. »W illst du etwas zu trinken?«
    »W as?« Darüber hatte sie sich noch nie Sorgen gemacht.
    »H ör zu«, sagte Petra, während sie mir die Hände auf die Schultern legte. »I ch habe Neuigkeiten. Ich war in Connecticut und habe das Testament deines Vaters geändert, sodass ich das Sorgerecht für dich bekomme.«
    Ich brauchte einen Moment, um das zu verdauen. »F ür mich? Du hast das Sorgerecht für mich? Wie kannst du einfach so ein Testament ändern?« Ihre graublauen Augen blickten in meine. »A ch so. Magie.« Was für ein gruseliger Gedanke.
    »I ch hätte gerne, dass du heute Nacht mit mir kommst«, sagte Petra.
    Das hier war wirklich unglaublich. Alles, was ich

Weitere Kostenlose Bücher