Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
fast damit durch. Sämtliche Vorhänge im ganzen Haus mussten noch gereinigt, die Polstermöbel nach draußen gebracht, ausgeklopft, abgesaugt und ausgelüftet werden. Der Geruch von Rauch und Asche war überall, durchdrang alles. Ich hatte es gründlich satt. Und es war meine Schuld. Meine und die von Thais. Das war das Schlimmste. Ich konnte nicht mal auf jemand anderen wütend sein.
    Ich verfluchte mich innerlich, während ich zornig weiterschrubbte, als jemand meinen nackten Fuß berührte. Ich kreischte und knallte mit dem Kopf gegen die Unterseite der Arbeitsplatte. »V erdammt noch mal!« Ich zog meinen Kopf heraus und sah, wie Richard vor mir in die Hocke ging, eine angezündete Zigarette lässig zwischen den Fingern, und versuchte, nicht zu grinsen. Ich blickte ihn an, wobei mein Gesicht meinen Ärger deutlich widerspiegelte. Ich konnte nicht anders.
    »M ach sie aus«, sagte ich kurz angebunden und glitt aus dem Schrank, um mich auf den Boden zu setzen. »N an lässt im Haus niemanden rauchen.«
    »I ch verstehe«, erwiderte Richard, nahm einen Zug und blies den Qualm an die fleckige Decke. »D u möchtest nicht, dass es im ganzen Haus nach Rauch riecht.« Seine braunen Augen, welche die Farbe von dunklem Kaffee hatten, sahen mich an, als wollten sie mich herausfordern. »A ls Nächstes wirst du mir noch sagen, dass es meiner Gesundheit schadet.«
    Meine Augen wurden schmal. Es kümmerte mich nicht länger, ob er uns half, er irritierte mich über alle Maßen. »D eine Gesundheit ist nicht das Problem.« Das klang selbst in meinen Ohren schnippisch. »A ber Thais und ich haben nur dieses eine Paar Lungen, leider ohne Garantie auf Lebenszeit. Also bitte, lass das.«
    Nach einem Moment lächelte Richard, wie um zu sagen: »P unkt für dich.« Er erhob sich und drückte seine Zigarette im Spülbecken aus. Ich fühlte mich unwohl, ohne zu wissen, weshalb. Richard machte keinen gefährlichen Eindruck, doch er ging mir auf die Nerven und schaffte es auf eine unglaublich lästige Weise, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich war mir meines schmutzigen Tanktops und meiner abgeschnittenen Jeans, die kaum meine Unterwäsche bedeckte, nur allzu bewusst.
    »W o ist Thais?«, fragte ich.
    Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Hintertür. »D raußen, Glassplitter einsammeln. Wir sind fertig.« Sein Haar war zu lang und unregelmäßig geschnitten, als hätte er selbst Hand angelegt. Seine natürliche Haarfarbe war ursprünglich von demselben warmen Braun wie seine Augen, jetzt allerdings mit verschiedenen Blondtönen gesträhnt. Sein Augenbrauenpiercing war verschwunden, dafür steckte ein kleiner Silberring in einem Nasenflügel. In einem Ohr hatte er drei Ohrringe, im anderen zwei, einen davon am obersten Ende. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit abgerissenen Ärmeln, das den Blick auf seine Tribal-Tattoos auf den Oberarmen freigab. Der Stoff war so alt und abgetragen, dass er in der Bauchgegend einen ganzen Streifen von Löchern aufwies, der aussah wie ein Kometenschweif. Ich konnte seine glatte, gebräunte Haut durch die Löcher blitzen sehen. Plötzlich wurde mir klar, was ich da gerade tat. Rasch blickte ich auf.
    Mist, Mist, Mist. Er hatte mich beobachtet und auf seinem Gesicht lag dieses halb-amüsierte Lächeln.
    »G efällt dir, was du siehst?«, fragte er, und es klang beinahe, als wolle er mich aufziehen.
    »J a, klar«, sagte ich sarkastisch, stand auf und klopfte erfolglos meine Shorts ab. Im nächsten Moment trat Richard an mich heran. Ich blickte überrascht auf. Er war nur ein paar Zentimeter größer als ich und viele Zentimeter kleiner als Luc. Ich war so verblüfft, dass ich erstarrte. Langsam und sehr bewusst legte er eine Hand auf meine Taille und zog mich zu sich heran. Dann senkte er den Kopf, sah mir in die Augen und küsste mich. Seine Lippen lagen warm auf meinen, entschlossen und doch sanft, und in mir wurde ein unfassbar irrwitziger, unglaublicher Gedanke laut: Ja.
    In der nächsten Sekunde schubste ich ihn heftig von mir weg und schlug mir entsetzt die Hand vor den Mund. In diesem Moment öffnete sich die Hintertür mit dem Fliegengitter und eine völlig verdreckte, erschöpfte Thais kam herein. Hinter ihr folgte Jules, der eine Werkzeugkiste trug und immer noch genauso cool und ordentlich aussah wie bei seiner Ankunft.
    »D as Fenster hier ist repariert«, sagte er und machte eine Kopfbewegung in Richtung der hinteren Wand. »D as hier mit der gesprungenen Scheibe hat nichts, das

Weitere Kostenlose Bücher