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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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er plötzlich tot. Aber jetzt habe ich Clio und Petra … So langsam fühlt sich mein Leben schon fast wieder normal an.«
    »D as freut mich.« Kevin schenkte mir ein Lächeln, das von seinen Augen direkt zu meinem Herzen vordrang. Er war einfach zu süß. Leider war es unmöglich, ihn nicht mit Luc zu vergleichen, und jedes Mal wirkte Luc wie der große Kinofilm und Kevin nur wie eine Fernsehsendung. Wie grässlich und unfair von mir! Mit Luc würde es definitiv nichts mehr werden, aber mit Kevin könnte es klappen. Ich war wild entschlossen, ihn zu mögen. Und bislang war das nicht allzu schwer.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so dort saßen. Kevin erzählte mir Geschichten über einige seiner Lehrer und ich lachte mich halb kaputt. Er schilderte mir, wie er aus dem Football-Team ausgeschlossen worden war, nachdem er sich das Handgelenk gebrochen hatte, und gab mir ausführliche Informationen zu ein paar Leuten aus der Schule, über die ich mich manchmal wunderte.
    »A lso, sie war in der Debattier-Gruppe und schrecklich hochnäsig«, erklärte er mir. »S ie hat auf wirklich jeden runtergeschaut, verstehst du? Und ich habe mir den Arsch aufgerissen– niemand war besser vorbereitet als ich. Ich meine, ich hatte mir sogar Notizen ins T-Shirt getackert und mit meiner ganzen Familie geübt. Ich konnte den gesamten Stoff aus dem Effeff, und das nur, weil ich sie plattmachen wollte.«
    »U nd wie ist es ausgegangen?« Ich liebte solche Geschichten. Und diese hier ganz besonders, denn das Mädchen, über das er sprach, ging in meinen Französischkurs, und ich konnte sie nicht ausstehen.
    Kevin grinste, sodass ich nicht anders konnte als lachen. »S ie hatte keine Chance. Egal mit was sie ankam, ich war vorbereitet. Ich habe sie allegemacht. Bei jedem anderen wäre ich mir gemein vorgekommen, aber diese Tussi hatte es echt verdient. Ich habe ihre Argumente in der Luft zerrissen und sie dann in ihrer Schmach brutzeln lassen. Am Schluss war sie den Tränen nahe.«
    »O h, ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, sagte ich. »D as hätte mir echt gefallen! Aber was war eigentlich dein Thema?«
    Kevins Lächeln wurde breiter. »F rauen in Profi-Footballteams«, sagte er. »I ch war dafür.«
    Wieder brach ich in schallendes Lachen aus und legte meine Hand auf seinen Arm, als ich plötzlich fühlte, ja, buchstäblich fühlte, wie jemand Löcher in meinen Hinterkopf starrte. Langsam drehte ich mich um.
    Da stand Luc mit Richard. Er sah besser aus als letztes Mal bei Axelle. Er hatte sich rasiert und trug saubere Klamotten. Allerdings wirkte er im Gesicht immer noch abgespannt, ja geradezu verhärmt. In seinen Augen lag Schmerz. Und, ähm, blutrünstiger Hass.
    Und da saß ich nun, meine Hand auf Kevins Arm, während ich ihn anlachte und sich unsere Knie berührten.
    Ich war unendlich dankbar, dass ich Luc hier und jetzt begegnete und nicht, sagen wir, während ich gerade dabei war, mich an Clios Schulter auszuweinen, oder alleine in einem Lebensmittelladen mit einem riesigen Pickel auf der Nase.
    Nur leider sah er Kevin und mich an, als würde er gleich eine Axt hervorziehen und mit lautem Kriegsgeschrei auf uns zugerannt kommen.
    Kevin folgte meinem Blick und drehte sich um. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie Luc uns wütend anfunkelte. »K ennst du den?«
    Ich schüttelte den Kopf. »N ur ein bisschen«, sagte ich, wobei mir die traurige Wahrheit dieser Worte bewusst wurde. »E r geht in dieselbe Kirche wie… meine Großmutter.«
    Kevins Blick kehrte zu mir zurück. »E r scheint übelst in dich verknallt zu sein.« Dahinter stand eindeutig eine Frage, aber ich konnte das Thema nun beim besten Willen nicht erörtern. Also zuckte ich nur die Schultern und schüttelte den Kopf.
    Richard, der Blödmann, grinste mich an. Ich warf ihm ein unbekümmertes Lächeln zu und winkte. Immerhin war er letztens zweimal bei uns vorbeigekommen, um uns zu helfen. Luc ignorierte ich geflissentlich. Ich wandte mich wieder meinem Kaffee zu, nahm einen ausgiebigen Schluck und versuchte, mich zusammenzureißen. Mein Herz klopfte, meine Wangen fühlten sich heiß an. Ich merkte, dass Kevin mich nach wie vor fixierte, aber ich brauchte noch einen Augenblick, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Ich schluckte schwer. Ich fühlte mich, als hätte mir eine Welle am Strand den Boden unter den Füßen weggerissen. Oh Gott, ich begehrte ihn so sehr. Liebte ihn so sehr. Ja, ich liebte ihn einfach, wollte bei ihm sein, in seinen Armen

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