Ein Ring aus Asche
ein gemeinsames Ziel hin. Deine Aufgabe war es, Thais zu beherbergen, bis wir für sie bereit wären. Und jetzt, wofür bist du jetzt zuständig?«
Ihre Augen wurden schmal. »I ch wette, du kannst es nicht erwarten, mir das zu sagen.«
»D u könntest alles Mögliche für mich erledigen!«, rief Daedalus. »I ch hatte dich darum gebeten, in dem kleinen Voodoo-Laden in der Rampart Street vorbeizuschauen, aber du hast dich geweigert.« Schwungvoll wandte er sich nach Jules um, der in der Küche stand. »U nd ja, du bist hingegangen, aber du hast so getan, als würdest du mir weiß Gott was für einen Gefallen tun. Muss ich euch wirklich daran erinnern, dass wir hier alle an einem Strang ziehen? Ich kann schließlich nicht alles alleine machen.«
»U nd doch willst du sämtliche Entscheidungen alleine treffen«, antwortete Axelle kühl.
Daedalus war sprachlos. Hatte Axelle vergessen, dass er der Anführer war? Das war er immer gewesen! Doch er hatte stets alles geteilt und den Leuten wichtige Rollen übertragen. »W ollten wir nun im Team arbeiten oder nicht? Die Sache zu dritt geregelt kriegen? Ich jedenfalls versuche meinen Beitrag zu leisten.« Er senkte den Blick und sah Axelle an. »W as willst du beitragen?«
Axelle sah ihn aus schwarzen, kalten Augen an. »I ch bin kein Dienstmädchen, Daedalus. Und auch kein Lehrling. Ich war damit einverstanden, Teil des Teams zu werden. Aber ich habe mich ganz bestimmt nicht bereit erklärt, den Laufburschen für dich zu spielen, der rumrennt, um dir kalte Getränke zu besorgen, während du von deinem Thron aus die Fäden ziehst.«
Daedalus spürte, wie ein impulsives Gefühl von Ärger in ihm aufstieg, das er angestrengt zu bändigen versuchte. »W eißt du«, sagte er wie zu sich selbst, »i ch hatte vergessen, dass es so sein kann. Aber jetzt kommt die Erinnerung zurück… All die Jahre, die ich in Europa verbracht habe, die Reisen, die Studien… Ich habe Menschen getroffen, Menschen, die genauso viel zu geben hatten wie ich. Tüchtige Leute, die das Geben und Nehmen einer Geschäftsbeziehung verstanden haben.«
»W ärst du doch dortgeblieben«, murmelte Axelle. Sie schwang die Beine vom Sofa, lehnte sich nach vorne und zündete sich eine Zigarette an.
»U nd jetzt habe ich lauter Hexen und Hexer am Hals, die in hundert Jahren keinen einzigen Fortschritt gemacht haben«, fuhr er schneidend fort. »W ie unerträglich frustrierend! Verstehst du denn nicht? Ich tue das hier für uns alle, nicht nur für mich. Ich versuche, deine Interessen umzusetzen.«
Axelle erhob sich und blickte ihm direkt ins Gesicht. »A ber es sind doch deine Interessen, die hier wirklich von Bedeutung sind, oder? Du sagst, das hier sei für uns alle von Belang, Daedalus, aber genau wissen wir das nicht, richtig? Machen wir uns nichts vor, du stellst die ganze Sache auf die Beine, weil du selbst nach mehr Macht strebst. Das ist es, was du willst. Wenn es auch für uns funktioniert, schön. Wenn nicht, nun, dann hast wenigstens du deine Kraft gesteigert.«
Daedalus war sprachlos. »W ie kannst du so etwas sagen?« Axelle wandte sich von ihm ab und stolzierte in Richtung Küche. Er folgte ihr. Jules beobachtete die beiden, während er sich ein paar Scheiben von einem Brie-Käse herunterschnitt und ordentlich auf einem Cracker zurechtlegte.
»W ie kannst du so etwas sagen?!«, wiederholte Daedalus wütend. »I ch habe dich von Anfang an in alles einbezogen! Ich hätte dich nicht in das Ganze hier einführen und Vorkehrungen treffen müssen, damit du Thais bekommst. Ich hätte jeden anderen genauso fragen können! Aber ich habe dich ausgesucht, weil du für unser Team wertvoll bist. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen, dir trauen konnte. Jetzt steht Thais unter Petras Einfluss, und statt dass du dich auf die tausendundein anderen Dinge wirfst, die zu tun sind, sitzt du hier auf deinem hübschen Hintern, rauchst Zigaretten und liest Zeitschriften!« Seine Stimme hatte sich zu einem wütenden Brüllen gesteigert. Axelle wandte sich um, das schöne porzellanfarbene Gesicht gerötet.
»I ch bin in der Tat wertvoll für dich, Daedalus«, sagte sie mit angespannter, beherrschter Stimme. »A ber ich glaube nicht, dass dir klar ist, wie sehr. Ich bin absolut bereit, meinen Beitrag zu leisten, sofern ich gleichberechtigtes Mitglied eines Teams bin. Aber wie gesagt: Ich bin nicht dein Botenjunge, der in den nächsten Laden rennt, um auf dein Geheiß hin getrocknete Schlangenhaut oder eine
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