Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
Vom Netzwerk:
Leigh.
    »Heißt es nicht Stilnox? Ohne Bad davor?«
    »Bad plus Stilnox ergibt Badstilnox. Aber selbst das wirkt nur manchmal.«
    Jesse lachte, und Leigh fühlte sich mit einem Mal vollkommen glücklich - und tat zum ersten Mal in ihrem dreißigjährigen Leben etwas, ohne an die möglichen Folgen oder Reaktionen zu denken. Mit völlig leerem Hirn und ohne jede Angst stieg sie aus dem Bett und ging zum Schaukelstuhl. Nicht einmal
dort vor Jesse zu stehen, machte sie nervös; sie streckte ihm die Hand hin, und als er sie ein wenig irritiert nahm, zog sie ihn hoch. Sie standen Auge in Auge da, was sich seltsam anfühlte, da Russell so viel größer war. Leigh blickte auf ihre Hände, die mit den seinen verflochten waren - ein intimer Moment, unleugbar, eindeutig. Er löste seine Hände, schlang sie um ihren Nacken und grub seine Finger in ihr Haar. Ihre Lippen pressten sich aufeinander und öffneten sich; Jesses Zunge an ihrer war eher unwirklich als aufregend, seltsam oder fremd.
    Von da an ging alles sehr schnell. Sie fielen aufs Bett und waren binnen Sekunden nackt. Es war heißer, gieriger Sex, wie Leigh ihn kaum je erlebt hatte. Obwohl er mit ihren Haaren spielte, ihr Gesicht mit den Händen umfasste, sie auf die Nasenspitze küsste, ihren Rücken streichelte, packte er sie schließlich, ihre Hände über dem Kopf, mit einem eisernen, fast schon groben Griff. Danach, immer noch auf der Tagesdecke, zog Jesse sie nah an sich und strich mit den Fingern sacht über ihre Schultern, bis sie Gänsehaut an den Armen bekam. Er fragte, ob mit ihr alles okay sei, ob sie sich gut fühle, ob sie ein bisschen Wasser wolle? Als Leigh eine Weile schwieg, hob er ihr Kinn an und küsste sie so zart, dass sie zu vergehen glaubte. So küssten sie sich minutenlang, viele Minuten lang, träge und entspannt, und als Jesse seine Zunge über ihre Unterlippe gleiten ließ, hatte Leigh das Gefühl, als könnte sie vollständig in seinem Mund verschwinden. Ohne den Kopf vom Kissen zu heben, lagen sie einander zugewandt und küssten sich, warm und sanft, bis es umschlug und die Leidenschaft sie erneut überwältigte; ihre Zähne schlugen gegeneinander, ihre Nägel gruben sich ins Fleisch, ihre Hände griffen gierig nach dem Körper des anderen.
    Danach legte Leigh den Kopf auf seine Brust und spähte durch halb geschlossene Augen zu Jesse, der sie betrachtete. Nicht neugierig oder verliebt; er sah aus, als versuchte er, sich an jede Einzelheit zu erinnern. Augenkontakt beim Sex galt
ja allgemein als Gipfel der Intimität, als Blick in die Seele, bla, bla, bla. Aber wie nahe sie sich auch Russell oder anderen Männern vor ihm gefühlt haben mochte, dabei Blicke zu wechseln war ihr immer gezwungen oder gekünstelt erschienen, als hätten sie beide denselben Artikel gelesen, in dem es hieß, Augenkontakt gehöre zum Liebesakt. Es bereitete ihr stets Unbehagen, riss sie aus dem Moment heraus, aber das hier war anders. Als Jesses und ihr Blick sich fanden, fiel ihr das Atmen schwer; so hatte sie noch nie jemanden angesehen. Es war wie im Film, und Leigh fühlte sich wie ein Filmstar. Es spielte keine Rolle mehr, dass sie dank einer allergischen Reaktion auf ihre neue Körperlotion einen leichten Ausschlag am Bauch hatte oder dass Jesses Haut für so dunkles Brusthaar ein wenig zu bleich wirkte, oder dass sie beide krebsrot und verschwitzt und außer Atem waren; sie waren zu den beiden begehrenswertesten Menschen auf der ganzen Welt geworden, hatten, auf sehr greifbare Art und Weise, einander gefunden.
    Irgendwann mussten sie eingeschlafen sein, denn als Leigh die Augen aufschlug, wurde es draußen schon hell. Sie glitt vorsichtig unter dem Bettüberwurf hervor, den Jesse über sie beide gebreitet hatte, schlich auf Zehenspitzen durch den Flur ins Bad und wartete auf Reue, Schuldbewusstsein und Selbstzerfleischung. Nichts. Stattdessen pinkelte sie und machte sich auf den vertrauten stechenden Schmerz einer Blasenreizung gefasst, doch wundersamerweise fühlte sie sich gut. Als sie sich Wasser ins Gesicht klatschte, sah sie sich im Spiegel und fiel fast in Ohnmacht. Kinn und Wangen waren wund, manche Stellen sogar ein wenig blutig, wo die Bartstoppeln zu stark gescheuert hatten. Ihre Lippen wirkten geschwollen, ihr Nacken wies rote Bissspuren auf, ihre Haare waren ein verfilztes Chaos. An den Innenseiten der Oberschenkel, gegen die Jesse sich gepresst hatte, zeigten sich blaue Flecken. Ihr Kopf dröhnte, weil sie mit ihm gegen das Kopfteil geschlagen

Weitere Kostenlose Bücher