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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Acrylglas.
    »Ach, du kennst doch Emmy, immer auf dem Sprung.«
    »Hmmm. Hast du was zu essen bestellt?«
    »Entschuldige, Emmy wollte auf der Heimfahrt vom Flughafen bloß schnell hallo sagen, und wir sind ins Schwatzen gekommen, nur ein paar Minuten, und, ja also, da habe ich’s vergessen.
Was möchtest du?«, fragte Leigh, dankbar, dass sie etwas zu tun hatte. Sie zog ihr Handy heraus und scrollte sich durch die gespeicherten Nummern. »Sushi? Vietnamesisch? Der Laden an der Greenwich hat fantastische Frühlingsrollen.«
    »Leigh.«
    »Oder wir könnten auch schnell zum Diner gehen, wenn du magst. Ein Käseomelett und schön knusprige Bratkartoffeln? Das wäre doch was.«
    »Leigh!« Die Lautstärke war die gleiche, aber seine Stimme klang schärfer, nachdrücklicher.
    Zum ersten Mal, seit er hereingekommen war, sah sie ihm direkt in die Augen. Russell war ihr gegenüber nie ungehalten, ganz egal, worum es ging. Ob heute in der Arbeit etwas vorgefallen war? Vielleicht hatte er sich mit diesem schafsdämlichen Partnerproducer in die Wolle gekriegt. Oder vielleicht hatte der Sender entschieden, Russells Sendung wieder einen anderen Platz zuzuweisen? Es war die Rede davon gewesen, den Programmablauf umzustellen, und Russell hatte eine Heidenangst, aus der Hauptsendezeit zu fliegen. Wenn sie genauer nachdachte - er hatte morgens gesagt, dass er etwas mit ihr besprechen wollte. Und wenn nun, Gott behüte, die Lage noch drastischer und Russell aus irgendeinem unbekannten, unvorhersehbaren, völlig bizarren Grund gefeuert worden war? Man konnte ja wohl nicht gut mit jemandem, der an eben diesem Tag gefeuert worden war, Schluss machen, oder? Nicht sofern man noch einen Funken Anstand im Leib hatte - nein, ausgeschlossen, nicht mal im selben Monat. Allein der Gedanke ließ Leigh schaudern.
    »Leigh, was ist los mit dir? Du bist jetzt seit Wochen ein einziges Wrack, und ich habe nicht die geringste Ahnung, wieso.«
    »Sie haben dich nicht gefeuert?«
    »Was? Um alles in der Welt, wovon redest du?«
    »Ich dachte, du wolltest mir sagen, dass sie dich gefeuert haben.«
    »Natürlich nicht. Und ich weiß, wir sollten heute Abend
den ganzen Kram wegen der Hochzeit durchgehen, aber ich finde es wichtiger, dass wir über dich reden. Was ist mit dir, Leigh?«
    Tja, noch leichter würde es nicht werden. Er hatte ihr den perfektesten Einstieg geliefert, der sich überhaupt denken ließ. Sie holte tief Luft, grub wieder einmal die Nägel in ihre Handballen und legte los.
    »Russell, ich weiß, es ist hart - ich bringe es kaum über die Lippen -, aber ich möchte offen zu dir sein.« Sie starrte zu Boden und spürte seinen Blick. »Ich glaube, wir sollten eine Beziehungspause einlegen.«
    Hm, okay, das entsprach nicht ganz der Wahrheit - eine Beziehungspause stand unter anderem für den Wunsch, dass schließlich wieder alles ins Lot käme -, aber immerhin hatte sie es geschafft, etwas herauszubringen.
    »Eine was?«, fragte Russell. Leigh sah auf: Ihr sonst durch nichts aus der Ruhe zu bringender Verlobter war offensichtlich völlig perplex, was sie nur noch nervöser machte.
    »Ich, äh, ich glaube, wir brauchen eine Auszeit. Um die Dinge zu überdenken.«
    Russell sprang auf und schloss sie in die Arme. »Leigh, was redest du denn da, ›eine Auszeit‹? Wir sind verlobt und wollen heiraten , Liebling. Wir haben unser ganzes gemeinsames Leben vor uns. Willst du damit wirklich noch länger warten?«
    Russells Umarmung ähnelte ziemlich genau Leighs Vorstellung davon, wie es sich wohl anfühlte, von einem Bus überfahren zu werden. Ihre Lunge verweigerte die Sauerstoffaufnahme, der Druck auf ihre Augen und das Flimmern ließen sich kaum noch ignorieren. Doch sie durfte nicht kneifen, so viel war klar.
    »Russell, ich weiß nicht genau, ob ich wirklich will , dass wir heiraten«, sagte sie sanft, so sanft, wie sie einen derart grausamen Satz eben sagen konnte.
    Daraufhin herrschte eine solche Totenstille, dass ihr Zweifel
gekommen wären, ob er sie überhaupt gehört hatte - wenn er sich nicht von ihr gelöst und wieder hingesetzt hätte.
    Sie nahm neben ihm Platz, dicht genug, um ihm nahe zu sein, aber ohne ihn direkt zu berühren. »Russ, liebst du mich? Ich meine, so ganz, ganz richtig? Liebst du mich so sehr, dass du den Rest deines Lebens mit keiner anderen als mit mir verbringen willst?«
    Er verharrte in stoischem Schweigen.
    »Ist es so?«, bohrte sie nach und dachte - wusste -, die Antwort würde mit Sicherheit Nein lauten.

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