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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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nach der besonders anstrengenden Yogastunde? An dem grauenvollen Gedanken, abends mit Russell und seinen Eltern essen gehen zu müssen, oder einfach nur daran, dass sie gern auch etwas zur Belustigung ihrer Freundinnen beitragen wollte? Leigh wusste selbst nicht, wie ihr geschah, auf jeden Fall setzte sie plötzlich zu einer kleinen Rede an.
    »Zu Ehren eurer geplanten Heldentaten«, sagte sie, als ob die Worte ganz von selbst den Weg über ihre Lippen fanden, »möchte auch ich einen guten Vorsatz verkünden: Bis zum Ende des Jahres werde ich...« Sie brach ab. Wenn sie gehofft hatte, dass ihr spontan irgendetwas einfallen würde, wurde sie bitter enttäuscht. Sie hatte nicht das Geringste anzubieten. Mit ihrem Beruf war sie - trotz gelegentlich aufkommender Langeweile - zufrieden, genauso wie mit der Anzahl ihrer bisherigen Bettgenossen. Sie hatte bereits einen festen Partner, der nicht nur Adrianas sämtliche Kriterien erfüllte, sondern dazu auch noch prominent war und mit dem die halbe Nation und die gesamte
weibliche Bevölkerung von Manhattan gern ein Techtelmechtel angefangen hätte. Und sie wohnte in einem Apartment, das sie sich selbst zusammengespart hatte. Sie lebte genau so, wie es alle Welt von ihr erwartete. Was hätte sie daran ändern sollen?
    »Dich schwängern lassen?«, schlug Emmy vor.
    »Dich unters Messer legen?«, kam es von Adriana.
    »Deine erste Million machen?«
    »Einen flotten Dreier wagen?«
    »Dir eine Alkohol- oder Drogensucht zulegen?«
    »Die U-Bahn lieben lernen?« Adriana schmunzelte boshaft.
    Leigh schüttelte sich. »Um Gottes willen, das ginge nun doch zu weit.«
    Emmy tätschelte ihre Hand. »Ist ja schon gut, wir wissen Bescheid. Der Lärm, der Dreck, die unzuverlässigen Verbindungen …«
    »Und die vielen Leute«, fügte Adriana hinzu. Nachdem sie jetzt seit zwölf Jahren mit Leigh befreundet war, hatte sie manchmal das Gefühl, sie besser zu kennen als sich selbst. Wenn es auf der Welt etwas gab, was die arme Leigh in den Wahnsinn treiben konnte - und zwar noch schneller als Unordnung, lautes Gepolter oder Überraschungen -, dann waren es Menschenmengen. Die Frau war ein nervöses Wrack, darüber waren sich Adriana und Emmy einig.
    Emmy beendete das kurze Schweigen. »Nimm es als gutes Zeichen an, dass du in deinem Leben keine größeren Umbaumaßnahmen nötig hast. Wie viele Leute können das schon von sich behaupten?«
    Adriana knabberte an einem Rest Toast. »Sie hat recht, querida . Du brauchst nichts weiter tun, als für dein perfektes Leben dankbar sein.« Sie erhob ihren Kaffeebecher. »Auf die Veränderung.«
    Emmy griff nach ihrem fast leeren Glas Grapefruitsaft und wandte sich Leigh zu. »Und darauf, dass wir Perfektion erkennen, wenn wir sie erreicht haben.«

    Leigh verzog säuerlich das Gesicht. »Auf exotische Sexprotze und riesengroße Diamanten«, sagte sie.
    Sie stießen an, dass es wunderbar klirrte. »Cheers!«, riefen sie im Chor. »Darauf trinken wir!«
     
    Wenn ihre zwanghaft geschwätzigen Kollegen nicht in spätestens sieben Minuten die Klappe hielten, würde Leigh es im Leben nicht bis um ein Uhr zur Upper East Side schaffen. Hatten diese Leute nichts Besseres zu tun, als sich selbst beim Reden zuzuhören? Wurden sie nie hungrig? Leighs Magen knurrte vernehmlich, als ob er die versammelte Mannschaft daran erinnern wollte, dass es Mittag war, aber keiner schien es zu bemerken. Sie diskutierten über die bevorstehende Veröffentlichung von Papst Johannes Paul II - Leben und Wirken - mit einer Leidenschaft, die eher zu einer Fernsehdebatte von zwei Präsidentschaftskandidaten gepasst hätte.
    »Der Sommer ist eine schwierige Zeit für eine religiöse Biographie - das haben wir von Anfang an gewusst«, sagte eine Volontärin, die im Verlag noch ein wenig fremdelte, mit ängstlicher Stimme.
    Eine hübsche Frau aus dem Vertrieb, der man ihre vierunddreißig Jahre nicht ansah und deren Namen sich Leigh einfach nicht merken konnte, meldete sich zu Wort. »Natürlich laufen im Sommer eigentlich nur Urlaubsschmöker, aber die Jahreszeit allein ist auch keine Erklärung für die miesen Absatzzahlen. Sämtliche Vorbestellungen, egal, ob von den großen Ketten oder von den kleinen Buchhandlungen, sind erheblich geringer ausgefallen als erwartet. Irgendwie fehlt uns ein bisschen der Pep.«
    »Der Pep ?«, spottete Patrick, der schwule Werbechef. »Bei einem Buch über einen toten Papst ? Gebt uns irgendeinen auch nur halbwegs mittelprächtigen Aufhänger, dann

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