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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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lässt sich vielleicht was machen. Aber bei diesem Buch könnte sich Britney Spears den gesamten Text auf den nackten Busen tätowieren lassen, es würde immer noch keinen vom Hocker reißen.«

    Jason, der einzige andere Lektor, der genauso schnell Karriere gemacht hatte wie Leigh und der einzige Grund dafür, dass sie bei Brook Harris noch nicht durchgedreht war, sah mit einem Seufzer auf seine Uhr. Leigh fing seinen Blick auf und nickte. Sie konnte nicht mehr warten.
    »Bitte entschuldigt mich«, unterbrach sie. »Aber ich hab einen Mittagstermin, den ich nicht verpassen darf. Ein Geschäftsessen«, ergänzte sie rasch, obwohl es natürlich keinen interessierte. Leise suchte sie ihre Unterlagen zusammen, steckte sie in die Ledermappe mit dem Monogramm, die sie überallhin begleitete, und schlich auf Zehenspitzen aus dem Besprechungszimmer.
    Sie war noch eben schnell auf einen Sprung in ihr Büro geflitzt, um ihre Handtasche zu holen, als das Telefon klingelte - auf dem Display erschien die Nummer des Verlegers. Eigentlich hatte sie nicht vor, den Anruf entgegenzunehmen, doch da rief ihre Assistentin aus dem Vorzimmer: »Es ist Henry, auf Leitung eins. Er sagt, es ist dringend.«
    »Das sagt er doch immer«, grummelte Leigh. Sie atmete durch und nahm den Hörer ab.
    »Henry! Wollten Sie sich entschuldigen, dass Sie das Meeting verschwitzt haben?«, witzelte sie. »Diesmal lass ich es Ihnen noch durchgehen, aber beim nächsten Mal gibt’s kein Pardon.«
    »Ha-ha, ich lach mich kringelig«, antwortete er. »Ich störe doch hoffentlich nicht? Oder hatten Sie in der Mittagspause was Besseres vor? Sich die Nägel machen lassen oder ein bisschen shoppen bei Barneys?«
    Leigh lachte gekünstelt. Es war schon fast unheimlich, wie gut er sie kannte - auch wenn sie in Wahrheit zum Friseur und zu Barneys wollte. Sie konnte sich zwar momentan weder die eine noch die andere Stippvisite leisten, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen, wenn sie am Abend eine Frisur auf dem Kopf und ein Geschenk
in der Hand haben wollte. »Sie stören doch nie. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen. Kommen Sie doch bitte kurz rüber in mein Büro.«
    Verdammter Mist aber auch! Der Mann hatte ein Talent dafür, sich intuitiv den ungeeignetsten Moment auszusuchen, wenn er etwas von ihr wollte. Es war ihr nicht geheuer, und sie fragte sich zum x-ten Mal, ob er nicht womöglich ihr Büro abhörte.
    Sie atmete noch einmal tief durch und warf einen Blick auf die Uhr. Ihr Friseurtermin war in fünfzehn Minuten, und bis zum Salon waren es zehn Minuten zu Fuß. »Bin schon da«, rief sie, eine Spur zu munter.
    Im Sturmschritt hastete sie durch die verwinkelten Korridore, die zu Henrys Büro führten. Bestimmt wollte er sie wieder einmal mit einem jungen Talent bekanntmachen oder mit einem Schriftsteller, den er gerade unter Vertrag genommen hatte. Brook Harris war für ihn wie eine große glückliche Familie, und deshalb lag ihm viel daran, dass ein neuer Autor alle Lektoren kennenlernte. Seine patriarchalische Fürsorge war eine der Eigenschaften, die Leigh von Anfang an besonders imponiert hatten - und einer der Hauptgründe, warum so viele Schriftsteller dem Verlag bis zum Ende ihrer Karriere die Treue hielten -, aber heute hätte sie gut darauf verzichten können. Es musste sich schon mindestens um einen Großschriftsteller wie Tom Wolfe handeln, sonst konnte er ihr gestohlen bleiben. Während sie an den Fahrstühlen vorbeitrabte, überschlug sie im Kopf, wie viel Zeit ihr noch blieb. Ein, zwei Minuten für die Glückwünsche nach Henrys »Wir sind ja so froh beziehungsweise wären ja so stolz, Sie als neues Mitglied in unserer Verlagsfamilie begrüßen zu dürfen«-Rede. Noch einmal ein, zwei Minuten, um Interesse am Werk des neuen/potenziellen Autors zu heucheln, plus eine weitere, um ihm zu seiner erfolgreichen jüngsten Veröffentlichung zu gratulieren. Wenn alles
glattging, wäre sie in fünf Minuten aus dem Haus. Jetzt hieß es Daumen drücken.
    Sie hatte in der Nacht so lange an ihren Anmerkungen zum letzten Kapitel des Memoirenmanuskripts gesessen, dass sie morgens den Wecker nicht gehört hatte und ungeduscht in den Verlag düsen musste, um nicht zu spät zu der Vertriebskonferenz zu kommen. Erst als Leigh die gigantische lila Orchidee auf ihrem Schreibtisch vorfand und dazu ein Kärtchen, auf dem stand: »Ich liebe dich und freu mich schon unsagbar auf heute

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