Ein Ring von Tiffany - Roman
anscheinend etwas gewöhnungsbedürftig«, sagte Leigh. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du dir noch keinen knackigen Pariser geangelt hast?«
»Netter Versuch. Aber bilde dir nicht ein, du könntest mich so leicht vom Thema abbringen.«
»Em, ich bin dir echt dankbar, dass du mir zugehört hast, aber ich will nicht mehr darüber reden, okay? Es wird sich schon alles irgendwie finden.«
Das klingt doch schon viel besser! , dachte Emmy. Leigh brauchte nur ein bisschen Zeit, um mit ihren Gedanken ins Reine zu kommen und zu erkennen, was wirklich wichtig war. Dann würde sie schon merken, wie albern sie sich angestellt hatte. »Okay. Kommen wir zu dem Ring zurück. Erzähl mir mehr.«
»Er ist wirklich wunderschön«, sagte Leigh leise. »Klassisch und schön. Woher er wohl gewusst hat, dass er mir gefällt? Ich wusste es ja vorher selber nicht. Wir waren noch nie zusammen shoppen oder bummeln. Und wir haben auch nie darüber gesprochen.«
»Typisch Russell. Kannst du den Ring nicht ein bisschen beschreiben?«
»In der Mitte ein größerer Stein mit Smaragdschliff und rechts und links daneben zwei kleinere. Das alles auf einem extrem schmalen Platinreif.«
Emmy pfiff anerkennend durch die Zähne. »Klingt göttlich. Und du hast wirklich nichts geahnt?«
Eine lange Pause. Wieder dachte Emmy im ersten Augenblick, die Verbindung sei unterbrochen, doch dann hörte sie Leigh mühsam atmen.
»Ist alles in Ordnung mit dir? Leigh?«
Die schweren Atemzüge gingen in ein flaches Hecheln über.
»Mir geht’s gut. Bloß ein leichtes Herzrasen. Muss wohl die Aufregung sein.«
Emmy drückte das Handy fester ans Ohr. Sie wollte sich nicht die leiseste Nuance mädchenhafter Schwärmerei entgehen lassen, die sie bei einer frisch Verlobten eigentlich erwartete. Aber Leigh neigte nun einmal nicht zum Überschwang:
Sie war witzig, sie war vernünftig, sie war loyal, und sie war neurotisch. Nur eines war sie mit Sicherheit nicht: jemand, der in mädchenhafte Schwärmereien ausbrach. Vielleicht genierte sie sich auch, ihren Verlobungsring allzu eingehend zu beschreiben, nachdem doch alle Welt angenommen hatte, Emmy wäre die Erste, die sich verloben würde. Emmy musste daran denken, wie sie Leigh und Adriana vor ein paar Monaten bei einem gemeinsamen Abendessen erzählt hatte, dass Duncan sie nach ihrer Ringgröße gefragt hatte. Nicht gerade die romantischste aller Fragen, wie sie damals dachte, aber doch verheißungsvoll. Sie bekam jetzt noch einen roten Kopf, wenn sie daran dachte, wie aufgeregt sie gewesen war. Um Leigh nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, wechselte sie lieber das Thema.
»Und was hast du ihm zum Jahrestag geschenkt?«, fragte sie, schon fast zu munter.
Wieder musste sie ewig lange auf eine Antwort warten.
»Leigh?«
»Entschuldige. Es ist nichts. Bloß … na ja, ich hab ihm eine Laptoptasche geschenkt. In Orange.« Sie holte so tief Luft, dass sie husten musste. »Von Barneys.«
Emmy ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. »Dann hat Russell sich also endlich doch noch einen Laptop zugelegt? Hätte ich im Leben nicht mehr erwartet. Wie hast du ihn denn dazu überredet?«
»Er hat immer noch keinen Laptop«, stöhnte Leigh. »Ach, Em, ich bin der schrecklichste Mensch, den die Welt je gesehen hat.«
»Wie das? Ich steh ein bisschen auf dem Schlauch. Hast du vor, ihm einen Laptop zu schenken? Das ist doch lieb von dir! Du konntest ja nicht wissen, dass er dir einen Antrag machen wollte. Zerbrich dir nicht mehr den Kopf darüber. Russell wäre der Letzte, der dir so etwas übel nehmen würde.«
Erneut eine nicht enden wollende Pause, und als Leigh schließlich antwortete, merkte Emmy ihr an, dass sie weinte.
»Ich habe ihm eine orange Laptoptasche gekauft, weil ich zu faul war, ihm selbst etwas Persönliches auszusuchen«, sagte sie traurig und voller Selbsthass. »Ich hab im Geschäft angerufen, meine Kreditkartennummer durchgegeben und mir einfach irgendwas ins Büro schicken lassen. Eine Laptoptasche! Für jemanden, der keinen Laptop besitzt. In Orange.« Sie schniefte. »Russell kann knallige Farben auf den Tod nicht ausstehen.«
»Nun sei mal nicht so streng mit dir. Russell liebt dich so sehr, dass er den Rest seines Lebens mit dir verbringen will. Lass dir dein Glück bloß nicht durch eine blöde Laptoptasche vermiesen. Ich wette, ihm hat es nichts ausgemacht, oder?«
»Er hat nur gelacht, aber ich hab ihm angemerkt, dass er verletzt war.«
»Er ist ein großer Junge, Leigh.
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