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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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gehörte es unbedingt zum Leben dazu -, aber Emmy war nun einmal nicht dafür geschaffen. Sie wollte einen Mann erst in- und auswendig kennenlernen, bevor sich der Sex dann ganz natürlich ergab. Nicht andersherum. Nicht Sex anstelle von Nähe. Außerdem war sie ja eine ganze Woche in Paris. Vielleicht konnten sie morgen Abend zusammen essen gehen. Nein, Mist, da hatte sie eine Besprechung. Dann eben später, etwas trinken. Sie könnten sich im Hotel treffen, weil das am praktischsten war, durch pittoreske Kopfsteingassen streifen und zuletzt in einem typischen Pariser Bistro vor Anker gehen, um sich noch einen Mitternachtsimbiss aus Pommes frites und Coca-Cola Light zu gönnen. Bis dahin wären sie sich stundenlang nähergekommen und hätten sich womöglich schon unter einer romantischen schmiedeeisernen Laterne geküsst - zärtlich und behutsam natürlich, sanfte, hingehauchte Küsse, ohne heftiges Zungengestocher. Ja, das wäre ideal.
    Er begleitete sie noch zu dem Minifahrstuhl, der in der hintersten, stockfinstersten Ecke des Foyers untergebracht war, und ließ ein wahnsinnig attraktives Pärchen vorbei, das herauskam.

    »Es war schön, Sie kennenzulernen, Emmy. Oder Em vielleicht? Wie werden Sie gerufen?«
    »Em und Emmy. Aber ich mag Em lieber, so nennen mich meine Freunde.« Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln.
    »Hm, äh, ich reise übrigens morgen ab. Das heißt, wir müssen uns jetzt wohl verabschieden.«
    »Ach. Sie fahren nach Hause? Wo wohnen Sie denn?« Sie hatte noch gar nicht danach gefragt.
    »Nein, leider noch nicht nach Hause. Zuerst für zwei Tage nach Genf, dann vielleicht noch nach Zürich.«
    »Sie kommen aber ganz schön herum.«
    »Ja, ich bin beruflich sehr viel unterwegs. Tja, also dann. Es war wirklich schön, Sie kennenzulernen.« Er brach ab und grinste. »Aber ich wiederhole mich, oder?«
    Emmy sagte sich, dass der Kloß in ihrem Hals zu je einem Drittel ihren Prämenstruationsbeschwerden, dem Jetlag und dem Wein zuzuschreiben war. Dass er mit hundertprozentiger Sicherheit nichts mit Paul zu tun hatte. Trotzdem war es durchaus möglich, dass sie in Tränen ausbrechen würde, wenn sie den Mund aufmachte, deshalb nickte sie bloß stumm.
    »Jetzt schlafen Sie erst mal richtig aus, ja? Und lassen Sie sich nicht mehr von diesen Hotelsnobs herumschubsen. Versprochen?«
    Sie nickte noch einmal.
    Als er ihr die Hand unters Kinn legte und ihr Gesicht zu sich emporhob, war sie eine Sekunde lang fest davon überzeugt, dass er sie küssen würde. Aber er sah ihr nur tief in die Augen und lächelte. Dann drückte er ihr ein freundschaftliches Küsschen auf die Wange und wandte sich ab.
    »Gute Nacht, Emmy. Passen Sie auf sich auf.«
    »Gute Nacht, Paul. Sie auch.«
    Noch bevor sich die Fahrstuhltür hinter ihr geschlossen hatte, war er fort.

    »Dicke Tonne! Dicke Tonne! Dicke Tonne!«, zeterte der fiese Vogel. Wie ein menschlicher Säugling war er um Viertel vor sechs aufgewacht - an einem Samstagmorgen! - und wollte einfach nicht mehr einschlafen. Adriana versuchte alles: Sie summte ihm etwas vor, gab ihm Futter, nahm ihn in die Hand, spielte mit ihm. Zum Schluss hatte sie ihn sogar ins dunkle Gästeklo eingesperrt, aber die gefiederte Bestie stieß weiter wüste Beschimpfungen aus.
    »Fettkloß! Fettkloß! Fettkloß«, kreischte er mit ruckendem Kopf, wie ein Wackeldackel.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, du kleines Mistvieh«, fauchte Adriana und postierte sich so dicht vor dem Käfig, dass sie mit den Lippen fast die Stäbe berührte. »Man kann mir ja wirklich einiges vorwerfen, ich bin mit Fehlern reichlich gesegnet, aber eines lass ich mir nicht nachsagen, nämlich dass ich zu dick bin. Haben wir uns verstanden?«
    Der Vogel legte den Kopf schief, als ob er ernsthaft über ihre Frage nachdächte. Adriana bildete sich sogar ein, dass er nickte. Sie drehte sich um und wollte zufrieden wieder ins Bett gehen. Aber sie war noch nicht ganz zur Tür hinaus, da kreischte der Papagei - etwas leiser und, wie sie hätte schwören können, vorsätzlich und mit Bedacht: »Fette Schnecke!«
    »Du Saubär!«, schrie sie. Um ein Haar hätte sie sich wutentbrannt auf den Käfig gestürzt. Sie musste jedes Fitzelchen Willenskraft zusammennehmen, um nicht das Fenster aufzureißen und ihn aus dem sechsundzwanzigsten Stock zu schmeißen. Der Vogel musterte sie nur mit mildem Interesse. »Du meine Güte«, murmelte sie. »Jetzt rede ich schon mit einem Papagei!«
    Adriana, die immer der Meinung gewesen

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