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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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wie es bei ihm in Sachen Kinderwunsch aussah. Aber ihr Plan war wohl doch zu leicht zu durchschauen.
    »Ach, nur so«, sagte Emmy. »Ich liebe Kinder, Sie nicht auch? Obwohl sich heutzutage so viele Leute lieber keine anschaffen wollen. Aber das käme für mich nicht in Frage. Ich meine natürlich nicht sofort, aber irgendwann möchte ich unbedingt Kinder haben.«
    Bei dieser Äußerung fiel Paul urplötzlich ein, dass er ja noch etwas vorhatte und schon spät dran war.
    »Hmm, ja. Hören Sie mal, Emmy. Ich muss mich sputen. Ich bin verabredet«, sagte er und sah auf seine Uhr.
    »Ach was? Jetzt noch?« Es war kurz vor Mitternacht, aber Emmy kam es vor wie vier Uhr morgens. Sie war angenehm besäuselt und wild entschlossen, Paul zu verführen, als die sexuell freizügige und aufgeklärte Frau, die sie nun ja wohl war. Noch lieber allerdings hätte sie einfach das gemütliche Gespräch auf ihrem Zimmer fortgesetzt, im Bett aneinandergekuschelt unter einer weichen Decke. Reden und küssen, bis die Sonne aufging. Sie würde ihren Kopf auf seine Brust legen, und er würde mit ihren Haaren spielen und manchmal seine starke Hand unter ihr Kinn legen, um sie zu küssen. Sie würden über alberne Witze lachen, sich Geheimnisse anvertrauen und von Städten und Ländern schwärmen, die sie gern einmal besuchen wollten. Und insgeheim - denn es war ja schließlich erst ihre erste gemeinsame Nacht - würden sie hoffen, dass sie eines Tages zusammen dorthin reisen würden. Und wenn sie am späten Morgen aufwachten, würde Paul ihr sagen, wie hinreißend sie aussah, so verschlafen und zerzaust, und sie würden sich das Frühstück aufs Zimmer kommen lassen (knusprige Croissants, frisch gepressten Orangensaft, Kaffee mit Vollmilch und einen
ganzen Teller mit süßen, saftigen Beeren), und Pläne schmieden, wie …
    »Emmy? Hallo?« Paul legte ihr zwei Finger auf die Hand. »Sind Sie noch da?«
    »Entschuldigung. Was haben Sie gesagt?«
    »Dass ich langsam los muss. Eigentlich war ich schon für zehn Uhr verabredet, aber ich hab’s irgendwie vergessen.« Er lächelte so verlegen, dass ihr Herzschlag aussetzte. »Normalerweise würde ich Sie mitnehmen - unbedingt -, aber es ist die Geburtstagsparty von meiner Ex, und ich schätze mal, sie wäre nicht so entzückt, wenn ich jemanden mitbringen würde. Verstehen Sie?«
    Der Projektor in Emmys Kopf kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen: Statt des Films »Wie wir gemeinsam die Minibar plündern« sah sie nur noch sich selbst, wie sie in ihrem löchrigen grauen T-Shirt vor dem Fernseher saß, auf dem immer wieder dieselben CNN-Nachrichten liefen, und die prallen französischen Beeren allein in sich hineinstopfte.
    Sie lächelte gequält. »Aber ja, aber ja. Schon kapiert. Natürlich! Es wäre peinlich und nicht sehr rücksichtsvoll, mit einer anderen Frau bei Ihrer Ex aufzukreuzen. Außerdem macht mir der Jetlag zu schaffen - Mann, die Zeitumstellung haut mich um. Und ich muss auch morgen wahnsinnig früh raus, deshalb könnte ich sowieso nicht mitkommen.« Halt die Klappe! , befahl sie sich. Sonst erzählst du ihm gleich auch noch davon, dass du dir heute Morgen an einer sehr heiklen Körperstelle einen Pickel aufgekratzt hast, mit dem Ergebnis, dass er jetzt aussieht wie eine Herpesentzündung. Oder dass dir nach dem vielen Wein auf den vielen Kaffee ein bisschen blümerant im Magen ist, weshalb du zwar einerseits am Boden zerstört bist, weil er dich so schnöde abserviert, andererseits aber auch nicht unfroh darüber, allein in dein Bettchen kriechen zu können. Also: Halt die Klappe!
    Paul winkte dem Kellner und bat um die Rechnung.
    »Nein, bitte. Lassen Sie mich das machen«, sagte sie und
streckte entschlossen die Hand danach aus. Ein Shirley-Bassey-Remix dröhnte aus den Boxen, und sie bemerkte zum ersten Mal, dass sich während ihres Gesprächs die gesamte Lobby in ein schummeriges Jagdrevier der Reichen, Jungen und Schönen verwandelt hatte.
    »Es tut mir wirklich leid, dass ich so sang- und klanglos verschwinden muss, aber sie sind meine ältesten Freunde, und ich hab sie schon ewig nicht mehr...«
    »Schon gut. Machen Sie sich meinetwegen keine Gedanken.« Sie hatte sich bereits damit abgefunden, dass sie die Nacht allein verbringen würde. Die Idee, mit Paul Matratzenakrobatik zu betreiben, weil sie es ihren Freundinnen versprochen hatte, kam ihr auf einmal aberwitzig vor. Wem wollte sie damit eigentlich imponieren? Für andere Frauen war es in Ordnung - für Adriana

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