Ein Ring von Tiffany - Roman
davon hatte sie enttäuscht.
Leigh schlug zurück. »Ach ja? Dann kannst du dich wahrscheinlich nicht mehr an diesen Surferbubi erinnern - wie hieß er noch gleich? Pasha? -, der dich nach dem Sex abgeklatscht und ›Kumpel‹ zu dir gesagt hat, als du ihn gefragt hast, ob er noch ein Glas Wein mit dir trinken möchte. ›Kumpel, jetzt komm aber mal wieder runter auf den Teppich.‹ Oder an den Fußfetischisten, der deine Füße eincremen und sich damit am ganzen Körper betatschen wollte? Nicht zu vergessen den Prachtkerl, den du auf Izzies Hochzeit abgeschleppt hast. Der
einen Anruf von seiner Mutter angenommen hat, während du auf ihm saßt? Reicht es, oder willst du noch mehr hören?«
Adriana hob die rechte Hand und setzte ihr einnehmendstes Lächeln auf. »Danke, wir haben schon verstanden. Trotzdem, werte Freundin, führt das alles ein wenig in die Irre. Ein paar faule Äpfel sind noch lange kein Grund, nicht am Apfelbaum zu rütteln. Das waren bloß unerfreuliche Ausnahmen. Was ist denn mit dem österreichischen Baron, für den ein gutes Vorspiel darin bestand, ein paar Brillis bei Cartier zu kaufen? Oder mit dem - anderen - Surferbubi damals in Costa Rica, mit dem ich mich bei Sonnenaufgang am Strand geliebt habe? Oder mit dem Architekten, der in dieser Wahnsinnspenthousewohnung mit Blick über den Hudson gewohnt hat...«
»Sei jedenfalls darauf gefasst, dass es so oder so kommen kann«, sagte Leigh warnend zu Emmy.
»Du bist eine solche Spielverderberin!«, rief Adriana. »Ich geh’ne Runde schwimmen.« Obwohl sie sich um einen munteren Ton bemühte, ging ihr das Gespräch doch allmählich etwas auf die Nerven. Warum war Leigh so verbittert? Sie hatte einen Wahnsinnsjob im renommiertesten Verlag der Stadt und war mit einem beliebten Sportmoderator verlobt, der nur Augen für sie hatte. Und auch an ihrem Aussehen war nicht das Geringste auszusetzen. Sie war auf eine dezente Art attraktiv, auf die die Männer flogen und bei der die Frauen nicht sofort gelb vor Neid wurden. Wieso war sie immer so mies drauf?
»Okay, jetzt hab ich also mein Fett weg«, sagte Emmy. »Aber ich will doch hoffen, dass du deinen Teil der Abmachung nicht vergessen hast.«
»Natürlich nicht«, antwortete Adriana. »Ich glaube sogar, ich habe meinen zukünftigen Gatten schon kennengelernt.«
»Hmm«, machte Leigh unbeeindruckt und nahm dem Kellner ihre Frozen Margarita ab. Nachdem sie sich das eiskalte Glas einen Augenblick lang an die Stirn gedrückt hatte, leckte sie die Salzkruste vom Rand ab.
»Ach nein, tatsächlich?«, sagte Emmy. Für Adriana klang ihre Antwort verdächtig nach Herablassung.
»Ja, tatsächlich«, schoss sie zurück. »Ich hab zwar nicht den Eindruck, dass es euch besonders interessiert, aber ich will euch trotzdem verraten, dass es sich bei meinem Auserwählten zufälligerweise um Tobias Baron handelt.«
Die beiden anderen rissen die Köpfe hoch und starrten sie ungläubig an. Jetzt müssen sie mir wohl oder übel doch zuhören.
» Der Tobias Baron?«, fragte Leigh.
Ja, so war es doch schon viel besser. » Der Tobias Baron.« Sie nickte. »Seine Freunde nennen ihn übrigens Toby.«
Leigh traten die Augen aus dem Kopf. »Im Ernst? Los, raus damit. Wir wollen alles hören …«
»Aber klar«, sagte Adriana lächelnd. »Aber zuerst spring ich mal kurz ins Wasser.« Elegant wie eine Katze, die nach einem Nickerchen geschmeidig ihre Glieder streckt, erhob sie sich von der Liege und schlenderte zum Pool. Jetzt hab ich’s euch aber gezeigt. Nachdem sie mit den Zehen das Wasser geprüft hatte, sprang sie hinein. Sie schwamm so gleichmäßig, dass sich die Oberfläche unter ihren kraftvollen Kraulzügen kaum kräuselte. Adriana war zwar kein großer Fan des Meeres (das Salzwasser trocknete die Haare aus, und man verbrannte sich dauernd an irgendwelchen unappetitlichen Viechern), konnte aber trotzdem schwimmen wie ein Fisch. Aus Angst, sie könnte in den Pool des elterlichen Anwesens stürzen und ertrinken, brachte ihre Mutter ihr das Schwimmen noch vor dem Gehen bei, sprich mit neun Monaten, und zwar an einem einzigen Nachmittag: Mrs. de Souza trug ihre strampelnde Tochter ins tiefe Wasser, nahm ihr die Schwimmflügel ab und ließ los. Adriana war außer sich gewesen, als sie diese Geschichte zum ersten Mal hörte. »Du hast einfach zugeguckt, wie ich ertrinke?«, fragte sie ihre Mutter.
»Also bitte, so dramatisch war es nun wirklich nicht. Du warst nur ein paar Sekündchen unter Wasser. Dann hast du
Weitere Kostenlose Bücher