Ein Ring von Tiffany - Roman
ihr in die kleine Diele mit dem Marmorboden. »Hast du gerade tatsächlich ›verkehren‹ gesagt?«
»Izzie«, meinte Emmy warnend. »Können wir bitte bei der Sache bleiben? Ich wollte es ja, ich wollte es wirklich. Er war total süß und lieb und so wahnsinnig australisch. Es wäre das
perfekte Urlaubsabenteuer gewesen. Aber ich hab ihn nicht rangelassen.«
Kevin, der hinten im Wohnzimmer am Schreibtisch saß, hob den Kopf. »Eure Unterhaltung scheint mir um einiges spannender zu sein als diese E-Mail von meiner Patientin hier, in der sie mir hübsch anschaulich die Konsistenz ihres Ausflusses beschreibt.« Er klappte den Laptop zu und kam herüber, um Emmy mit einem Kuss zu begrüßen und Izzie liebevoll zu umarmen. »Ich hab dich vermisst, Baby«, murmelte er seiner Frau ins Ohr.
Izzie presste ihre Lippen auf seinen Mund und liebkoste sein Gesicht. »Mmm. Ich dich auch. Wie war dein Dienst?«
»Hallo? Entschuldigt mal bitte«, unterbrach Emmy das Geturtel. »Ich bin wahrlich die Letzte, die dieses rührselige Wiedersehen stören möchte, aber da ihr zwei schließlich schon verheiratet seid und ich keinen habe, dem ich mein Herz ausschütten kann, fände ich es nett, wenn wir uns erst mal ein bisschen auf mich konzentrieren könnten.«
Kevin lachte und tätschelte seiner Frau den Po. »Na schön. Dann schmeiß ich schnell deine Sachen ins Gästezimmer und mach uns was zu trinken. Ihr setzt euch schon mal nach drau ßen.« Er steuerte die Küche an, und Izzie blickte verträumt hinter ihm her.
»Der Mann ist so unglaublich, dass einem schlecht werden könnte«, sagte Emmy.
»Ich weiß.« Izzie seufzte lächelnd. »Er ist einfach wahnsinnig toll. Wenn ich ihn nicht so lieben würde, wäre es wahrscheinlich kaum auszuhalten. Los, komm. Wir gehen auf den Balkon.«
Emmy konnte sich etwas Schöneres vorstellen, als unter der brennend heißen Sonne im schwülen Florida auf einem gusseisernen Stuhl an einem gusseisernen Tisch auf einem Balkon zu sitzen. Auf dem Teppichboden vor den Schlitzen der Klimaanlage zu hocken, zum Beispiel.
»Kommt man hier eigentlich je aus dem Schwitzen raus?«, fragte sie Izzie, der die brütende Hitze nicht das Geringste auszumachen schien.
Izzie zuckte mit den Schultern. »Man gewöhnt sich dran. Ich muss allerdings hinzufügen, dass normalerweise kaum ein Mensch auf die Idee kommt, sich ausgerechnet den August für einen Miamibesuch auszusuchen.« Sie zwinkerte Emmy zu und drehte sich in die Sonne. »Okay, wir waren also da stehen geblieben, wo er mit dir verkehren will...«
Die gläserne Schiebetür glitt auf, und Kevin kam heraus, in der Hand ein Tablett mit Getränken. Er schüttelte den Kopf. »Irgendwie gibt es vor diesem Thema anscheinend kein Entkommen. Aber mal im Ernst, Emmy, kannst du den Film nicht ein Stück vorspulen?«
Als Izzie aufsprang, um Kevin zu helfen, fragte Emmy sich, woher sie bloß ihre Energie nahm. Sie selbst hatte das Gefühl, sich in der schwülen Wärme allmählich in ihre Bestandteile aufzulösen.
»Viel mehr gibt es nicht zu erzählen«, sagte sie und nahm sich eine Handvoll Weintrauben vom Tablett. Nachdem sie eine Flasche Wasser aus dem Eiskübel gezogen hatte, fragte sie: »Gibt’s denn hier nichts Anständiges zu trinken? Ich dachte, heute hat keiner von euch Bereitschaft.«
Kevin suchte den Blick seiner Frau. »Doch, doch«, antwortete er. »Wir köpfen gleich eine Flasche. Aber vorher …«, er gab Izzie eine Leinentasche, »… haben wir noch ein Geschenk für dich.«
»Für mich?«, fragte Emmy verwirrt. »Eigentlich hätte ich euch etwas mitbringen müssen. Als Gastgeschenk.«
Izzie holte eine kleine, gelb verpackte und mit einer regenbogenfarbenen Schleife verzierte Schachtel aus der Tasche und hielt sie Emmy hin. »Für dich«, sagte sie.
»Das ist ja wirklich reizend von euch, aber ich warne euch: Wenn es ein Gutschein für eine Partneragentur im Internet ist
oder für eine Flirtanleitung oder für irgendwelche Infos, wo ich am besten meine Eizellen einfrieren lassen kann, ist Schluss mit lustig.«
Izzie lächelte leicht gequält, was Emmy etwas seltsam vorkam, weil ihre Schwester doch hätte wissen müssen, dass sie nur Spaß machte. »Jetzt schau erst mal rein«, meinte Izzie.
Emmy war noch nie der Typ gewesen, der ein Geschenk behutsam und vorsichtig auspackte - lohnte es sich wirklich, gebrauchtes Geschenkpapier und irgendwelche Bänder aufzuheben? Und auch diesmal riss sie die Verpackung mit Genuss herunter: In dem gelben
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