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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Seidenpapier lag ein zusammengefaltetes weißes T-Shirt. Eigentlich keine große Überraschung. Izzie und sie schenkten einander schon jahrelang witzige Shirts. Seit sie ihr eigenes Geld verdienten. Dabei versuchte jede, auf den letzten lustigen, albernen, originellen oder auch nur blöden Spruch der anderen immer noch einen draufzusetzen. Erst ein paar Wochen zuvor hatte Emmy ihrer Schwester ein Muskelshirt mit der Aufschrift »ICH BIN ARZT: AUSZIEHEN UND HINLEGEN« geschickt. Izzies Gegengeschenk war ein winziges Hundehemdchen, das an Otis adressiert war, darauf der Spruch: »ICH BEIS-SE NUR, WENN MICH HÄSSLICHE LEUTE STREICHELN«.
    Emmy hielt das T-Shirt hoch. »DIE BESTE TANTE DER WELT«, las sie laut vor. »Das kapier ich nicht. Was soll denn daran witzig...?« Der Blick, den Izzie und Kevin miteinander wechselten, ließ sie mitten im Satz innehalten. »O Mann!«
    Izzie grinste und nickte. Kevin beugte sich über den Tisch und drückte ihre Hand.
    »O Mann«, ächzte Emmy noch einmal.
    »Wir sind schwanger!«, rief Izzie. Sie sprang auf, um Emmy zu umarmen, und fegte dabei zwei Flaschen Wasser vom Tisch.
    »O Mann.«
    »Hallo? Em? Was anderes fällt dir wohl nicht ein?«, fragte Kevin.
    Emmy erwiderte die Umarmung ihrer Schwester mit einem
regelrechten Klammergriff, aber sie brachte kein sinnvolles Wort über die Lippen. Im Geiste befand sie sich wieder da, wo sie immer war, wenn jemand eine Schwangerschaft erwähnte: im Krankenhaus, vor nicht einmal einem Jahr, als sie zum ersten Mal eine Geburt miterlebt hatte. Izzie hatte Emmy einen Ärztekittel organisiert, ihr eingeschärft, sich wie eine Medizinstudentin zu benehmen, und sie in den Kreißsaal geschmuggelt, um ihr zu zeigen, wie eine vollkommen normale, komplikationslose Geburt ablief. Auf das, was sie dort zu sehen bekam, war sie trotz aller Aufklärungsfilme aus dem Biounterricht und der blutigen Gebärstorys, die sie von ihren Freundinnen und von Izzie kannte, nicht im Mindesten vorbereitet gewesen. Und nun stand ihr auf einmal wieder alles vor Augen. Nur, dass die Frau auf der Liege, zwischen deren Schenkeln sich der kleine kahle Kinderkopf hervorzwängte, jetzt ihre Schwester war.
    Doch noch bevor sie dieses Bild richtig verarbeiten konnte, machten ihre Gedanken einen Purzelbaum: Plötzlich sah sie all die Babyboutiquen und Websites vor sich, die sie seit Jahren abklapperte, um über flauschige Pantöffelchen und Lätzchen mit Monogramm ins Schwärmen zu geraten und ihren imaginären Einkaufswagen mit den niedlichsten Sachen zu füllen. Jetzt hatte sie einen echten Grund, dort zu shoppen - für ihre Nichte oder ihren Neffen. Aber wie sollte sie sich jemals für irgendetwas entscheiden? Ganz klar, dass sie Strampelanzüge mit Sprüchen wie MAMI TRINKT, WEIL ICH SO EIN SCHREIHALS BIN oder WUNSCHKIND kaufen würde. Aber was war mit den hinreißenden Kaschmirpullöverchen, den schaffellgefütterten Babyschühchen von Ugg und den lindgrün karierten Bugaboo-Buggys? Oder mit den süßen Strümpfen, die aussahen wie von Mary Janes? Die mussten einfach sein, genau wie ein winziges Bademäntelchen. Auf alles, was zu praktisch oder zu nobel war, würde sie verzichten. Stillkissen, Fläschchenwärmer und gravierte Tiffanylöffelchen sollten ruhig andere kaufen. Sie würde dafür sorgen, dass es Izzies Baby an nichts mangelte, was in
Manhattan zu einem trendigen Outfit gehörte. Wenn nicht sie, wer dann? Jedenfalls nicht die werdenden Eltern dieses Kindes. Die waren bestimmt viel zu sehr damit beschäftigt, die Babys anderer Leute auf die Welt zu holen, als dass sie sich auf die Jagd nach den neuesten, coolsten und schnuckeligsten Sachen machen konnten. Nein, ihr blieb keine andere Wahl. Wenn es je eine Gelegenheit gegeben hatte zu zeigen, was in ihr steckte, dann diese. Sie würde ihrem neuen T-Shirt alle Ehre machen und die beste Tante der Welt werden. Und wer weiß... vielleicht konnte sie die ganzen Geschenke ja eines Tages noch für ihren eigenen Nachwuchs verwenden; ihre Kinder und Izzies Kinder würden sich ihre Anziehsachen und ihr Spielzeug teilen, genau wie ihre Mütter vor ihnen. Sie wären eher wie Geschwister als wie Cousins oder Cousinen. Und dabei kam ihr gleich noch eine Idee: Wenn Izzie ihre zweite Schwangerschaft so plante, dass sie mit Emmys erster zusammenfiel, könnten sie zusammen zur Yoga-Geburtsvorbereitung gehen, und Izzie könnte ihr im Lauf der neun Monate mit ihrer ruhigen Ärztinnenstimme Schritt für Schritt alles erklären. Und wenn

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