Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)
Taste erneut drückte, klang eine knisternde metallische Stimme aus dem Deckenlautsprecher auf: »Manuelle Befehlsüberbrückung inoperativ. Bitte verwenden Sie Stimmeingabe.«
»Öffne die Tür«, sagte Hal. Seine Stimme hallte durch den Tunnel. Das Schott glitt langsam zur Seite, und Hal trat in eine dürftig erleuchtete Luftschleuse. Er drückte auf die Taste an der gegenüberliegenden Wand, doch wie zuvor passierte nichts. »Öffne die Tür«, wiederholte er.
Der Deckenlautsprecher rauschte und knisterte. »Schließen Sie zuerst die andere Tür.«
»Schließ sie doch selbst.«
»Ich bin nur eine Luftschleuse. Sie müssen die Befehle geben.«
Hal zuckte die Achseln. »Schließ das Schott.«
»Welches der Schotte soll ich schließen? Das äußere oder das innere?«
»Wie solltest du denn das Innenschott schließen können? Das ist doch gar nicht offen!«
»Es tut mir leid, aber Sie müssen Ihre Anweisung noch einmal wiederholen.«
»Schließ das Außenschott und öffne das Innenschott!«
»Ich bin nicht in der Lage, multiple Anweisungen zu interpretieren.«
»Okay, dann interpretiere mal das!« Hal zog seinen Blaster. »Ich werde jetzt so lange Löcher in die Wände schießen, bis ich irgendwas treffe, das das Schott öffnet. Und ich werde in drei Sekunden damit anfangen.«
»Ich kann das Innenschott nicht ohne die korrekte Anweisung öffnen«, sagte die Luftschleuse.
»Das sind alle Anweisungen, die du erhalten wirst.« Hal zielte mit dem Blaster auf den Deckenlautsprecher. »Eins …«
»Ich werde diesen Vorfall den Behörden melden müssen«, warnte die Luftschleuse.
»Sobald ich den Abzug gedrückt habe, wirst du niemandem mehr irgendwas melden. Zwei.«
Ein flehentlicher Unterton schlich sich in die Stimme der Luftschleuse. »Alles, was Sie sagen müssen, ist: ›Außen schließen, innen öffnen.‹«
»Ich bevorzuge diese Methode«, sagte Hal und hob den Blaster. »Drei!«
Das Außenschott fiel zu, und eine Sekunde später glitt das Innenschott auf. Hals Ohren stellten mit einem Knacken den Druckausgleich her. »Das war doch gar nicht so schwer«, knurrte er und hakte den Blaster wieder an seinem Gürtel fest.
Er erhielt keine Antwort.
Hal verließ die Luftschleuse und bestieg einen kleinen Aufzug. Es gab nur einen Knopf auf der Kontrolltafel, und so drückte er ihn. Die Tür schloss sich. Der Lift schoss aufwärts, und als er wieder hielt, öffnete sich die Tür in eine hell erleuchtete Halle, in der es durchdringend nach Schimmelpilz roch. An einer Reihe billiger Plastiktische saßen mehrere Leute, die aus großen Krügen tranken und sich irgendetwas zu essen in den Mund schaufelten. Ein Roboter stand hinter einer Durchreiche und teilte Krüge und Schüsseln aus. Rechts neben ihm befand sich ein großes Fenster in der Wand, darüber hing ein Schild mit der Aufschrift »General Store«. Hinter dem Fenster waren Regale zu sehen, auf denen sich unregelmäßig geformte Pakete stapelten.
Als sich Hal dem Fenster näherte, tauchte übergangslos das strahlende Gesicht eines Dienerdroiden hinter dem Tresen auf. »Hallo, da«, begrüßte ihn der Roboter fröhlich. Er machte eine weit ausholende Handbewegung, welche die überladenen Regale umfasste. »Wie Sie bemerken werden, halten wir eine riesige Auswahl diverser Artikel für den anspruchsvollen Kunden parat.« Er musterte Hal von Kopf bis Fuß und fügte hinzu: »Wir haben außerdem auch einige Artikel für Kunden mit einem eher bescheidenen Kreditlimit im Angebot.«
»Hast du irgendwelche Stiefel?«
»Ob ich Stiefel habe?«, fragte der Roboter. »Ich habe so viele Stiefel auf Lager, dass ich ein Geschäft damit eröffnen könnte.«
»Welche Sorten Stiefel hast du denn?«
»Interessieren Sie sich für bequeme, hochwertige, robuste oder eher für billige Stiefel?«
»Verrat mir, was du im Angebot hast, und ich verrate dir, was ich will.«
»Kein Problem«, sagte der Roboter fröhlich. Er drehte sich um, kramte eine Weile in den Regalen hinter dem Fenster herum und verschwand dann tiefer im Laden. Hal konnte hören, wie Schachteln gerückt und Papier zerknautscht wurde. Kurz darauf kehrte der Roboter mit einem Paar brauner, aus einem weichen Material bestehender Stiefel zurück. »Also, das ist es, was ich unter Qualität verstehe«, erklärte er und legte die Stiefel auf den Tresen. »Fühlen Sie mal.«
Hal strich mit den Fingern über die seidig weiche Oberfläche. »Leder?«
»Ja, aber nicht irgendein Leder«, erwiderte der Roboter.
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