Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
Tüchtigkeit findet durch Auszeichnung ihren Lohn. Von dem Durchschnitt der Noten während der Lehrzeit hängt der Rang ab, den der Lehrling bei seiner Aufnahme unter die Vollarbeiter erhält.
Die innere Organisation der einzelnen Zweige industrieller und landwirtschaftlicher Tätigkeit ist selbstredend je nach den besonderen Eigentümlichkeiten und Bedingungen eine verschiedene. Jedoch stimmt sie mit der allgemeinen Klassifizierung der Arbeiter darin überein, daß diese je nach ihrem Können in solche ersten, zweiten und dritten Grades eingeteilt sind. In vielen Berufen zerfallen diese Grade noch in eine erste und zweite Unterklasse, so daß wir dann sechs verschiedene Rangstufen der Leistungsfähigkeit haben. Natürlich werden nur junge Leute von ungewöhnlicher Begabung und Tüchtigkeit aus Lehrlingen sogleich zu Vollarbeitern ersten Grades. Die meisten werden nach Ablauf der Lehrzeit den unteren Graden zugewiesen. Eist nachdem sie leistungsfähiger geworden sind, treten sie bei periodisch wiederkehrenden neuen Feststellungen der Rangordnung in höhere Klassen ein. Diese Festsetzungen erfolgen in jedem Beruf nach Zwischenräumen, die der Länge der Lehrzeit entsprechen. Das Verdienst braucht also nicht lange zu warten, bis es emporsteigt, und niemand kann auf seinen bisherigen Leistungen ausruhen, wenn er nicht zu einem niederen Rang hinabsinken will. Ein besonderer Vorzug der Vollarbeiter eines hohen Grades besteht in dem Rechte, sich innerhalb ihrer Berufe eine Spezialität auswählen zu dürfen. Obgleich keine der Verrichtungen ungewöhnlich schwer und schwierig sein soll, so sind sie doch ihrer Natur nach sehr verschieden: das Recht ist daher hochgeschätzt, sich unter ihnen eine besondere Spezialität auszuwählen. Gewiß suchen wir soviel wie möglich auch die Neigungen des schlechtesten Arbeiters zu berücksichtigen, wenn wir ihm Beschäftigung zuweisen. Denn dadurch wird nicht nur sein Glück erhöht, sondern auch der Nutzen, den er der Gesellschaft bringt! Allein die Wünsche von Arbeitern der niederen Grade können erst Berücksichtigung finden, wenn die Arbeiter höherer Klassen angemessene Beschäftigung gefunden haben. Die ersteren müssen sich mit einer Tätigkeit zufrieden geben, die ihnen erst in zweiter oder dritter Linie zusagt; ja, wenn es nötig sein sollte, so wird ihnen sogar ohne weiteres eine bestimmte Arbeit übertragen. Das Recht zur Wahl einer Berufsspezialität tritt bei jeder Feststellung der Rangordnung in Kraft. Wer seinen Grad verliert, läuft gleichzeitig auch Gefahr, eine zusagende Art der Beschäftigung mit einer anderen vertauschen zu müssen, die ihm weniger behagt. Die Ergebnisse jeder neuen Rangordnung in den einzelnen Berufen werden in den Amtsblättern bekanntgegeben. Bürger, die zu höheren Graden emporgestiegen sind, erhalten den Dank der Nation und werden öffentlich mit dem Abzeichen ihres neuen Ranges belohnt.“
„Was sind das für Abzeichen?“ fragte ich.
„Jeder Beruf hat sein besonderes Sinnbild“, versetzte Doktor Leete. „Es hat die Form einer Medaille, die so klein ist, daß man sie übersehen kann, wenn man nicht weiß, an welcher Stelle sie zu suchen ist. Sofern nicht im Interesse der Allgemeinheit eine besondere Uniform nötig ist, tragen die Angehörigen des Arbeitsheeres kein anderes Abzeichen als diese Medaille. Sie hat für alle Rangstufen eines Berufs die gleiche Form, aber während das Abzeichen des dritten Grades von Eisen ist, besteht das des zweiten aus Silber und das des ersten aus Gold.
Ein gewaltiger Antrieb zu den bestmöglichen Leistungen besteht darin, daß die hohen staatlichen Vertrauensposten nur von Männern bekleidet werden können, die Arbeiter ersten Grades gewesen sind. Anspornend wirkt auch, daß der Rang im Arbeitsheer die einzige gesellschaftliche Auszeichnung ist, die die Mehrzahl jener Bürger erreichen können; die sich nicht der Literatur, Kunst oder Wissenschaft widmen. Aber hiervon abgesehen, werden unsere Bürger noch durch andere, gröbere, aber nicht weniger wirksame Mittel angefeuert, ihr Bestes zu geben: durch Vorteile und Freiheiten, deren sich die Arbeiter höherer Grade erfreuen. Obgleich solche Vorrechte nicht so bedeutend sind, daß sie den Neid der minder erfolgreichen Bürger erwecken könnten, lassen sie es doch jedermann empfinden, wie wünschenswert es ist, den nächsthöheren Grad zu erhalten.
Es ist offenbar wichtig, daß nicht nur die guten, sondern auch die mittelmäßigen und schlechteren
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