Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
Arbeiter den Ehrgeiz nähren können, zu höheren Graden emporzusteigen.
Und da die Anzahl der letzteren bei weitem überwiegt, so ist es viel wichtiger, daß unsere Rangordnung mehr darauf hinwirkt, sie nicht zu entmutigen, als die besseren Arbeiter anzufeuern. Zu diesem Zwecke sind die Grade – wie bereits erwähnt – in Unterklassen eingeteilt. Bei jeder neuen Klassifizierung werden jedem Grade wie jeder Unterabteilung die gleiche Anzahl von Arbeitern zugewiesen. Nach Abrechnung der Offiziere, ungelernten Arbeiter und Lehrlinge kann daher niemals mehr als der neunte {10} Teil des Arbeitsheeres der untersten Stufe angehören, und dieser neunte Teil rekrutiert sich in der Hauptsache aus Leuten, die erst kürzlich ihre Lehrzeit beendet haben und zu höherem Range emporzusteigen hoffen. Nur ein verschwindend kleiner Bruchteil des Arbeitsheeres besteht aus Leuten, die ihre ganze Dienstzeit hindurch in der untersten Klasse verbleiben, und man darf wohl behaupten, daß ihre gesellschaftliche Stellung sie weder bekümmert, noch daß sie die Fähigkeit besitzen, sie zu verbessern.
Ein Arbeiter braucht nicht einmal zu einem höheren Grad aufzusteigen, um eine Ahnung davon zu bekommen, was Ruhm ist. Zwar kann der Dienstpflichtige nur befördert werden, wenn ein allgemein günstiges Zeugnis über seine Tätigkeit vorliegt, allein es werden ihm auch lobende Erwähnungen ohne Rangerhöhung zuteil. Ferner belohnt man auch einzelne besonders tüchtige Leistungen in den verschiedenen Berufen durch ehrenvolle Auszeichnungen und mannigfache Preise. Nicht nur innerhalb der Grade, auch innerhalb der Unterabteilungen gibt es viel kleinere Rangabstufungen, von denen jede eine Gruppe von Berufstätigen zu möglichst vorzüglichen Leistungen anspornt. Unsere Gesellschaft legt Gewicht darauf, auf keinem Verdienst, und sei es noch so klein, ganz die ihm gebührende Anerkennung versagt bleibt.
Die Disziplin des Arbeitsheeres ist viel zu streng, als daß wirklich nachlässige, positiv schlechte Arbeit oder offenbare Trägheit von solchen Bürgern geduldet werden könnten, die höherer Beweggründe nicht fähig sind. Wer seiner Dienstpflicht genügen kann, sich aber hartnäckig weigert, sie zu erfüllen, wird von aller menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen. {11}
Die niedrigsten Offiziere unseres Arbeitsheeres, die Hilfswerkführer oder Leutnante, werden aus der Zahl derer genommen, die sich zwei Jahre lang in der obersten Abteilung des ersten Grades bewährt haben. Wenn ihre Zahl die der offenen Offiziersstellen bedeutend übersteigt, so ist nur die erste Gruppe der Klasse wählbar. Solcherart kommt niemand vor seinem dreißigsten Lebensjahr dazu, anderen zu befehlen. Ist jemand Offizier geworden, so hängt seine weitere Beförderung natürlich nicht mehr von der Vorzüglichkeit seiner eigenen Arbeit ab, sondern von der seiner Untergebenen: Die Werkführer werden aus der Klasse der Hilfswerkführer genommen, und zwar aus einer beschränkten Zahl von ihnen; bei ihrer Wahl wird die größte Vorsicht beobachtet. Die Ernennung zu den übrigen höheren Graden erfolgt nach einem anderen Prinzip. Es würde aber zu viel Zeit in Anspruch nehmen, Ihnen das jetzt zu erklären.
Bei den vielen kleinen Betrieben Ihrer Zeit würde sich die beschriebene Einteilung der Berufstätigen als undurchführbar erwiesen haben. Manche davon beschäftigten ja so wenig Arbeiter, daß auf jede von unseren Klassen kaum ein Mann entfallen wäre! Sie dürften bei dem allem das eine nicht vergessen: unsere nationale Arbeitsorganisation hat zur Voraussetzung, daß alle Zweige des Wirtschaftslebens in großem Maßstab betrieben werden und wahre Armeen von Arbeitskräften beschäftigen. Hunderte von Ihren landwirtschaftlichen oder industriellen Betrieben sind bei uns zu einem einzigen vereinigt. Die Oberinspektoren unseres Arbeitsheeres gleichen den Obersten, ja den Generälen Ihrer zeitgenössischen Armeen. Weil wir alle Zweige des Wirtschaftslebens nach großem Maßstab organisiert haben und in allen Landesteilen vorzügliche Betriebe nebeneinander besitzen, vermögen wir durch Stellenaustausch und Versetzungen jedem die Art von Beschäftigung zu vermitteln, in der er das Beste leistet.
Und nun, Herr West, kennen Sie in allgemeinen Umrissen die Organisation unseres Arbeitsheeres. Entscheiden Sie selbst, ob diese nicht wirksame Antriebe für Menschen auslöst, die eines besonderen Ansporns bedürfen, um ihr Bestes zu leisten! Ehemals waren die Menschen gezwungen, zu
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