Ein Sarg für zwei
ist los? Wieso bist du hier?«
»Ich muss
mit dir reden.«
»Mit mir?
Nicht mit Thierry?«
»Nein, nur
mit dir.« Er grinste, so dass ich seine Reißzähne sehen konnte. »Rate, wen ich
getroffen habe.«
»Ich habe
absolut keine Ahnung.«
»Okay. Ich
gebe dir einen Tipp. Sein Vorname ist Rot und sein letzter Teufel. Also?«
»Ernsthaft?«
Er nickte.
»Er ist wirklich beeindruckend, Sarah. So wunderbar. Alles, was ich jemals über
ihn gehört habe, trifft vollkommen zu. Er hat vor Amys Haus auf mich gewartet
und mich zu Tode erschreckt, vor allem mit diesem Schal im Gesicht. Doch dann
hat er mich persönlich gebeten, hierherzufahren und auf dich aufzupassen. Er
möchte sichergehen, dass es dir gut geht. Ist das nicht fantastisch?«
Fantastisch,
na klar. Wie in ›fantastisch seltsam‹ und ›verdächtig‹. »Wieso du?«
»Weil er
offensichtlich weiß, dass ich der Richtige für diese Aufgabe bin.«
»Die
Aufgabe, mir nachzuspionieren?«
Er lachte.
»Sehr lustig. Nein, natürlich nicht. Er möchte dich in Sicherheit wissen, was
ziemlich cool ist, und ganz offensichtlich will er testen, ob ich ein vertrauenswürdiger
Assistent bin. Da ich sowieso eine neue Arbeit brauche, könnte der Zeitpunkt
gar nicht besser sein.« Er zog eine kleine Digitalkamera aus seiner Hosentasche
und hob sie vor sein Gesicht. »Sag mal Zitrone.«
»Zitrone.«
Ich blinzelte, als der Blitz losging.
Er musterte
auf dem kleinen Bildschirm das Foto, das er gerade gemacht hatte. »Du hast
vergessen zu lächeln.«
»Ich habe es
nicht vergessen.« Ich kaute auf meiner Unterlippe, während ich George
betrachtete, der so begeistert war, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. »Woher
wusste der Rote Teufel, wo ich bin?«
»Das wusste
er nicht. Thierry hat mir für den Notfall die Adresse gegeben. Der Rote Teufel
musste mir gar nichts sagen. Voilà, da bin ich.« Wieder flammte das Blitzlicht
auf.
»Okay, das war
noch schlimmer.«
Ich blickte
an George vorbei auf den dunklen, verlassenen Parkplatz, griff sein Hemd, zog
ihn ins Zimmer und verriegelte die Tür hinter ihm.
»Bist du
verrückt geworden?«, stammelte ich.
»Was?«
Ich
versuchte normal zu atmen. »Wer auch immer dieser Kerl ist, er könnte dich
einfach benutzt haben, um herauszufinden, wo ich gerade bin. Er könnte dir
hierher gefolgt sein.«
Er
schüttelte den Kopf. »Absolut nicht. So etwas würde er nicht tun.«
Ich hörte,
dass die Dusche im Badezimmer immer noch lief. Verdammt, dieser Mann liebte
sein heißes Wasser.
Ich strich
Georges Hemd unter seiner Winterjacke glatt, wo ich es zerknittert hatte. »Ich
weiß, dass er mir das Leben gerettet hat, und dafür bin ich ihm auch sehr
dankbar. Aber mehr weiß ich nicht über ihn. Wenn er nun einer von den Bösen
ist?«
»Böse Leute
retten keine Vampire.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Hör zu, Sarah.
Entspann dich. Ich weiß, dass die Sache mit dem Pflock neulich ein echt
traumatisches Erlebnis für dich war, aber werde deswegen jetzt nur nicht noch
paranoider, als du es sowieso schon bist. Wenn der Rote Teufel einer der Bösen
wäre, hätte er dich sterben lassen und dich nicht in den Club
zurückgeschleppt.«
Paranoid.
Ja, das klang irgendwie einleuchtend. »Glaubst du das wirklich?«
»Der Rote
Teufel ist kein schlechter Kerl.«
Ich
schüttelte mich, atmete langsam aus und versuchte, meinen Herzschlag ein wenig
zu beruhigen.
»Vielleicht
hast du recht.« Eine große Welle der Erleichterung überströmte mich, und ich
umarmte George. Dann musterte ich ihn noch einmal. Nun, wo ich in der Lage war,
mich zu konzentrieren, bemerkte ich, dass er sehr elegant gekleidet war, mit
einem teuren roten Seidenhemd und der obligatorischen schwarzen Lederhose.
»Wieso bist du so schick angezogen? Hast du große Pläne für heute Abend?«
Er zuckte
mit den Schultern. »Nun, da ich schon einmal in der Stadt bin, hatte ich
gehofft, dass du mich vielleicht mit zu dem Schultreffen nimmst.«
»Um mich für
den Roten Teufel im Auge zu behalten?«
»Klar, das
auch. Vor allem dachte ich aber, dass es dort sicher Bowle oder so etwas
umsonst gibt, oder? Vielleicht sogar ein paar Häppchen? Eben eine gute alte
Kleinstadtfete.«
»Du kannst
mitkommen, aber wenn du Thierry erzählst, aus welchem Grund du wirklich hier
bist, platzt ihm bestimmt der Kragen. Und selbst wenn er heute keinen Kragen
trüge, wäre das nicht gut.«
»Dann sage
ich nichts.« Sein Blick wanderte zu meiner Hand. »Ein neuer Ring?«
Ich berührte
ihn
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