Ein Sarg für zwei
bedeuten.«
Sie legte
den Kopf schief und lächelte. »Hast du jemals von Nachtwandlern gehört, Sarah?«
Ich runzelte
die Stirn. »Nein.«
»Ich glaube,
ich bin erheblich gebildeter als du, was allerdings auch nicht weiter
überraschend ist.« Ihr Lächeln verstärkte sich. »Frag deinen Freund. Ich bin
sicher, er kann dich aufklären. Weißt du, ich bin ganz froh, dass es für dich
so gut gelaufen ist. Du hast dich in den letzten Jahren offenbar verändert.
Vielleicht bist du nicht mehr so grausam, wie du es in der Vergangenheit warst.
Wenn du dich bei mir entschuldigen würdest, könnte ich mir vorstellen, die
Entschuldigung anzunehmen.«
»Mich bei
dir entschuldigen? Ich glaube nicht, dass ich mich für irgendetwas
entschuldigen muss.« Ich seufzte. »Stacy, entspann dich, okay? Wieso verlassen
wir nicht diesen Waschraum, trinken ein paar Gläser Bowle und...«
»Halt die
Klappe!«, fuhr sie mich an.
Plötzlich
bekam ich kein Wort mehr heraus.
»Weißt du,
was ich die letzten zehn Jahre gemacht habe?«, fragte sie. »Ich bin nicht mit
dem Traum von der Oberschule abgegangen, Schauspielerin zu werden, so wie du.
Ich habe mich nicht für das College oder die Universität interessiert, sondern
Zauberei studiert. Ich habe gelernt, wie man Glamour erzeugt, damit ich mich
selbst schlank und hübsch machen konnte. Doch jedes Mal, wenn mir ein
Zauberspruch gelungen ist, wuchs die Dunkelheit in mir.«
»Mmmmmmpff«,
stieß ich hervor. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Knebel im Mund, aber
es war bloß Magie. Magie? Das war doch nicht möglich, oder? Trotzdem spürte
ich, wie mir die Magie die Arme bis zu den Füßen hinabkroch und mich auf der
Stelle bannte.
Stacys Augen
blitzten, als sie lachte. »Und mittlerweile bin ich wirklich gut. Ich kann
beinahe alles tun, was ich will. Übung macht den Meister.« Sie legte den Kopf
erneut auf die Seite, musterte mein geliehenes Kleid und blickte mir dann ins
Gesicht. »In der Schule habe ich dich beneidet. Du warst schön und beliebt. Die
Leute mochten dich. Dass ich auch existierte, hat niemand auch nur
wahrgenommen. Für dich war immer alles so leicht, selbst ein Vampir zu werden
hast du geschafft.«
»Rrlllkk«,
knurrte ich. Du bist eine durchgeknallte Zicke, bedeutete das.
Stacy
öffnete ihre Tasche und zog ein kleines Glasfläschchen hervor, nahm den Deckel
ab und schüttete den Inhalt in ihre rechte Hand. »Du hättest dich entschuldigen
sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest.«
Es klopfte
an der Tür. »Sarah?« Das war Claires Stimme. »Sarah, bist du da drinnen?«
Stacy
lächelte mich an. »Sieht aus, als wäre ich nicht die einzige Hexe in der Stadt.
Ich sollte mich wohl beeilen.«
Ich bekam
große Augen. Was zum Teufel hatte sie vor?
Plötzlich
murmelte sie irgendwelche merkwürdigen Worte, etwas Lateinisches. Und das, ohne
aus einem uralten Buch abzulesen. Sie schien in der Luft zu lesen, und ihre
Augen wurden dunkler. Sie wurden nicht schwarz wie bei einem hungrigen Vampir,
sondern dunkelrot. Sie lächelte unaufhörlich, während sie diese Worte sprach,
die ich nicht verstand. Ich versuchte, mich zu bewegen, konnte aber nicht
einmal den kleinen Finger rühren.
Nach einer
weiteren Minute, in der Claire unablässig an die Tür des Waschraums klopfte,
verstummte Stacy schließlich. Sie trat einen Schritt auf mich zu und blies mit
einem schiefen Grinsen irgendein Puder in mein Gesicht. »Das sollte genügen.«
Ich schloss
die Augen und hustete.
Als ich die
Augen wieder öffnete, hatte Claire den Waschraum betreten. Sie ignorierte
Stacy, die vor mir herumwedelte, sich an ihr vorbeidrängte und verschwand. Es
dauerte ein paar Sekunden, bis ich wieder sprechen und mich bewegen konnte.
»Wieso hast
du die Tür abgeschlossen?«, fragte Claire mit gerunzelter Stirn. »Und wieso ist
dein ganzes Gesicht voller Glitzerzeug?«
Ich fühlte
mich, als hätte ich einen Schock. Ich fuhr mir durchs Gesicht und hielt dann
meine Hand vor die Augen. An den Fingerspitzen klebte silbriger Glitter.
Ich
schluckte. Einen Moment hatte ich ernsthaft geglaubt, sie würde mich umbringen.
Mein Herz schlug so heftig, dass ich das Pulsieren hinter meinen Augäpfeln
spüren konnte.
»Sehe ich
normal aus?«, fragte ich Claire zitternd.
»Ja, bis auf
diesen Glitter wirkst du vollkommen okay.«
»Das Mädel,
das gerade gegangen ist, Stacy McGraw, hat versucht, mich zu Tode zu
erschrecken, was ihr auch verdammt gut gelungen ist.«
»Jetzt ist
sie jedenfalls
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