Ein Sarg für zwei
weg.«
»Gott sei
Dank.«
»Ist sie
eine Hexe?«
Ich
blinzelte sie an und versuchte, die unerfreuliche Erfahrung von eben
abzuschütteln. »Erraten.« Ich rieb noch einmal an dem Glitter herum.
»Nein, so
geht das nicht. Komm her.« Claire führte mich zum Waschbecken. Ich musterte
skeptisch den Spiegel, denn er zeigte nur ihr Spiegelbild. Claire klopfte mir
auf den Rücken. »Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, was mit dir los ist. Das ist
nicht weiter schlimm.«
Ich sah sie
überrascht an. »Nicht?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Ich habe über die Jahre haufenweise Vampire
kennengelernt. Die Personalchefin im Micky Dee ist auch einer. Sie ist zwar
eine Zicke, aber das hat nichts damit zu tun, dass sie ein Vampir ist.« Sie
fing an, den Glitter von meinem Gesicht zu waschen.
»Stacy hat
gesagt, du wärst auch eine Hexe.«
Sie nickte.
»Ich betreibe das hauptsächlich als Hobby. Falls du jedoch einen Dämon brauchst
oder dein Freund sich in eine kleine wilde Kreatur verwandelt hat, bin ich
deine Frau.« Sie runzelte die Stirn. »Obwohl ich nicht wusste, dass man auch
diesen billigen Glitter aus dem Drogeriemarkt benutzen kann. Ich kaufe immer
dieses extrem teure Schattensalzzeug. Was hat sie mit dir gemacht?«
»Ich habe
keine Ahnung. Sie hat irgendwas auf Lateinisch geredet und mir dann den Glitter
ins Gesicht gepustet.«
»Geht es dir
gut?«
Ich dachte
einen Augenblick darüber nach. »Abgesehen davon, dass ich zittrig bin, fühle
ich mich normal.«
»Egal was
sie vorhatte, es hat offensichtlich nicht funktioniert. Anscheinend hast du
wirklich Glück gehabt.«
»Wahrscheinlich
hast du recht.«
Ein paar
Minuten später hatte ich mich mit Hilfe meiner Scherbe nachgeschminkt und ging
zögernd zurück zur Tanzfläche. Ich suchte in der Menge nach Thierry und
entdeckte ihn in einer Ecke, wo er sich an einem kleinen Glas Bowle festhielt.
Als ich ihn fest umarmte, witterte er offensichtlich, dass irgendetwas nicht
stimmte. Ich erzählte ihm kurz, was passiert war.
»Ich glaube,
sie hat nur angegeben«, sagte ich. »Ich fühle mich gut.«
Der Blick
seiner silbrigen Augen wirkte besorgt. »Sie wusste, dass du ein Vampir bist?«
Ich nickte,
dann seufzte ich und schüttelte mich. »Es war gruselig. Aber es spielt keine Rolle
mehr. Es ist vorbei. Sie ist verschwunden. Jedenfalls kann ich sie nirgends
entdecken.« Ich sah mich in der Turnhalle um. Es war der reinste Totentanz. Die
meisten Leute waren bereits gegangen. »Wir sollten hier verschwinden.«
»Eine weise
Entscheidung.«
George
tauchte vor uns auf. »Ihr geht doch nicht etwa, oder? Wo wir uns gerade so
wunderbar amüsieren.«
So viel zu
seinem Auftrag vom Roten Teufel, mich im Auge zu behalten. Dafür war er viel zu
sehr mit Tanzen beschäftigt. »Du vielleicht.«
»Ach komm schon,
nur ein Tanz. Ich habe dir doch versprochen, dass wir uns heute Abend
amüsieren.« Er musterte Thierry. »Du hast doch nichts dagegen, oder, Chef?«
Thierry hob
eine Braue. »Ein Tanz.«
»Du kannst
gern mitkommen, wenn du Lust hast, Chef.«
Thierry
lehnte ab, und George zog mich mit fünf oder sechs anderen Paaren auf die
Tanzfläche. Sie spielten das beliebteste Tanzstück aus unserer Schulzeit:
»Stairway to Heaven«. Es fängt langsam an, und man glaubt, dass man gut darauf
tanzen könnte, aber dann ... sechs Minuten später, wenn der Hardrock-Rhythmus
einsetzt und du mit jemandem tanzt, der eklig ist und unangenehm riecht,
zweifelst du an deiner gesamten Existenz.
Es war eines
meiner absoluten Lieblingsstücke.
George
wirbelte mich im Kreis herum. »Siehst du? Wir amüsieren uns doch.«
»Ja, schon.«
Ich erzählte ihm kurz, was passiert war.
»Darling, du
ziehst den Ärger förmlich an. Das scheint in deiner Natur zu liegen. Was sollen
wir bloß mit dir machen?«
Ich seufzte.
»Ich habe absolut keine Ahnung.«
Er grinste
auf mich herunter. »Du warst in der Oberschule also eine Zicke? Das hätte ich
nie gedacht.«
Mir wurde
richtig warm bei unserer Tanzgymnastik. »Ich wusste nicht, dass ich eine war.
Laut Stacy war ich aber eine mannstolle Zicke mit Vorurteilen. Ich kann mich
allerdings nur an das Gefühl erinnern, pausenlos gehänselt zu werden. Ich
glaube allmählich, dass die Highschool für jeden ein traumatisches Erlebnis
ist.«
Ich fächerte
mir Luft ins Gesicht. Hatten sie in den letzten paar Minuten die Heizung im
Saal hochgedreht?
»Ich hatte
mein Schulleben lang Hauslehrer. Das war eine erheblich stärkere Unterdrückung.
Wahrscheinlich habe
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