Ein Sarg für zwei
war, als auf die Hexe zu achten, die mein Leben
ruiniert hatte. Sie sahen mich an.
»Was?«,
fragten sie unisono.
Meine Brust
war vor lauter Panik wie zugeschnürt. Ich wollte, dass dieser Fluch aufhörte.
Ich hasste ihn. Ich hasste alles an ihm. Er ruinierte mein gesamtes Leben.
Ich
schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter und ging zurück in den Laden, holte
die Verkäuferin aus dem hinteren Raum, und fünf Minuten später kamen Amy und
ich mit zwei wunderbar aufeinander abgestimmten Halsketten mit Diamantanhängern
wieder heraus.
Natürlich
war das Diebstahl, aber in diesem Augenblick war mir das wirklich so was von
egal!
Den
Morgenmantel behielt ich auch. Sollten sie mich doch anzeigen!
10
Wir
erreichten das Haven kurz nach neun. Es war bereits offiziell geöffnet. An
einigen Tischen saßen Gäste, nippten in dem erlesenen Club an ihren Getränken
und lauschten der Mischung aus Jazz und zeitgenössischer Musik, die aus den
Lautsprechern drang. Zwei Kellnerinnen, die, wie ich wusste, nach dem Verkauf
des Haven woanders arbeiten würden, schlenderten gelassen zwischen den Tischen
umher. Es war Freitag, also würde es nicht lange dauern, bis der Club sich mit
Vampiren aller Professionen füllte, die sich von einer langen arbeitsreichen
Woche erholen wollten.
Ich hatte
zwar gerade keine Arbeit, aber ein bisschen Erholung konnte ich sehr gut
gebrauchen.
Thierry saß
nicht in seiner üblichen Nische, sondern wartete stattdessen an der Tür auf
uns. Er kam sofort auf mich zu und machte Anstalten, mich zu umarmen oder zu
küssen. Doch im letzten Moment schien er es sich anders zu überlegen. Er wich
sogar einen Schritt vor mir zurück.
Ich
schluckte heftig. Er hatte Angst, mich zu berühren, falls wir wie hitzige
Werwölfe aufeinander losgehen würden. Was für eine Ungerechtigkeit! Gerade
jetzt, wo Thierry mir endlich problemlos in der Öffentlichkeit seine Zuneigung
zeigen konnte, ging das nicht mehr.
»Ich habe
mir Sorgen gemacht«, sagte er mit angespanntem Gesichtsausdruck. »Nachdem das
Gespräch unterbrochen wurde, konnte ich dich nicht mehr erreichen...«
Ich hob
beschwichtigend die Hand. » Stacy hat mir das Telefon weggezaubert. Ich habe
keine Ahnung, wohin sie verschwunden ist.«
Er malmte
mit den Zähnen. »Zumindest wissen wir jetzt sicher, dass sie in der Stadt ist.«
»Immerhin.«
Ich fühlte, wie mir jemand auf den Rücken tippte, drehte mich herum und sah Amy
mit weit ausgebreiteten Armen vor mir stehen.
»Möchte da
jemand in den Arm genommen werden?«, fragte sie.
Ich nickte
und umarmte sie. Es war besser als nichts.
Sie klopfte
mir auf den Rücken. »Aber bitte beiß mich nicht.«
Ich zog mich
zurück. »Wieso sagst du so etwas?«
»Sicher ist
sicher.«
George und
Butch trollten sich an die Bar und bestellten sich Drinks, bevor der Barkeeper
auch zu mir kam.
»He, Sarah«,
begrüßte er mich fröhlich. Er hieß Ron und war ein großer Anhänger der
Schlächterin der Schlächter. Er hielt mich für eine Art Heldin, und ich hatte
bisher noch nicht versucht, ihm das auszureden.
»Bestell
doch etwas zu trinken«, schlug Thierry vor. »Hast du in letzter Zeit Blut zu
dir genommen?«
Ich biss mir
auf die Unterlippe und lugte verstohlen auf seinen Hals. »Nicht seit gestern
Abend.«
Seine Miene
verfinsterte sich, und er verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Ich finde es
schwierig, dich nicht zu berühren. Insbesondere seit gestern Abend.«
Ich
blinzelte. »Ernsthaft?«
Er nickte
bedeutungsvoll. »Das macht mir ... Kummer.«
Ich ließ diese
ebenso verstörende wie erregende Information erst mal sacken und berichtete ihm
dann von meiner Reaktion auf das Diamantkreuz sowie meine neu gewonnenen
Suggestionsfähigkeiten. Dass ich sie quasi als Kreditkarte einsetzen konnte,
unterschlug ich ihm.
»Stacy will,
dass ich mich bei ihr entschuldige.« Ich lehnte mich an die Bar. »Ich glaube,
bevor ich das nicht getan habe, wird sie sich nicht sonderlich hilfsbereit
zeigen. Aber ich weiß nicht, wie ich mit ihr Kontakt aufnehmen soll.«
»Wir wissen
jetzt, dass sie in Toronto ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie
finden oder sie versucht, dich wieder zu kontaktieren.«
Ich spürte
seine Hand auf meinem Rücken und blickte zu ihm auf. Ich spürte die warme
Berührung seiner Hand, weiter geschah nichts. Ich lächelte und fuhr mit der
rechten Hand über sein schwarzes Hemd zu seiner Brust. »Siehst du? Wir berühren
uns, und die Vampirwelt geht nicht unter. Alles wird
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