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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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sah ihre Tochter sie an. „Jetzt siehst du mich an, als verstündest du die Welt nicht mehr“ , lächelte Luise verständnisvoll. „Ich meine auch nur, Katrin, von Luft und Liebe kann man nicht leben. Und richtig kennenlernen tust du jemanden sowieso erst, wenn du ihn geheiratet hast. Die Liebe macht ganz schön blind, das sagt man nicht umsonst. Wer weiß schon, wie jemand sich entpuppt, wenn es erst einmal kein Entrinnen mehr gibt.
    „Mama, das hört sich ja richtig unheimlich an.“
    Luise lachte. „Nein, so hab ich es nicht gemeint. Es ist nur so, man heiratet, und wenn die Flitterwochen erst mal vorbei sind, dann merkt man, dass es vieles an dem anderen gibt, von dem man enttäuscht ist oder das man sich anders vorgestellt hat. Und dass man vielleicht gar nicht so gut zusammen passt. Wenn man dann nur die Liebe hat, die einen zusammenhält, ist das manchmal verdammt schwer.“
    „Du redest von dir, nicht wahr? Arme Mama. Und Papa hat niemals ein liebes Wort für dich über.“
    „Katrin, ich bin nicht unglücklich. Und dein Vater, der war früher nicht so aufbrausend. Das ist erst in den letzten Jahren gekommen. Daran musst du dich doch noch erinnern können. Was ich dir aber sagen wollte, Katrin, ist, dein Vater und ich haben aus Liebe geheiratet, aber gut verstanden haben wir uns in den meisten Dingen nicht. 
    Es ist verrückt, nicht wahr? Ich hab ihn bewundert für sein Selbstbewusstsein und seine Großzügigkeit. Doch sein Selbstbewusstsein macht ihn blind für seine Fehler und seine Großzügigkeit war einfach nur Gleichgültigkeit. Und dein Vater, der wurde auch ernüchtert. Er hat eine hübsche Frau geheiratet, die ihn anhimmelte, und wie habe ich mich entpuppt? Gleich nach deiner Geburt habe ich zwanzig Kilo zugenommen, und es ging stetig aufwärts. Anstatt deinen Vater weiter anzuhimmeln, habe ich ihn ständig kritisiert, mit meiner Art mache ich ihn zum Gespött seiner Freunde, und tagtäglich darf er sich meine Nörgelei anhören, wo er doch seine Ruhe über alles liebt. Er nimmt mich nicht ernst, und ich bin selbst schuld daran, weil ich bei wirklich wichtigen Dingen immer nachgegeben habe, weil ich bloß keinen Streit wollte.“
    „Mama, ihr streitet euch trotzdem andauernd.“
    „Ach, das sind Meinungsverschiedenheiten, so, wie ich sie auch mit deiner Oma habe. Nein, ich meine richtigen Streit, wo der eine dem anderen richtig zürnt. So etwas will ich einfach nicht haben.“ Luise sah auf ihre Hände, die immer noch die Stricknadeln hielten. „Aber das Schlimmste sind die Sorgen, Katrin. Wenn du nicht weißt, wie es weitergehen soll. Und weißt du, weswegen wir in all den Jahren die meisten Sorgen hatten? Wegen Geld, Katrin. Weil es niemals reichte.  Da kann die Liebe noch so groß sein, wenn man gegenseitig von sich enttäuscht ist und man sich ständig Sorgen muss, wie es weitergehen soll, dann geht die Liebe dabei beinahe unter.“
    „Mein Gott, Mama. Ich hab immer gedacht, ihr liebt euch und seid glücklich.“
    „Wir lieben uns ja auch, Kind. Und ich bin glücklich.
    Ich habe ein Heim, einen guten Ehemann, denn das ist dein Vater trotz alledem. Und ich habe drei liebe Kinder, die besser nicht sein könnten.
    Ich meine doch bloß, dass ich will, dass ihr Kinder gut versorgt seid. Und euch nicht immer Sorgen müsst, wie es weitergehen soll. Guck mehr auf die praktischen Sachen, und hör nicht nur auf dein Herz. Der Karl, der hat Geld und Ansehen. Und Personal. Du hättest ein gutes Leben gehabt, das ist sicher, Liebe hin oder her. Jetzt willst du einen anderen, aus Liebe, meinetwegen. Du hast eine ungewisse Zukunft, ohne Geld, mir vielen Nöten, und wer kann dir sagen, dass nicht die Eigenschaften, die du jetzt so schätzt, vielleicht nachher gar nicht mehr von Belang sind. Dass du dich getäuscht hast. Was bleibt dir dann? Nichts!“
    „Das kann man vorher nie wissen, oder?“
    „Nein, da hast du recht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es dir besser ergeht, wenn du Reichtum, Wohlstand und Ansehen wählst, ist größer, meinst du nicht?“
    „Und wenn der Mann sich als schlechter Ehemann erweist? Dann nützt mir der ganze Reichtum nichts.“
    „Und wenn sich der mittellose Mann ohne Ansehen und gutem Leumund als schlechter Ehemann erweist? Dann hast du noch weniger. Noch nicht einmal das Mitleid der anderen, denn die haben nur drauf gewartet.“
    „Könnte man doch in die Zukunft schauen, nicht Mama?“
    „Ja, aber das kann man nun mal nicht.“ Nachdenklich schwieg Luise.

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