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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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du ein unzufriedener Mensch wärst. Aber du lachst gerne, du scherzt mit Otto, und du machst eigentlich einen zufriedenen Eindruck. Verstehst du, was ich meine? Ich glaube, ich würde alle Menschen hassen, wenn man mich immer abgelehnt hätte. Ich erscheine ja jetzt schon vielen Leuten unfreundlich, nur weil ich spüre, dass mich der eine oder andere nicht sonderlich schätzt.“
     
    „Darüber hab ich noch nie nachgedacht.“ Versonnen lehnte er sich zurück. „Aber du hast schon Recht, ich bin zufrieden. Warum auch nicht? Es geht mir ja auch gut.“
    „Ja, aber früher -.“
    „An früher denke ich nicht“, fiel er ihr ins Wort. Aber es stimmte, was Katrin sagte. Er war immer fröhlich gewesen, als er noch was zu lachen gehabt hatte. Die Jahre, die darauf folgten, hatten ihn unglücklich gemacht. Und früher war er auch oft zornig gewesen. Doch mit der Zeit hatte er erkannt, dass die Leute guten Grund hatten, ihn abzulehnen. Er konnte es ihnen nicht verübeln, dass sie sich von ihm fernhielten. Also warum hätte er ihnen grollen sollen?
    Katrin betrachtete die Narben an der Schläfe und die verunstaltete Hand. „War es sehr schlimm, Robert, wie man dich behandelt hat?“, fragte sie leise.
    Er gab ein verächtliches Schnaufen von sich. „Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben, Katrin. Wie schlimm auch immer, ich hatte es verdient.“ Erregt stand er auf und trat auf das kleine Fenster zu.
    „Was sagst du denn da?“ Katrin trat neben ihn. „Du entschuldigst Menschen, die ein kleines Kind verstoßen, nur weil es anders aussieht?“
    „Katrin, lass doch gut sein. Du verstehst das alles nicht.“
    „Dann hilf mir doch, es zu verstehen!“
    Seufzend rieb er sich die Schläfen. „Ich kann nicht, Katrin. Nicht jetzt. Vielleicht später. Irgendwann.“ Das war eine Lüge. Wie sollte er ihr das jemals erklären können, ohne sich zu verraten? Er hatte plötzlich bohrende Kopfschmerzen. Die bekam er immer, wenn er zu viel las. Sein schwaches Auge machte ihm dann zu schaffen. Oder die Angst, Katrin könnte jemals die Wahrheit über ihn herausfinden. Er wollte jetzt nicht weiter darüber nachdenken, verflucht. Er nahm die Hände runter und legte sie stattdessen um die Frau, die neben ihm stand. „Ich bekomme Kopfschmerzen. Was hältst du davon, wenn du mich ein wenig davon ablenkst, wo du schon mal hier bist?“

Kapitel 16
     
     
    „Was bin ich glücklich, dass wir hier bald wieder etwas Kleines rumtrippeln haben.“ Luise seufzte wohlig, während sie strickte.
    „Ja, ja, dass du wieder nur das Schöne siehst, das war mir klar.“
    „Hermann, willst du mir etwa sagen, dass du dich nicht freust, dass du Opa wirst? Und ich frage mich, was es an einem Säugling Unschönes gibt?“
    „Dass du dir um die finanziellen Dinge keine Gedanken machst, ist mir klar. Ihr Weiber schaukelt die Kinder den ganzen Tag albern auf den Knien rum und wir Männer können uns Gedanken machen, wie wir alle am Kacken halten können.“
    „Also, die Winters haben ja wohl genug Geld, um ein kleines Kind zu ernähren. Ich glaube kaum, dass sie an dich herantreten werden, damit du sie unterstützt.“ Luise sah auf die Uhr. „Wo ist eigentlich die Katrin?“
    „Keine Ahnung!“ Hermann klopfte seine Pfeife aus.
    „Die ist schon eine Ewigkeit weg. Ob sie immer noch auf dem Klo sitzt?“
    „Luise, was interessiert es dich, wie lange sie ihr Geschäft verrichtet. Lass sie doch auf dem Klo sitzen , so lange sie will, wenn es ihr Freude macht.“
    „Über eine Stunde?“ , rief seine Frau mit einem Blick auf die große Wanduhr. „So lange ist es bestimmt her, seit ich sie zuletzt gesehen habe. Zuerst hab ich gedacht, sie macht sich in der Küche einen Tee, aber jetzt wunder ich mich doch.“
    „Auf dem stillen Örtchen ist sie nicht, da hatte ich vorhin eine Sitzung“, ließ sich Oma verlauten.
    „Ja, Mine, wo mag sie denn sein?“
    „Vielleicht im Bett?“ , schlug Hermann ohne echtes Interesse vor.
    „Doch nicht, ohne Nacht zu sagen.“
    „Meine Güte, Luise, hast du keine anderen Sorgen?“
    „Nicht, da ss sie bei dem Knecht ist“, sprach Luise schließlich ihre Befürchtung laut aus.
    „Beim Robert?“ Hermann überlegte. „Kann ja sein.“ Seit Katrin und Karl sich letzten Sonntag näher gekommen waren und seine Tochter sich von ihm sogar hatte nach Hause bringen lassen, war dem Getratsche der Leute über den Knecht der Wind aus den Segeln genommen worden und für Hermann war die Welt wieder in Ordnung. Robert

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