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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Sofia niemals mit Absicht so verletzend war.
    „Ich hab gehört, mein Buch ist dir nicht bekommen.“
    „Woher weißt du das denn?“
    „Von Otto. Der kommt manchmal nach der Schule vorbei.“
    „Von wegen Buch. Da war jemand, da bin ich mir to dsicher.“
    „Du hast ihn wirklich gesehen?“ Fasziniert ließ Sofia das Brettchen mit dem Speck alleine und trat auf ihre Schwester zu. „Wie sah er aus?“
    „Unheimlich. Groß und kräftig und er zog den armen Hennes hinter sich her. Mir läuft es jetzt noch kalt den Rücken runter, wenn ich dran denke. Und dann glauben alle, das wären meine Hirngespinste.“
    „Wie gruselig.“
    „Komm, Sofia, schneid den Speck. Mir fällt hier bald der Arm ab, mit der Rührerei.“
    Sofia blieb, wo sie war. „Also, ich glaube dir. Ganz offensichtlich treibt hier in der Gegend jemand sein Unwesen. Es ist nämlich noch etwas passiert.“ Sofia lehnte sich bequemer an die Spüle. „Karl ist verschwunden.“
    „Was meinst du damit, er ist verschwunden?“
    „Na ja, er ist weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Ursprünglich wollte er abends mit dem Zug abreisen, bestimmt vor Enttäuschung oder Angst, wer weiß es schon.“
    „Fängst du schon wieder an?“
    „Schon gut, ich hör auf“, versicherte Sofia schnell. „Also, Karl hat vorgehabt, abends abzureisen, aber vorher wollte er uns noch einen Besuch abstatten. Aber bei uns ist er nie angekommen.“ Mit einem unheilvollen Blick sah sie ihre Schwester an.
    „Das war es? Das soll alles gewesen sein?“ Katrin konnte es nicht glauben. „Sofia, es mag dich überraschen, aber ihr seid nicht der Nabel der Welt. Ist euch vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass Karl es sich einfach anders überlegt hat und direkt von zu Hause aus zum Bahnhof gefahren ist?“
    „Nein, das ist mir nicht in den Sinn gekommen. Auf den Karl kann man sich verlassen. Außerdem hat ihn keiner der Angestellten seines Vaters zum Bahnhof gefahren und sein Fahrrad ist weg.“
    „Na also. Dann ist er eben mit dem Fahrrad zum Bahnhof gefahren.“
    „Sicher. Er hat sich seine Koffer auf sein Fahrrad geschnallt und ist dann die acht Kilometer bis zur Bahn gefahren. Wo eine Kutsche zu Hause auf ihn wartet.“
    „Ja, das klingt nicht sehr einleuchtend. Hat er sein Gepäck denn mitgenommen?“
    „Sein Vater hat keine Ahnung, ob er schon gepackt hatte oder nicht. Er denkt wohl ähnlich wie du.“
    „Na siehst du!“
    „Ich sehe nur, dass der Karl mit dem Fahrrad auf dem Weg zu uns war und dort nie angekommen ist.“ Als Katrin nur kopfschüttelnd weiterrührte, fügte sie noch hinzu: „Unterwegs ist ihm was zugestoßen. Schon wieder.“
    „Ich hab es gewusst“, rief Katrin wütend. „Ich hab mich nur gefragt, wie lange es dauert, ehe du zum Kern deiner Geschichte kommst.“
    „Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.“
    „Davon, dass du zu Hause wohl wirklich vor Langeweile den ganzen Tag aus dem Fenster schaust und dir dabei irgendwelche Geschichten ausdenkst, um unbescholtene Bürger zu verunglimpfen. Langsam mache ich mir Sorgen um dich, Sofia. Das ist ja nicht mehr normal, wie du hinter jeder Begebenheit direkt ein Komplott von Robert vermutest.“
    „Ich hab Kalter mit keinem Wort erwähnt.“
    „Komm, lass mich in Frieden.“
    „Also schön, du hast Recht. Er ist mir in den Sinn gekommen.“
    „Weißt du was? Warum verschwindest du nicht wieder in deine Villa und spielst die Grand Madam e und lässt mich endlich in Ruhe? Ich weiß nicht, warum du mir mein Glück nicht gönnst, aber das lasse ich mir von dir nicht kaputt machen, hast du verstanden? Spar dir ein für alle Mal deinen Atem. Mich wirst du nicht gegen Robert aufbringen.“
    „Du bist das blödeste Weib vom linken Niederrhein! Dir dein Glück nicht gönnen! Im Gegenteil! Ich will verhindern, dass du in dein Verderben rennst. Dein Robert hat Karls Kutsche manipuliert, weil er auf ihn eifersüchtig war. Und wie wütend er werden kann, das hab ich damals in dem Wäldchen gesehen. Und dass er das mit der Kutsche war, das weiß ich ganz genau, denn ich hab ihn gesehen, genau wie du den Kerl neulich Nacht! Wie sah der noch mal aus? Groß und kräftig? Woran erinnert mich das nur? Nein, sag nichts.“ Sofia hob abwehrend die Hand. „Jedenfalls hat er jetzt vollendet, was er Erntedank begonnen hat. Aber du willst ja nicht hören. Rühr du nur weiter in deinem Blut und mach dir eine heile Welt vor.“ Sofia stieß sich von der Spüle ab und wollte aus der Küche marschieren. Doch dann

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