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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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vorsichtig und sah dann zu ihrer ältesten Tochter hinüber, die einen erstickten Laut von sich gab. Doch sie schaute weiterhin ungerührt aus dem Fenster.
    „Katrin“, richtete Sofia jetzt das Wort an ihre Schwester, „als ich gestern nach Hause fuhr, da war es schon dämmrig, ich konnte das Gesicht nicht erkennen, sehr wohl aber die Gestalt die mich verfolgt hat. Es gibt hier in der Gegend niemanden sonst, der so groß ist und so ungeschlacht.“
    „Sofia, du willst doch nicht sagen, es war der Robert, der dich überfallen wollte?“ Fassungslos erhob sich Luise aus ihrem Schaukelstuhl.
    „Doch, Mama, das will ich sagen. Und ich bin noch nicht fertig. Katrin, wie sah der Mann aus, den du nachts im Hof gesehen hast?“
    Katrin schüttelte nur immer wieder den Kopf. „Das kann einfach nicht sein.“
    „Katrin, wie sah er aus?“, wiederholte Sofia gnadenlos, als sie sah, wie ihre Schwester ärgerlich Tränen wegblinzelte.
    Katrin holte zitternd Luft. „Ich weiß nicht. Es war dunkel. Der Mann war groß. Aber es hätte jeder sein können. Es gibt mehrere große Männer.“
    „Aber nicht von seiner Statur. Und nicht hier in der Gegend. Und selbst wenn, was hätten Fremde denn für einen Grund für all diese Sachen? Welcher Fremde sollte mich angreifen wollen? Du warst doch gestern in der Küche dabei, als ich auf Robert los bin.
    „Und warum sollte er Hennes umbringen?“ , warf Katrin verzweifelt ein.
    „Keine Ahnung. Warum sollte jemand anderes Hennes umbringen? Hast du den Hund damals bellen hören, wie er es bei einem Fremden getan hätte?“
    „Das hat nichts zu sagen. Vielleicht haben wir es nicht gehört, weil wir geschlafen haben.“
    „Hör doch endlich auf, Katrin.“ Erschöpft lehnte Sofia sich an das Kopfteil ihres Bettes.
    „Katrin, ich finde, es sind ein bisschen viel Zufälle, die sich da zugetragen haben.“ Besorgt ging Luise zu ihrer Tochter ans Fenster.
    Katrin presste sich die Hand vor den Mund und versuchte, nicht loszuheulen. Als sie sich einigermaßen unter Kontrolle hatte, setzte sie zum Sprechen an. „Es kommt noch ein Zufall dazu“, sagte sie dann mit zitternder Stimme. „Karl hat an dem Tag, an dem er verschwunden ist, nach Robert gesucht. Er hat Otto getroffen, und dieser hat ihm gesagt, er wäre ins Dorf gegangen.“
    Darauf herrschte erst einmal Schweigen.
    „Mein Gott, ich kann gar nicht glauben, dass ich plötzlich tatsächlich in Betracht ziehe, dass er so etwas getan haben könnte“, schniefte Katrin. „Das sind alles nur schreckliche Zufälle.“ Darauf sagte keiner etwas. Stumm sahen sie sich nur an.
     
    Auf dem Heimweg lief Katrin niedergeschmettert neben ihrer Mutter her. Es half nichts. Sie musste der Tatsache ins Auge sehen, dass es tatsächlich möglich sein könnte, dass Robert für all das verantwortlich war, was ihnen in letzter Zeit so zu schaffen gemacht hatte. Es war wirklich alles sehr verdächtig, wenn man es mit dem Verstand betrachtete. Aber ihr Herz sagte ihr, dass Robert so etwas niemals tun würde. Niemals. „Er kann es nicht gewesen sein, Mama“, sprach sie dann auch die ersten Worte in zwanzig Minuten. „Ich weiß es.“
    Es dauerte eine Ewigkeit, ehe ihre Mutter antwortete. „Jemanden zu lieben heißt nicht, jemanden zu kennen, Katrin. Du wärst nicht die Erste, der das Herz einen bösen Streich gespielt hat.“
    Jede in ihre eigenen trüben Gedanken versunken, gingen sie schweigend weiter heim.
    Zu Hause angekommen hatten es sich die anderen im Esszimmer gemütlich gemacht. Ihr Vater las eine Zeitung, Oma war vor dem kleinen Ofen eingenickt und Otto malte. Wie konnte alles so normal und friedlich erscheinen, wo gleichzeitig ein fürchterlicher Verdacht ihr Leben völlig aus den Fugen gehoben hatte? Was sollten sie unternehmen? Darauf hatten auch Mama und Sofia keine Antwort gewusst. Sie hatten sich geeinigt, erst einmal nichts zu überstürzen. Immerhin konnte es immer noch gut möglich sein, da ss Robert doch unschuldig war.
    Und wenn nicht? Sollten sie Papa von ihrem Verdacht erzählen? Und was dann? Würde er ihn zur Rede stellen? Sofort hinauswerfen? Zur Polizei gehen?
    „Und, Hermann, was hat eure Suche ergeben?“, fragte ihre Mutter jetzt und Katrin hoffte, ihr Vater würde ihnen jetzt von einem Verdächtigen erzählen, den sie erspäht hatten. Doch ihre Hoffnung wurde von den nächsten Worten ihres Vaters zunichte gemacht.
    „Keine Spur von irgendjemandem, Luise. Georg und ich haben die ganze Gegend abgegrast. Nichts. Auch

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