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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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geworden. Aber wenn ich ihn drauf anspreche, sagt er, ich soll den Mund halten und weiter arbeiten.“ Er unterbrach sich und rieb sich nervös die Handfläche am Hosenbein. Dann sah er wieder auf. „Wenn er weiter auf dem Feld arbeitet, kippt Ihr Vater sicher bald tot um.“
    Als sie ihn nur mit großen Augen anstarrte und ihre Lippen zusammenpresste , weil sie zitterten, sah er verlegen zu Boden. „Tut mir leid, Fräulein“, sagte er und ging nach nebenan in den Kuhstall.

Kapitel 5
     
     
    Alle waren müde und erschöpft. Den ganzen Tag hatten sie das Korn gebündelt und nun waren alle gemeinsam auf dem Weg nach Hause.
    „Hermann“, rief Luise plötzlich aus, „das hab ich dir ja noch gar nicht erzählt! Wie konnte ich das nur vergessen? Du errätst nie, was die Sofia mir erzählt hat.“
    Hermann seufzte. „Was denn, Luise?“
    „Stell dir das mal vor, der alte Winter will nächstes Jahr den Vogel abschießen. Schützenkönig will er werden.“
    „Ach, ja? Na, der hat ja auch Geld genug. Der alte Angeber.“
    Luise ignorierte den abfälligen Kommentar ihres Gatten. „Und der Georg wird Minister. Die Sofia freut sich schon so. Was meinst du, was die Leute gucken, wenn die in der Kutsche durch das Dorf fährt. Wenn wir dann am Straßenrand stehen und sie uns huldvoll zuwinkt, mit ihrem feinen Kleid. Ach, ich wünschte, es würde nicht noch so lang hin sein bis zu diesem großen Moment!“, rief sie verträumt. „Und du glaubst ja wohl“, fuhr sie dann aufgeregt fort, „dass die Winters die Kleider für so eine Gelegenheit wieder in Düsseldorf schneidern lassen.“
    „Ja, wie das Hochzeitskleid von Sofia damals. Nur mussten wir das bezahlen. Die Aussteuer und die Hochzeitsfeier im Frühjahr haben mich endgültig in den Ruin getrieben.“
    „Also Hermann!“
    Katrin betrachtete den schmalen Rücken ihres Vaters vor ihr. Sie musste wieder daran denken, was Robert vorgestern Abend gesagt hatte. Automatisch sah sie zu ihm hinüber. Er lachte leise vor sich hin, wahrscheinlich über ihre Eltern. Eigentlich hatte sie gar nicht vor gehabt, ihm so viel Aufmerksamkeit zu schenken, doch sein Lachen war so ungewohnt, dass ihr Blick automatisch immer wieder zu ihm zurück wanderte. Da sie den ganzen Tag über Zeit hatte, ihn zu beobachten, war ihr aber auch seine besorgte Miene aufgefallen, wenn er Papa ansah, der wieder einen Schwächeanfall zu vertuschen versuchte. Nachdenklich sah sie ihn wieder an. Als er plötzlich lachend zu ihr hin sah, lachte sie unwillkürlich zurück. Katrin wunderte sich, dass der Mann, der da lachend neben ihr herging, ihr jemals bedrohlich erschienen war. Er war zwar wortkarg und zurückhaltend, aber doch immer hilfsbereit. Und dass er sich um ihren Vater sorgte, rührte sie irgendwie.
    „Unsere Hütte ist klasse geworden.“ Otto, der zwischen Robert und Katrin lief, versuchte vergeblich, die Aufmerksamkeit seines Vaters zu gewinnen. „Papa. Hast du gehört?“
    „Otto, was ist denn?“ Hermann schaute über die Schulter zurück.
    „Unsere Hütte ist fertig. Du hast gesagt, wenn sie fertig ist, kommst du gucken.“
    „Otto! Wenn die Ernte vorbei ist, in Ordnung?“
    „Noch so lange! Aber du musst mir auch mit dem Dach helfen. Und die Tür und das Fenster sind auch nicht so richtig. Komm doch wenigstens gucken. Es dauert auch nicht lange“, bettelte er.
    „Zuerst muss ich nun einmal meine Arbeit machen, ehe ich Zeit für so einen Firlefanz habe!“, rief Hermann genervt.
    „Firlefanz! Papa -.“
    „Otto, jetzt ist es genug!“ , fuhr Luise ihren Sohn an. „Du regst deinen Vater auf. Ich will keinen Ton mehr hören.“
    Beleidigt schluckte Otto einen weiteren Überredungsversuch hinunter und steckte beide Fäuste in seine Taschen.
    Katrin sah ihren kleinen Bruder an und er tat ihr leid. Es war wirklich keiner da, der einmal Zeit für ihn hatte. Außer Robert, fiel ihr ein. Er hatte in den letzten Wochen seine einzigen freien Tage geopfert, um einem fast fremden Jungen das Schwimmen beizubringen. Und die eigene Familie hatte es bisher nicht einmal geschafft, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um sich seine Hütte anzusehen.
    „Pass auf, Otto. Heute Abend geh ich mit dir und sehe mir deinen Unterschlupf an. Was meinst du?“
    „Danke, Katrin“, rief er erfreut. „Du wirst Augen machen, was wir alles geschafft haben.“
    „Wo ist die Hütte denn eigentlich?“
    „Wir haben sie in unserem kleinen Wäldchen gebaut. Weil das ja genau in der Mitte zwischen Klaus` und

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