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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Milchkanne in dem großen Bottich mit Wasser stand. Dieser würde die Milch frisch halten, bis der Milchmann sie morgen in der Früh abholen kommen würde. Lustlos schlurfte sie den Gang entlang. Sie war sich ja bewusst gewesen, dass sie nicht gerade das war, was sich ein Mann unter einer Ehefrau vorstellte. Und sie wusste auch, was die anderen Leute von ihr dachten. Aber wie wenig gerade die Menschen von ihr hielten, die ihr am wichtigsten waren, hätte Katrin sich nicht träumen lassen. Oma hielt sie für beschränkt. Mäuse, die Brot trugen, also wirklich. Mama hatte sich wohl insgeheim schon lange damit abgefunden, dass Katrin nicht an den Mann zu bringen war und Papa war jeder recht, wenn er ihm nur die Tochter vom Hals schaffte. Und zur Krönung war auch noch ein Fremder Zeuge ihrer Demütigung geworden. Auch wenn es nur der Knecht gewesen war. Sie wuchtete die Milchkanne aus dem Bottich, schüttete die frische Milch dazu und mühte sich schnaufend ab, die schwere Milchkanne zurück in den Bottich zu heben. Dabei stieß sie an den Rand des Bottichs, und der schwere Behälter rutschte ab. Sie stieß sich heftig den Ellbogen und konnte die Kanne gerade noch abstellen, ehe sie umkippte. Scheppernd wackelte sie hin und her und die Milch schwappte über den Rand und bekleckerte Katrins Schürze.
    „Verdammt noch mal“, schluchzte sie. Sie wusste gar nicht, warum ihr plötzlich die Tränen kamen. Ob aus Wut, Verzweiflung, Scham oder allem zusammen, was ihr seit Wochen zu schaffen machte. Sie besah sich ihre nasse Schürze. Sie war aber auch zu nichts zu gebrauchen. Wie mussten die anderen sie insgeheim bemitleiden. Katrin, die arme, plumpe Bauerntochter. Sie zog sich die laufende Nase hoch und verachtete sich im gleichen Moment dafür. „Ja, sehr vornehm, Katrin. Und jetzt rede ich auch noch mit mir selber.“ Sie wischte sich Milch von den Händen, nachdem sie eine trockene Stelle an der Schürze erwischt hatte und versuchte noch einmal, die Milchkanne anzuheben. Sie zog scharf die Luft ein, als ein stechender Schmerz ihren Ellbogen durchzuckte und stellte die Kanne hart auf dem Boden ab. Dann erschrak sie. Plötzlich fasste eine unverkennbar verunstaltete Hand an den Henkel der Kanne. Robert nahm ihr die Milch ab und stellte sie in den Bottich.
    „Herrgott, hast du mich erschreckt. Musst du dich so anschleichen?“ Eine neue Welle der Scham überrollte sie. Wie lange mochte er ihr schon zugeschaut haben? „Was tust du überhaupt hier?“, fragte sie vorwurfsvoll.
    Robert sah sie nur wortlos an. Kein Wunder. Sie konnte sich vorstellen, wie sie aussah. Ihre Augen brannten, die Haare hatten sich aus ihrem strengen Dutt gelöst und standen wirr von ihrem Kopf ab. Das Kleid und die Schürze waren bekleckert und ihre Schuhe voller Mist.
    „Ich wollte den Stall ausmisten“, beantwortete er endlich ihre Frage. „Da habe ich gesehen, wie Sie sich abgemüht haben und wollte helfen.“
    „Und warum mistet nicht Papa den Stall aus, wie jeden Abend?“
    „Ich habe angeboten, es heute Abend zu machen.“
    „Warum? Um dich über mich lustig zu machen?“
    „Ich kann am Kummer von anderen Menschen nichts Lustiges finden“, sagte er ruhig.
    Sie drehte den Kopf ein wenig zur Seite und wischte sich die Augen an ihrem Ärmel trocken. Robert ging die paar Schritte zur Scheunenwand und nahm sich die Mistgabel, die er zuvor dort abgestellt hatte, um ihr zu helfen.
    „Es tut mir leid“, sagte sie. Er drehte sich wieder zu ihr um. „Tut mir leid, dass ich dich beschuldigt habe, wo du es nur gut gemeint hast. Ich hab nicht nachgedacht. Ich weiß auch nicht, was heute mit mir los ist.“ Sie lachte hart auf. „Manchmal nehme ich mich zu wichtig. Ausgerechnet.“ Sie glättete ihre ramponierte Schürze und sah ihn dann mit einem leichten Lächeln wieder an. „Also, warum wolltest du den Stall ausmisten? Ist etwas mit Papa?“
    Robert kam wieder zu ihr zurück. Er sah sie einen Moment abschätzend an, bevor er sprach. „Ich weiß, es steht mir nicht zu, über die Herrschaft zu reden“, begann er vorsichtig, und als sie ermunternd nickte, sprach er weiter, „aber mir ist aufgefallen, dass es Ihrem Vater seit ein paar Tagen plötzlich sehr viel schlechter geht als sonst.“
    Besorgt kam sie einen Schritt näher. „Und warum glaubst du das?“
    „Na ja, wir haben gestern mit dem Kornschneiden angefangen, und schon nach einer Stunde war er kreidebleich und hat immer wieder Pausen machen müssen. Einmal ist ihm übel

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