Ein schicksalhafter Sommer
Wortes einfach niedergetrampelt. Sie brauchen ja nur, als sie in deine Hütte reinmarschiert sind, einige Bretter angestoßen zu haben. Die anderen sind dann nachgerutscht und das Dach ist in sich zusammengekracht. Die Bretter sind ja alle nicht ziemlich fest.“ Robert duckte sich unter dem Türsturz und betrat vorsichtig das schiefe Bauwerk.
Katrin strich ihrem Bruder über den Kopf. Otto stand immer noch mit der leeren Kiste in den Händen da. „Armer Otto. Euer Unterschlupf war bestimmt schön. So schlimm sieht die Hütte ja jetzt auch gar nicht aus.“ Otto ließ sich nicht trösten. Er starrte nur weiter traurig in die leere Kiste.
„Kopf hoch! Dann baust du sie eben wieder auf.“
„Und dann fällt sie wieder in sich zusammen. Die Hütte ist Schrott.“ Enttäuscht und den Tränen nahe, trat Otto ein paar Schritte zur Seite. Robert zwängte sich gerade wieder aus dem Verschlag heraus. „Die Hütte ist gut, Otto.“ Er klopfte sich die Hände ab. „Ihr habt das schon gut gemacht. Sie wieder herzurichten, ist gar nicht so viel Arbeit. Ihr braucht bloß ein paar Nägel. Und wenn das Dach erst mal drauf ist und eine Türe drin, ist die Hütte auch stabil und kein Tier kommt mehr hinein.“
„Aber das Dach und die Türe haben wir ja schon vorher nicht hinbekommen. Wie soll ich das denn jetzt schaffen ? Darum sollte ja der Papa helfen. Aber der kann ja nicht.“
Katrin betrachtete ihren Bruder, der wiederum mit großen Augen Kalter anblickte.
Robert stemmte die Hände in die Seiten. „Und jetzt?“
Otto zuckte die Achseln.
„Jetzt soll ich dir wohl helfen?“
„Oh, du bist der Beste, Robert.“ Freudestrahlend sah er Katrin an. „Hast du gehört? Robert hilft mir.“
„Ja, das hab ich gehört.“ Katrin zog die Augenbrauen hoch. „Und ich glaube, darauf hast du die ganze Zeit gehofft, nicht wahr, Otto?“
„Ich wusste doch nicht, dass die Hütte kaputt ist.“
„Aber dass das Dach und die Türe gemacht werden müssen.“
„Ach, Katrin. Du hast immer etwas zu meckern.“
„Zeit, dass wir uns auf den Weg machen“, unterbrach Robert die beiden. „Otto, du musst aber noch ein paar Bretter besorgen.“
„Klar, alles was du willst. Ich geh schon mal vor und frag Papa, ob der noch Bretter hat. Komm, Hennes.“ Er winkte seiner Schwester und seinem Freund noch einmal zu. Denn ein Freund, das war der Robert. In den letzten Wochen hatte er sich zu einem strahlenden Helden gemausert. Robert konnte alles. Und wenn Otto ihn um etwas bat, tat er es meistens auch. Und immer hörte er ihm, Otto, zu und schickte ihn nicht weg, weil er keine Zeit hatte.
Da konnte Klaus zehnmal sagen, dass er wie ein Ungeheuer aussah, mit seinen Augen und dem roten Fleck und den Narben, für Otto gab es niemanden, der besser war als Robert. Noch einmal winkte er, dann rannte er mit Hennes um die Wette nach Hause.
„Du hast wohl zu viel freie Zeit.“ Ohne ihn anzusehen, stapfte Katrin vorsichtig hinter Robert den Pfad entlang, immer darauf bedacht, nicht über eine der zahlreichen Wurzeln zu stolpern, die aus dem Boden ragten.
„Die Hütte macht nicht viel Arbeit.“ Ihr Begleiter trat vor ihr aus dem Wäldchen heraus und drehte sich zu ihr herum.
„Trotzdem opferst du wieder deine Zeit für Otto.“ Neugierig sah sie ihn an und wartete auf seine Antwort.
„Haben Sie was dagegen?“ Mit hartem Blick sah er sie an. „Wenn ich mich von dem Jungen fernhalten soll, brauchen Sie es nur zu sagen.“ Er ballte die Hand zur Faust und streckte sie wieder. „Ich führe nichts Böses im Schilde, auch wenn Sie das denken“, fügte er mit angespannter Miene hinzu.
„Oh, nein, so hab ich es doch nicht gemeint“, versicherte sie betroffen. „Ich habe nur befürchtet, er nimmt dich zu sehr in Beschlag. Otto kann sehr beharrlich sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“ Sie lächelte ihn an. Dann faltete sie die Hände hinter ihrem Rücken und lief langsam neben ihm her.
„Es macht mir nichts aus, Otto zu helfen, sonst hätte ich es ihm nicht angeboten. Ich bin gerne draußen an der frischen Luft und Otto ist ein netter Junge.“
„Wenn du das wirklich so meinst, dann ist es ja gut.“
„Ich meine immer, was ich sage.“
„Der ist ganz aus dem Häuschen.“ Katrin nickte in die Ferne, wo ihr Bruder gerade durch das Hoftor rannte. „Du weißt gar nicht, was für einen Gefallen du meinem Bruder tust, indem du Zeit mit ihm verbringst“, sagte sie dankbar. „Der Junge ist die meiste Zeit sich
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