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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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getrunken und muss irgendwann eingeschlafen sein.“
    „Du hast bis jetzt immer hart und zuverlässig gearbeitet und bisher hatte ich keinen Grund zur Klage. Deshalb will ich noch mal ein Auge zudrücken. Aber glaub ja nicht, du könntest dir solche Klöpse, wie du sie dir in der letzten Zeit geleistet hast, auch nur noch ein einziges Mal leisten. Denn damit hättest du dich getäuscht. Ich mag auf dich angewiesen gewesen sein, aber der Sommer ist vorbei, und bis nächstes Frühjahr find ich, wenn es sein muss, schon eine andere Lösung. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
    „Sehr klar, Herr Nessel.“
    „Dann mach dich gefälligst an die Arbeit.“
     
    „Ich verstehe wirklich nicht, warum wir ausgerechnet so früh am Morgen schon zu deinen Eltern aufbrechen mussten“, sagte Georg seiner Frau am übernächsten Tag.
    „Georg, die Neuigkeiten, die wir gestern erfahren haben, dulden keinen Aufschub. Außerdem hättest du ja nicht mitgehen müssen. Ich kann auch gut alleine den Weg zu meinem Elternhaus finden.“
    „Wenn es stimmt, was du vermutest, dann lass ich dich bestimmt nicht mehr alleine dorthin gehen. Erst recht nicht in deinem Zustand.“
    „Du bist lieb, Georg, aber eine Schwangerschaft ist doch keine Krankheit.“
    „Willst du es denn deinen Eltern schon sagen?“
    „Aber was denkst du denn? Meine Eltern werden sich freuen. Mir ist, wenn ich ehrlich bin, auch nicht ganz klar, warum du noch warten willst, um es deinen Eltern zu sagen! Langsam glaube ich, du hast Angst vor ihnen. Ein Enkelkind von einer Nessel. Das muss wahrlich schwer zu schlucken sein.“
    „Sofia, langsam ist es genug. Ich weiß nicht, wie oft ich mich in den letzten Tagen bei dir entschuldigt habe, wegen der unschönen Worte, die ich in höchster Erregung unpassender weise geäußert habe. Ich habe dir versichert, dass ich es nicht so gemeint habe und nun lass diese unselige Angelegenheit endlich auf sich beruhen. Ich bin nicht bereit, noch einmal alles durchzukauen.“
    „Und warum sollen wir es dann nicht deinen Eltern sagen?“
    „Ich habe meine Gründe, die ich jetzt nicht weiter mit dir diskutieren möchte. Akzeptiere das bitte.“ Ihm klingelten jetzt noch die Ohren wegen der Vorwürfe, die seine Eltern ihm in der letzten Zeit gemacht hatten, weil er durch seine Hochzeit nun untrennbar mit dieser Sippschaft verbunden war. Zumal seine Frau Wert darauf legte, auch nach der Eheschließung ein enges Verhältnis zu ihren Eltern beizubehalten. Und wenn es um die künftigen Nachkommen ging, so hatten seine Eltern schon öfter abgewunken, wenn der kleine Otto ab und an nach der Schule in den Laden kam und seine Schwester nach etwas Leckerem fragte. Dann hatten sie ihrem Sohn einen bedeutungsvollen Blick zugeworfen, dass er sich auch auf so etwas gefasst machen könne, sollte er einmal Nachwuchs erwarten.
    Wenn er ehrlich war, konnte er an Otto nichts Schlimmes finden, doch seine Eltern waren überzeugt, dass ihre zukünftigen Enkelkinder nur zügellose, kreischende, bettelnde, ungebildete Schmarotzer werden würden, die ihren Vater und ihre Großeltern nur unweigerlich noch mehr ins Gerede bringen würden. Und ändern würde man an deren Schicksal nichts können, denn diese unseligen Charaktereigenschaften waren ihnen von der mütterlichen Seite aus in die Wiege gelegt worden. Georg war da zwar anderer Meinung, doch seinen Eltern zu widersprechen erschien ihm sinnlos. Solange sie beinahe täglich auf neue Gerüchte der angeheirateten Verwandtschaft angesprochen wurden, würden sie sich nicht von ihrem Sohn besänftigen lassen.
    „Du willst wirklich nichts weiter dazu sagen?“ , bohrte Sofia weiter nach. „Anstatt dass du freudestrahlend überall verkündest, dass du bald Vater wirst, möchtest du es am liebsten geheim halten.“
    „Bitte, Sofia, hör doch auf. So ist es nicht. Außerdem kann ich im Moment kaum klar denken. Dieser bestialische Gestank hier raubt mir die Sinne.“
    „Jetzt übertreib mal nicht. Da hat jemand Jauche gefahren, weiter nichts.“
    „Jetzt erzähl mir nicht, der Geruch macht dir nichts aus. Zumal dir heute Morgen noch schlecht war.“
    „Nein, es macht mir nichts aus. Und tu nicht so, als hättest du noch nie Kuhdung gerochen. Wir wohnen schließlich nicht in der Stadt.“
    „Wenn der Gestank der gedüngten Felder ab und an einmal bis zu uns ins Dorf gezogen kam, und das war dann bei weitem nicht in diesem Ausmaße, dann hab ich sofort alle Türen und Fenster geschlossen, das kannst du mir

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