Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
mir nicht ins Haus. Ich hoffe, wir haben uns verstanden. Und nun sieh zu, dass er endlich von hier verschwindet.«
»Das wird er nicht , Joschi ist nämlich mein Freund.« Das war in der Tat eine Unverschämtheit, was Adamine vom Stapel ließ. Wie konnte sie nur ihn, ihren einzigen Bruder als Köter bezeichnen? Das tat schon irgendwo weh. Ohne sich weiterhin um ihr Gezeter zu kümmern, folgte er Carolus ins Haus.
»Und wie gefällt es dir hier?« Über so einen Saustall konnte Alfinus nur mit dem Kopf schütteln. Das sah ja hier schlimmer aus als auf einer Müllhalde. Sogar in Rambos vergammelter Wellblechbude schaute es tausendmal manierlicher aus, als in diesem Raum. Wie konnte man nur so leben?
»Sag mal, kannst du mich denn verstehen? Dein Kopfschüttelnd kam nämlich gerade passend rüber. Na ja, ord entlich sieht es hier wirklich nicht aus, aber gemütlich. Weißt du, hier fühle ich mich pudelwohl.« Zufrieden rekelte er sich auf dem Bett. Das war ja nicht zu fassen. Alfinus fragte sich, wo hier bloß die Gemütlichkeit wäre, eventuell hatte sie sich ja bei seinem Anblick unter dem Bett verkrochen? Was er sich aber nicht wirklich vorstellen konnte, da unter dem Bett, so zugemüllt wie es dort war, noch nicht mal mehr Platz für eine Kakerlake wäre.
»Komm doch näher Joschi, oder möchtest du gleich wieder gehen ?« Wie stellte er sich das nur vor. Es würde bestimmt nicht einfach für ihn werden, bis er sich durch den Müll durchgekämpft hätte. Bei seinem Glück würde er sich irgendein Körperteil brechen und dann wäre er wirklich arm dran. In weiser Vorrausicht blieb er demonstrativ stehen.
»Alles klar, es gefällt dir also nicht bei mir? Schade, hättest nämlich gerne hier wohnen können.« Hammer, dann pennte er doch viel lieber draußen im Freien, als in dieser nach Müll und Schweiß miefenden Bude. Dagegen war doch der ehemalige Schweinestall so etwas Ähnliches wie ein Grandhotel.
»Mal sehen , aber nur, wenn ich Bock habe, dann räume ich demnächst mal etwas auf. Vielleicht fühlst du dich ja dann wohler bei mir. Aber bevor du wieder gehst, möchte ich dir noch etwas Cooles zeigen. Allerdings müssen wir ganz leise sein, denn wenn Adamine uns erwischen sollte, dann gibt es Ärger.«
Alfinus, der anstandslos hinter ihm her trottete, wurde es bei jeder einzelnen Treppenstufe, die ihn stetig höher unters Dachgeschoß führte, immer seltsamer. Ja, bei jedem Schritt wurde ihm regelrecht wehmütig zumute.
Und jäh standen sie beide vor der Tür hinter der sich vor vielen, vielen Jahren der größte Teil seines Lebens abspielte. Wie würde es nur nach so langer Zeit in dem kleinen Raum, der überwiegend aus schrägen Wänden bestand, bloß aussehen. Augenblicklich erschien vor seinem geistigen Auge ein Gemisch aus Unrat und Gerümpel. Was hatte er diesen Ort geliebt, an den er sich nicht nur zurückzog, wenn es ums schlafen ginge, sondern auch dann, wenn er sich absolut beschissen fühlte. Oder er einfach ganz relax bei einem Joint und heißen Klängen von seinem Idol, seine eigene Welt sich zusammensponn.
»Wir beide werden jetzt da reingehen. Bete Joschi, dass uns die Alte nicht in die Quere kommt, denn da drinnen befindet sich so etwas wie ein Heiligtum.«
Mit quasi geschlossenen Augen betrat Alfinus den Raum. Er wagte sich definitiv nicht auch nur den kleinsten Blick zu riskieren, da er befürchtete unaufhaltsam in erbärmliches Jaulen auszubrechen.
»Und Alter , wie gefällt es dir hier? Omas Bruder, soll ja der Wahnsinn gewesen sein. Schade, dass ich ihn nie kennengelernt habe. Wir beide wären bestimmt das perfekte Team geworden.« Verwirrt öffnete Alfinus die Augen und glaubte sich prompt in einem Traum wiederzufinden. Denn hier in diesem Zimmer hatte sich absolut nichts verändert, sogar das lebensgroße Poster seines Vorbildes war noch immer an der Wand befestigt. Aus feuchten Augen blickte er zu dem King auf. Ja, haargenau in diesem weißen mit Nieten und Pailletten verzierten Anzug, hatte man ihn zu Grabe getragen. Und hier stand auch noch sein Plattenspieler. Das Geld dafür hatte er sich nach und nach aus dem Geldbeutel seiner Mutter zusammengeklaut. Sogar die LP, die er sich noch kurz vor seinem Tod angehört hatte, lag noch darauf. Das Bettzeug des altersschwachen Holzbettes war zurückgeschlagen, so als ob er jeden Moment hinein schlüpfen wollte. Des Weiteren lag auf dem Nachtschrank noch sein silberfarbenes Feuerzeug, welches er wegen seines vielen
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