Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
verriet eigentlich schon alles …
»Hendrik, du wirst sicher nicht glauben, was ich dir nun erzählen werde«, sprach Leonore Maurer mit empörter Miene. »Stell dir vor, die Tage traf ich Britta Holm, du kennst sich auch … die Frau eines Bankvorstandes … fragte sie mich doch mit honigsüßem Lächeln, wie es dir seit der fristlosen Kündigung von Seiten der Bank, ergangen wäre.« Augenblicklich richteten sich sämtliche Augenpaare auf den wie erstarrt Wirkenden. In diesem Moment wurde Sandra absolut bewusst, dass das, was ihre Schwiegermutter zum Besten gab, ohne Wenn und Aber der Wahrheit entsprach.
»Hendrik«, stammelte Leonore verwirrt, »so äußere dich doch zumindest dazu.« Hendrik nahm die Worte seiner Mutter überhaupt nicht wahr. Starr blickte er auch weiterhin auf seinen Teller.
»Meine Güte Hendrik, deinem Verhalten nach zu urteilen könnte man ja direkt annehmen, dass es stimmt, was diese Frau mir erzählt hat.« Hendrik schien noch immer über Leonores Worte unempfänglich zu sein, da er noch immer bewegungslos schwieg.
»Gewiss verlässt Hendrik jeden Morgen in Anzug und Krawatte und der Aktentasche unterm Arm das Haus, damit Sandra nur nichts von der Kündigung erfährt«, amüsierte sich Dieter Bauers köstlich. »Soll es ja häufiger geben, zumindest in Filmen, werden solche Szenen ja recht gerne gezeigt.«
»Ihr beide, sowie die ganze hochtrabende Gesellschaft könnt mich mal«, fing Hendrik zum Entsetzen aller, wie ein Irrsinniger zu toben an. »Du Mutter hattest ja offensichtlich nichts Besseres zu tun, als der größten Tratsche der Stadt, während sie über deinen Sohn Unwahrheiten verbreitete, genüsslich zuzuhören. Und dich Dieter haben diese dreisten Intrigen ja so was von erheitert, sodass es mir regelrecht kotzübel davon wird.« Ehe sie sich versahen hob er den antiken Beistelltisch an, sodass sämtliche noch halbwegs mit Speisen gefüllte Schüsseln klirrend auf den marmorgefliesten Boden fielen.
»Was bist du bloß für ein Arsch«, schrie Anna-Lena hysterisch. »Ich hasse dich. Ich schäme mich wirklich dafür, dass du mein Vater bist.« Laut weinend rannte sie aus dem Esszimmer.
»Das habt ihr nun davon«, lachte Hendrik vollkommen von der Rolle. »Mich habt ihr hier definitiv zum allerletzten Mal gesehen.« Mit Riesenschritten verließ auch er den Raum.
»Hendrik, komm sofort zurück«, rief Leonore ihm fassungslos hinterher. »Was ist nur für ein dreistes Subjekt aus dir geworden? Ich bin ja völlig außer mir.«
»Lass ihn«, sprach Sandra erschöpft. »Er wird bestimmt wieder zurückgekommen. Auf jeden Fall war es zumindest bisher stets so gewesen.« Sandra teilte der Familie nun in knappen Worten mit, was sich schon seit Wochen so nervenaufreibendes tat.
Selbstverständlich waren Sandras Eltern und ihre Schwiegermutter fassungslos. Fragten Sandra, weshalb sie sich ihnen nicht schon früher mitgeteilt hätte.
Während Dieter und Helga Bauers sich besorgt fragten, was Hendrik nur so verändert haben könnte, schwieg Leonore eisern dazu, weil sie den wahren Grund auch ohne langes Reden indessen erkannt hatte.
Derweil war Hendrik, der seit Wochen nur noch ein Ziel zu kennen schien, abermals dort angelangt. So schnell ihn seine Füße trugen, lief er zu der Stelle, an der er seinen Freund vermutete. Bitter enttäuscht blickte er auf die verwaiste Bank. Verwirrt fragte er sich, wo Ludger nur sein konnte. Schon setzte er sich wieder in Bewegung. Natürlich, warum nur war es ihm nicht gleich eingefallen. Ludger hatte sich auf eine Bank, die in einer der Seitenstraßen stand, verzogen.
Perplex musste er feststellen, dass Ludger auch an dieser Stelle nicht aufzufinden wäre. Vor Kummer und Enttäuschung kamen Hendrik die Tränen.
»Ludger«, flüsterte er hilflos, »wo bist du nur? Du bist doch definitiv der Einzige, dem ich mich anvertrauen kann und der mich dazu auch noch versteht.« Unruhig, die Arme über dem Kopf verschlungen, lief er die Straße auf und ab.
»Wo ist er nur«, stammelte Hendrik unaufhaltsam. »Das kann doch nicht sein, er wird mich doch nicht alleine zurückgelassen haben.«
»Ludger«, fing er nun vollkommen neben sich stehend zu schreien an. »Zeig dich endlich, du fiese Wanze. Finde es wahrhaftig nicht gerade edel von dir, mich an meinem Ehrentag alleine zu lassen.«
»Hast du sie denn noch Alle?«, wurde Hendrik empört von einem vorübergehenden Passanten gefragt. »Geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus.«
»Halt die
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