Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
sobald er sich mit ihm auf gleicher Höhe befand. »In ein paar Minuten treffen wir uns in einer der Seitenstraßen, du weißt ja, ich möchte nicht unbedingt mit dir gesehen werden.«
»Glaube kaum, dass ich für einen der mich eine miese Ratte nannte Zeit haben werde. Sieh zu, dass du dich endlich vom Acker machst. Ab sofort möchte ich mit dir nichts mehr zu tun haben.« Hendriks fiese Worte hatten Ludger doch sehr verletzt.
»Wie? Nun verstehe ich überhaupt nichts mehr«, zischte Hendrik ihm fassungslos zu.
»Nun spiele bloß nicht den Unschuldigen«, empörte sich Ludger. »Aber okay, alles klar, in zehn Minuten auf der Bank. Ich werde pünktlich sein.«
»Dass du dich überhaupt noch wagst in meine Nähe zu kommen«, wurde Hendrik von Ludger verschnupft in Empfang genommen.
»Aber wieso denn? Ich dachte wir wären so etwas wie Freunde geworden? Oder sollte ich mich irren?« Hendrik war über Ludgers ablehnende Haltung doch irritiert.
»Dann erkläre mir mal, warum du deinen Freund eine miese Ratte genannt hast?«
»Sorry, aber ich kann mich definitiv nicht mehr daran erinnern, dass ich dich jemals so genannt haben sollte.« Hendrik schaute in diesem Moment regelrecht dumm aus der Wäsche.
Ludger unterließ es ihm darauf eine Antwort zu geben. Er spürte nur wie sich in seinem Kopf ein Gedanke einschlich, der ihm absolut nicht gefiel …
»Am besten wir vergessen das Ganze«, erwiderte Ludger begütigend. »Wäre doch schade, wenn wir uns wegen Nichtigkeiten verfeinden würden.«
Gegen neunzehn Uhr fuhr Hendrik, so als ob nichts gewesen wäre, nach Hause.
Gut gelaunt, sich buchstäblich auf seine Familie freuend, betrat er das Haus.
»Sandra Liebes, wo steckst du?«, rief er schon, kaum, dass er in der geräumigen Diele stand. »Beeil dich doch bitte und sieh zu, dass Anna-Lena auch gleich hier erscheinen wird, denn ich habe uns leckeres Eis mitgebracht.«
Mutter und Tochter, die sich gemeinsam in der Küche aufhielten schauten sich nur perplex an.
»Ich pfeife auf sein Scheißeis«, flüsterte Anna-Lena Sandra empört zu.
»Anna-Lena bitte«, mahnte Sandra sie leise. »Wir sollten Papa nicht schon wieder reizen.«
»Wie lange willst du das eigentlich noch mitmachen?«, fragte Anna-Lena verhalten. »Das was der Alte mit uns treibt ist doch wahrhaftig unter aller Würde.« Mürrisch folgte sie ihrer Mutter, die nun zusah, dass sie in die Diele kam …
»Hier seid ihr ja meine Lieben«, freute sich Hendrik. »Was meint ihr, sollten wir uns nicht an diesem wunderschönen sonnigen Tag zum Eisverzehr auf die Veranda setzen?«
»Ich würde mein Eis am liebsten, ohne dich ertragen zu müssen, auf meinem Zimmer essen«, murmelte Anna-Lena vor sich hin.
»Wie bitte? Habe ich dich recht verstanden? Du möchtest auf deinem Zimmer das Eis zu dir nehmen?« Hendriks gute Laune sank langsam aber stetig.
»Nein, natürlich nicht«, stammelte Anna-Lena ängstlich, der die argwöhnischen Blicke ihres Vaters Angst einflößten. »Du hast mich völlig falsch verstanden. Ich sagte, ich müsse nur noch mal kurz hoch in mein Zimmer.«
»Dann aber schnell, nicht, dass das leckere Spaghetti Eis, welches aus köstlichen Erdbeeren, die du doch so sehr liebst, hergestellt wurde, ungegessen vor sich hinschmelzen wird.« Wohlwollend schaute Hendrik ihr hinterher, als sie eilig, megaerleichtert die Treppe hoch lief. Nur gut, dass er ihr geglaubt hatte …
»Komm Liebes, wir beide werden es uns inzwischen draußen gemütlich machen«, liebevoll legte er seinen Arm um Sandras schmale Schultern, die am liebsten aus Hendriks Nähe geflüchtet wäre. Aber was sollte sie tun? Notgedrungen musste sie ja gute Miene zum unwürdigen Spiel machen …
Hendrik gab sich wirklich alle Mühe seine Familie bei Laune zu halten. Er erzählte, lachte, machte Komplimente. Würden diese drei Menschen auch nur von irgendjemand belauscht werden, dann würde man annehmen, dass hier im Grünen in diesem wunderschönen Haus, eine wahre Bilderbuchfamilie lebte.
»War das nicht ein gelungener Abend Liebes?«, fragte Hendrik Beifall heischend, als sie nebeneinander im Bett lagen. »Das sollten wir schon recht bald wiederholen.«
»Ja, das war in der Tat eine gelungene Idee von dir«, erwiderte Sandra gegen ihren Willen, weil sie Hendriks unmittelbare Nähe nicht mehr wirklich ertragen konnte. Wenn es nach ihr ginge, dann könnte er samt Eis bleiben wo der Pfeffer wächst. Es war schon erstaunlich wie sich doch Gefühle ändern
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