Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
mischte sich ein älterer zahnloser Obdachloser ins Gespräch ein. »Junge guck mich doch nicht so giftig an. Ist doch nur ein gutgemeinter Rat. Sieh zu, dass du zu Heinzi kommst, für eine Pulle Bier schnippelt er dir deine lange Mähne und den Rauschebart ratzfatz ab.«
»Und wie sehe ich nach dieser Blitzaktion aus?« fragte Ludger vorsichtig nach.
»Auf jeden Fall besser als jetzt.« Ludger war am überlegen, sollte er oder sollte er nicht? Erfreulich sah er wirklich nicht aus. Okay, einen Versuch wäre es schon wert …
Pünktlich um vierzehn Uhr stand Sandra wie verabredet vorm Klinikeingang. Bisher, auch wenn sie noch so sehr ihre Augen anstrengte, hatte sie Hendriks seltsamen Freund noch nicht erblicken können. Sie würde ihm noch präzise fünf Minuten geben, danach würde sie auch ohne ihn das Gebäude betreten.
»Guten Tag Frau Maurer«, verblüfft schaute sie auf den gutaussehenden Mann, der ihr mit einem kleinen Lächeln gegenüberstand.
»Sollte ich sie eventuell kennen?«, fragte Sandra verunsichert nach, da die Stimme ihr doch von irgendwoher bekannt vorkam.
»Eigentlich schon. Ich bin derjenige, mit dem sie sich heute um vierzehn Uhr hier treffen wollten.«
»Ludger?« Sandra konnte es gar nicht glauben, dass sich ein Mensch in nur so wenigen Stunden so drastisch verändern konnte. Ohne sich ihrem Tun bewusst zu sein, taxierte sie eingehend Ludgers Gestalt. Der in dem schwarzweiß karierten Hemd und der hellen Jeans eine absolut gute Figur machte.
»Ja, denn«, kam es verlegen über ihre Lippen, »dann sollten wir meinen Mann nicht mehr länger warten lassen.« Ohne auch nur ein einziges unangenehmes Gefühl zu verspüren, betrat sie an seiner Seite das Gebäude.
»Wer sind sie?« nicht verstehend blickte Hendrik in ein von einem kurz geschorenen Bart umrahmtes Gesicht.
»Aber Hendrik, was soll das? Sag bloß nicht, dass du deinen Freund Ludger nicht mehr erkennst, das würde ich schon mehr als traurig nennen.«
»Ludger! Entschuldige bitte, aber für einen Augenblick habe ich dich wirklich nicht erkannt«, überglücklich drückte Hendrik seine Hand.
»Wie geht es dir?«, fragte Ludger aufmerksam.
»Ganz gut und nun wo du da bist, fühle ich mich sogar großartig.« Für Sandra, die sich wie auf dem Abstellgleis vorkam, hatte Hendrik bisher keinen einzigen Blick übrig.
»Wunderbar«, freute sich Ludger. »Was bin ich erleichtert, dass es dir zumindest einigermaßen gut geht. Du hast deiner Frau und mir in der Tat einen großen Schrecken eingejagt. Kann dir nur den gutgemeinten Rat mit auf den Weg geben mein Freund, halte dich in Zukunft von jeglichen Auseinandersetzungen fern. Du siehst ja wo sie enden können.«
»Ich kann mich Ludgers Worten nur anschließen«, lächelte Sandra ihn an, obwohl ihr wegen seines Nichtbeachtens beinahe schon die Tränen kamen. Ohne auf ihre Worte einzugehen, widmete Hendrik sich auf der Stelle wieder Ludger zu.
»Eventuell werde ich übermorgen schon entlassen«, verkündete Hendrik zufrieden. »Heute Morgen wurden schon einige Untersuchungen vorgenommen. Wenn alles gut geht, dann werde ich morgen die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt bekommen. Ja und dann werde ich wieder ganz viel Zeit für dich haben.«
»Schön Hendrik, aber dennoch solltest du unsere Freundschaft nicht über deine Familie stellen.« Ludger versuchte sofern es in seiner Macht stand, zwischen Sandra und Hendrik zu vermitteln.
»Vergiss ganz schnell Sandra und ihren Anhang«, raunte Hendrik ihm verschwörerisch zu. Was offensichtlich lauter als beabsichtig rüber kam, da Sandra zutiefst verletzt, wortlos das Krankenzimmer verließ. Peinlich berührt blieb Ludger wie erstarrt neben Hendriks Bett stehen. Das ging definitiv zu weit, was sich Hendrik seiner Frau gegenüber erlaubte.
»Sorry, mein Freund, aber solche Worte hat deine Frau gewiss nicht verdient.«
»Was weißt du schon, über Sandra und mich?« Ohne auch nur einen einzigen weiteren Gedanken an Sandra zu verschwenden, widmete er sich weiterhin bestens gelaunt seinem Freund.
Bei seiner Rückkehr suchte Ludger erneut den Leiter des Obdachlosenasyls auf. Er musste unbedingt die Adresse von Sandra Maurer erfahren, da er sich für das was am Nachmittag so beschämendes vorgefallen war, entschuldigen wollte.
»Scheint wohl heute dein Glückstag zu sein«, lachte Karl. »Du wirst es sicher nicht glauben, aber dir kann auf der Stelle geholfen werden, weil ich nämlich seit Kurzem eines dieser
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