Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
Ich dachte du würdest noch im Krankenhaus liegen.«
»Da staunst du«, lachte Hendrik, der noch nicht mal einen einzigen Gedanken an Anna-Lena verschwendete. »Ehrlich gesagt, ich hatte die Schnauze voll. Mir geht es gut, die Befunde sind okay. Ja, was will man denn noch mehr?«
Während Hendrik und Ludger sich bei Kaffee und Gebäck blendend unterhielten, hatte Anna-Lena zu Hause angerufen. Fassungslos hörte Sandra dem tränenreichen Bericht ihrer Tochter zu. Das war doch nicht zu fassen, wie Hendrik sich seinem eigenen Fleisch und Blut gegenüber benahm. Sobald er hier wäre, würde sie Klartext mit ihm reden müssen. Entweder er würde sich ändern oder sie würde sich von ihm trennen. Dass er sie bezüglich der Arbeit getäuscht hatte, das könnte sie ihm eventuell noch verzeihen, aber das was er sich Anna-Lena gegenüber geleistet hatte, das war gewissermaßen unverzeihlich.
An diesem Abend wartete Sandra vergeblich auf Hendrik. Immer und immer wieder versuchte sie ihn über Handy zu erreichen, aber es meldete sich stets nur die Mailbox. Resigniert ging sie kurz vor Mitternacht zu Bett. Sollte er sich nicht bis spätestens am folgenden Nachmittag gemeldet haben, dann würde sie nach ihm suchen …
»Wie schaut’s aus mein Freund, möchtest du nicht nach Hause fahren? Mittlerweile ist es nämlich schon dunkel geworden. Normalerweise, würde ich dich ja, wenn ich ein Dach überm Kopf hätte, auch mal bei mir übernachten lassen. Aber so kann ich dir nur den Vorschlag unterbreiten so schnell wie möglich in dein schmuckes Haus zurückzukehren.«
»Sieht ja beinahe so aus, als ob du mich loswerden möchtest«, empörte sich Hendrik.
»Rede doch keinen Unsinn«, versuchte Ludger ihn zu beruhigen. »Selbstverständlich würde ich dir auf der Stelle meine Bank überlassen, obwohl ich mir nicht vorstellen könnte, dass du auf diesem harten Teil auch nur eine Sekunde Schlaf finden würdest.«
»Für eine Nacht wird es bestimmt gehen«, erwiderte Hendrik zuversichtlich. »Aber bei aller Großzügigkeit, wo wirst du dich dann zum Schlafen niederlegen?«
»Ich habe eine Idee. Nicht allzu weit von hier befindet sich eine kleinere Parkanlage, dort sind mit Sicherheit noch einige Bänke frei.«
»Okay, ich bin dabei.« Auf nicht mehr ganz so sicheren Beinen, da sie doch einiges an Alkohol intus hatten, liefen sie gemeinsam los …
Nachdem Sandra vergebens auf eine Nachricht von Hendrik gewartet hatte, machte sie sich gleich am folgenden Morgen, nachdem Anna-Lena das Haus verlassen hatte, auf den Weg.
Zielsicher steuerte sie ihren Wagen in Richtung Innenstadt. Gewiss würde sie Hendrik, samt seinem obdachlosen Freund, dort antreffen.
Aufmerksam lief sie die Fußgängerzone entlang. Bisher hatte sie weder Hendrik noch den Obdachlosen entdeckt.
Und dann erblickte sie Hendrik. Mit einem Becher Kaffee in der Hand haltend, saß er ganz relax neben Ludger auf einer Bank. Sandra glaubte bei diesem armseligen Anblick augenblicklich die Fassung zu verlieren.
»Ganz ruhig Sandra, reiß dich ja zusammen. Gewiss möchtest du den Passanten keine unschöne Inszenierung bieten.« Sich nochmals zur Ruhe mahnend, atmete sie tief durch, danach ging sie mit energischen Schritten auf die beiden zu.
»Schämst du dich denn überhaupt nicht«, blaffte sie Hendrik, der sie erstaunt ansah, wütend an.
»Guten Morgen Liebes«, erwiderte er erfreut. »Setz dich doch zu uns. Gerne werde ich dir auch einen Kaffee besorgen.« Schon rückte er, um Sandra Platz zu machen, zur Seite.
»Reicht es denn nicht, dass einer aus der Familie Freude am Pennerdasein gefunden hat? Ich kann auf jeden Fall herzlich gerne darauf verzichten.«
»Wie kannst du dir wagen, meinen Freund zu beleidigen«, Hendrik fing wie irregeworden zu schreien an. »Sieh zu, dass du arrogante Zicke so schnell wie möglich von hier verschwindest, bevor ich dir noch Beine machen muss.«
Sandra glaubte bei seinem Geschreie vor Scham im Erdboden versinken zu müssen, da Hendrik damit doch einige Neugierige angelockt hatte. Wortlos drehte sie sich um und sah zu, dass sie so schnell wie möglich von hier wegkäme.
An ihrem Wagen angekommen, ließ sie sich erschöpft in den Fahrersitz sinken. Vollkommen am Boden ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Bitterlich weinend fragte sie sich, ob das nun das endgültige Ende ihrer Ehe wäre?
»Was soll die Scheiße bloß?«, regte sich unterdessen Ludger auf. »Deine Frau muss ja annehmen, dass ich dich
Weitere Kostenlose Bücher