Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
gegen sie aufwiegle. Tut mir leid Hendrik, aber so funktioniert es nicht.«
»Na ja …«, Hendrik schien wie so oft verwirrt zu sein. »Gut … du hast mich überredet. Ich werde mich bei ihr entschuldigen.«
Hendrik war doch unangenehm überrascht, als er am späten Nachmittag nach Hause kam und zwei Augenpaare ihm abweisend, ja feindselig entgegenblickten.
»Was kuckt ihr mich nur so bescheuert an?«, fragte er angriffslustig. »Ich komme weder von der Venus noch vom Mars. Eventuell werdet ihr es ja nicht glauben, aber ich bin der Eigentümer dieser Klitsche.«
»Wäre nett, wenn du dich zumindest hier etwas gesitteter benehmen würdest. Schließlich reicht es schon, dass du dich unterdessen in der Öffentlichkeit mehr als nur lächerlich aufführst.« Sandra wünschte sich, dass er bei Ludger geblieben wäre.
»Aha, bin euch wohl nicht mehr fein genug. Kein Problem, selbstverständlich werde ich euch schnellstens von meinem Anblick befreien.« Ehe sich Sandra und Anna-Lena versahen war er auch schon wieder verschwunden.
Zuerst war Hendrik ja noch wütend auf Sandra und ihr abweisendes Verhalten, aber irgendwann überfiel ihn auf der Fahrt in die City regelrechtes Selbstmitleid.
»Wie konnte man nur einen Todgeweihten so herzlos behandeln?«, fragte er sich unter Tränen. »Sandra war eiskalt, dass hatte sie ihm vor kurzem geradezu deutlich gezeigt.«
»Schon wieder hier?«, fragte Ludger verwundert, der mit Hendriks Rückkehr so schnell nun wirklich nicht gerechnet hatte.
»Ich musste raus aus dem Haus, wo alle nur gegen mich sind. Ludger«, fuhr er mit tränenerstickter Stimme fort. »Ich habe nicht mehr lange zu leben.«
»Wie?«, Ludger wurde es bei Hendriks Worten ganz anders.
»Der Arzt meinte zwei, drei Jahre noch. Eventuell auch fünf, aber genau konnte er es mir nicht sagen.«
»Das ist ja furchtbar, einfach schrecklich.« Ludger wurde bei seinen Worten vor Kummer beinahe überrannt, obwohl er schon des Öfteren daran dachte, dass Hendrik eventuell die so gefürchtete Erbkrankheit in sich tragen könnte.
»Nicht genug, dass mein Vater und mein Bruder Opfer dieser schrecklichen Krankheit wurden. Zu guter Letzt hat es auch noch mich erwischt. Ich habe Angst, furchtbare Angst. Bitte Ludger hilf mir, lass mich nicht auch noch alleine.«
»Ich werde immer für dich da sein«, versprach Ludger den Tränen nahe. »Auch werde ich alles was in meiner Macht steht für dich tun, Bruder.«
»Bruder«, sprach Hendrik sinnend. »Es wäre wahrlich tröstlich einen so zuverlässigen Menschen wie dich Bruder nennen zu dürfen.«
»Du kannst mich mit ruhigem Gewissen Bruder nennen«, erwiderte Ludger bewegt. Umständlich kramte er in seinem Rucksack und hielt gleich darauf einen Ausweis in seinen Händen. Ohne Umschweife hob er ihn Hendrik unter die Nase.
» Ludger Maurer«, las er fassungslos. »Wie kann das? Du bist doch tot?«
»Wer sagt das?«, fragte Ludger verblüfft. »Nur weil ich vor einigen Jahren ohne Abschied verschwunden bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht mehr am Leben bin.«
»Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sehr wir dich vermisst haben? Wie Mutter gelitten hat? Was sie alles unternahm, damit man dich finden würde? Warum nur hast du uns das angetan?« Völlig durcheinander geraten starrte er sein Gegenüber mit weitaufgerissenen Augen an.
»Ich tat es, weil ich ihm Glauben war, dass ich, genau wie Vater, diese furchtbare Krankheit in mehr tragen würde. Dieser Gedanke überfiel mich wie ein wildes Tier. Er hatte mich viel zu lange fest in seinem Griff und als ich endlich den Beweis in den Händen hielt, dass ich mich geirrt hatte, war es zu spät. Ich schämte mich so, dass ich wegen einer Wahnvorstellung, meine Familie unglücklich machte und unüberlegt meine vielversprechende Karriere als Anwalt ruiniert habe. Ja, … du siehst ja was aus mir geworden ist. Ein lausiger Penner, der von einem großen Teil seiner Mitmenschen verachtet wird.«
»Aber nun bist du wieder da«, sprach Hendrik nachdenklich geworden. »Man hat dich nach hier zurückgeschickt um mich bis zum bitteren Ende zu begleiten. Mit dir an der Seite, wird das was so schreckliches auf mich zukommen wird, gewiss leichter zu ertragen sein. Ich bin so froh Bruder, dass es dich noch gibt.« Bitterlich weinend fiel er Ludger um den Hals.
Obwohl Ludger ihn immer wieder aufforderte, wenn auch nur für kurz, zu Hause nach dem Rechten zu schauen, weigerte sich Hendrik strikt. Auf keinen
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