Ein schmutziges Spiel
wir sicherlich nicht, Jaymie!«
»Nein, wohl nicht.« Meine Stimme hörte sich kläglich an.
»Hey, komm schon. Du weißt, was wir sind.« Er strich mir über das Haar, schob es mir aus den Augen. »Steh dir nicht ständig selbst im Weg, verdammt. Lass es einfach zu.«
Vince Stellato hatte mich eines gelehrt: Bei diesen Leuten rief man besser vorher an. Also hatte ich zum Telefon gegriffen, um einen Termin mit Sutton Frayne zu vereinbaren, und dieser Zug schien sich auszuzahlen: Ich wurde mit einem einladenden Lächeln begrüßt.
»Miss Zarlin. Sie sind hübscher, als ich erwartet hatte«, sagte Frayne galant. »Bitte, kommen Sie an Bord.«
Ich sprang über den Zwischenraum zwischen dem Anleger und der Icarus . »Mein Ruf eilt mir voraus, was, Mr Frayne?«
Er legte den attraktiven Kopf in den Nacken und lachte. »Von Stellato durfte ich mir einiges anhören, falls Sie das meinen. Irgendwie hat Vince wohl Ihre unverkennbaren Vorzüge übersehen.«
»Und ich seine.« Ich wusste, der Mann, der mir gerade schmeichelte, war ein Meister dieser Kunst, aber es war schwer, nicht auf sein jungenhaftes Grinsen einzugehen.
»Nun, sagen wir einfach, er hat die größere Unterlassungssünde begangen.« Frayne strich sich mit einer Hand durch das Haar, das ganz automatisch meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Rotblond, ausgerechnet, und das bei einem Mann von ungefähr fünfzig. Der Kerl war charmant, aber auch so eitel wie ein dreizehnjähriges Mädchen.
»Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass wir uns hier auf dem Boot treffen, Ms Zarlin. Dies ist der Ort, den ich für derartige Gelegenheiten grundsätzlich bevorzuge.«
»Ganz und gar nicht.« Ich sah mich auf Deck um und ermahnte mich, nicht zu begeistert zu wirken. Die Icarus war eine schlanke, wunderschöne Jacht, und ihr Eigner war, wenn auch nicht wunderschön, so doch auf eine blauäugige Oberklassenart recht attraktiv. Sutton Frayne III . trug eine khakifarbene Hose und ein marineblaues kragenloses Hemd. Aus den hochgekrempelten Ärmeln lugten perfekt gebräunte Unterarme hervor. Außerdem war Frayne schlank und offenkundig fit, was zweifellos einem Personal Trainer, wenn nicht sogar einem privaten Fitnessstudio zu verdanken war.
»Unterhalten wir uns in der Kajüte, einverstanden? Wir genießen ein Glas Eistee, und ich erzähle Ihnen das eine oder andere über meinen Freund Vince.« Er bedachte mich mit einem wissenden Lächeln. »Am Telefon sagten Sie, Sie befragen Leute, die Kontakt zu dem toten Mädchen hatten. Aber ich vermute, dass Sie mehr über Stellato wissen wollen.«
»Ich würde sehr gern hören, wie Sie über ihn denken«, sagte ich höflich.
»Und einer so hübschen jungen Frau wie Ihnen erweise ich den Gefallen gern.«
Ich folgte Sutton Frayne mehrere Stufen hinab in einen schiffsförmigen Salon mit glänzenden Messingbeschlägen und Einbauten und einer Täfelung aus poliertem Mahagoniholz. Er winkte mich zu einem in Chrom und Schwarz gehaltenen Stuhl, so ein Ding von einem Designer aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts – zweifellos ein Original. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
»Gern«, murmelte ich. Ich konnte den Blick nicht von dem Ölgemälde lösen, das an der gegenüberliegenden Wand über einem schmalen Tisch hing. Ein impressionistisches Stillleben von einer grünen Glasschale mit Fuß, übervoll mit Orangen, Äpfeln und Bananen. Geschickt platziert fand sich auf dem Tisch darunter eine antike Schale mit der gleichen Auswahl an Früchten.
»Dieses Gemälde – es ist herrlich.« Herrlich, aber auch leicht pornografisch, war das, was ich tatsächlich dachte. Dieses Gemälde zeigte offensichtlich nicht nur ein Stillleben, sondern zudem eine wolllüstige Darstellung weiblicher Brüste. Die Bananen wiederum sprachen für sich.
»Sie haben einen exzellenten Geschmack, meine Liebe. Das Gemälde ist ziemlich wertvoll.« Frayne starrte in den Spiegel über dem Tresen und strich eine vereinzelte Haarsträhne zurück. »Also, kann ich Ihnen anstelle des Eistees vielleicht auch etwas mit ein bisschen Feuer anbieten? Mimosa eventuell?«
Der Mimosa war verlockend. Und die Erkenntnis, dass er verlockend auf mich wirkte, erinnerte mich daran, dass ich mich aufs Geschäft konzentrieren sollte. »Tee reicht voll und ganz, danke. Ich muss heute noch arbeiten.«
Frayne gluckste. »Im Gegensatz zu uns reichen Müßiggängern, meinen Sie wohl.« Er bückte sich hinter den Tresen und tauchte mit zwei Kristallgläsern und einer Karaffe mit einer
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