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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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»Das nehme ich nicht an.«
     
    HMS Hotspur jagte abbremsend auf die Bogies zu. Sie konnte mit über 51 Kps² verzögern, so effektiv kanalisierten ihre Warshawski-Segel die Energie der Gravwelle. Nach neunzehn Minuten rotierte der Zerstörer um die Querachse und beschleunigte von den verfolgenden Schiffen fort, bis deren Aufschließgeschwindigkeit wieder auf 30.000 Kilometer pro Sekunde gefallen war; der Abstand betrug nun etwas weniger als 158 Millionen Kilometer. Den Ortungsgeräten der Hotspur gelang es endlich, das ECM der Bogies zu durchbrechen, und Lieutenant Commander MacAllisters Gesicht verlor jeden Ausdruck, als er die Auswertung las.
    »Ein weiteres Signal an die Alte Dame, Ruth«, sagte er sehr leise. »Sagen Sie ihr, wir hätten sechs Schwere Havie-Kreuzer im Nacken – scheinen Scimitars zu sein. Sie werden in …« – er sah wieder auf den Plot vor sich – »zwo Stunden und sechsunddreißig Minuten auf Gefechtsentfernung zum Konvoi sein.«
     
    Captain Helen Zilwicki hörte sich mit steinerner Miene Commander MacAllisters Analyse an. Der Feind stand dreizehneinhalb Lichtminuten achteraus ihres kleinen Geschwaders. Sechs von ihnen gegen fünf von uns , dachte sie, und alle größer und wesentlich stärker bewaffnet. Selbst die technische Überlegenheit, die die manticoranisehen Schiffe im Normalraum hätten ausnutzen können, spielte hier keine Rolle. Technische Vorteile zeigten sich vor allem in der Leistung bei Raketengefechten, und Raketen funktionierten innerhalb einer Gravwelle nicht. Kein Impellerantrieb konnte hier gezündet werden; die überwältigenden Gravitationskräfte der Welle hätten ihn sofort ausgebrannt. Und das hieß, daß jede Rakete in dem Augenblick verglüht wäre, in dem sich ihr Antrieb einschaltete. Darüber hinaus bedeutete die Funktionsuntüchtigkeit der Impeller aber auch, daß keines der Schiffe durch einen Impellerkeil – oder durch Seitenschilde – geschützt wurde.
    Zilwicki zog nicht einmal in Erwägung, aus der Welle auszubrechen. Dadurch hätte sie die Seitenschilde zurückerhalten und ihre Raketen benutzen können. Ihre Schützlinge befanden sich aber vier Lichtstunden innerhalb der Welle. Sie würden acht Stunden brauchen, um sich aus ihr zu lösen, und acht Stunden Zeit hatten sie einfach nicht.
    Captain Zilwicki konnte die Anspannung ihrer Brückencrew spüren und roch ihre Furcht ebenso wie die eigene. Niemand sagte jedoch ein Wort, und sie schloß vor innerer Qual die Augen. Zwei der riesigen, behäbigen Schiffe des Geleitzugs trugen nicht nur Fracht nach Grendelsbane Station – dringend benötigte Werkzeugmaschinen und Werftmechs –, sondern auch über sechstausend unersetzliche zivile und Navytechniker samt Familien.
    Einschließlich Captain (Junior Grade) Anton Zilwicki und ihrer gemeinsamen Tochter.
    Sie versuchte, nicht daran zu denken. Das konnte sie sich nicht leisten. Nicht, wenn sie irgend etwas zur Rettung ihrer Familie unternehmen wollte. Und es gab nur eins, was die Geschwaderchefin tun konnte, und sie verspürte den Stich fürchterlicher Schuld, als sie sich schließlich ihren Offizieren zuwandte.
    »An alle Einheiten, Com.« Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme rostig und angespannt. »Beginn der Nachricht: Befehlshaber Geleitzug an alle Schiffe. Wir haben sechs Kriegsschiffe entdeckt, die sich von achteraus nähern. Anscheinend handelt es sich um havenitische Schwere Kreuzer. Gegenwärtige Entfernung Eins Drei Komma Sechs Lichtminuten, Aufschließgeschwindigkeit Drei Null Tausend Kps. Wenn wir den momentanen Kurs beibehalten, werden sie uns in zwo Stunden vierzehn Minuten einholen.« Sie holte tief Luft und starrte auf ihr Display. »Im Lichte der Warnungen durch die Admiralität muß ich annehmen, daß die Schiffe feindliche Absichten hegen. Alle Geleitschiffe wenden und folgen mir, um den Feind zu stellen. Der Konvoi wird ausschwärmen. Jedes Schiff schlägt sich auf eigene Faust durch. Viel Glück. Zilwicki aus.«
    »Aufgezeichnet, Ma’am,« meldete der Signaloffizier dumpf.
    »Senden.« Zilwicki stieß das Wort mit tränenerstickter Stimme hervor und räusperte sich heftig. »Ruder, bereithalten zum Wenden.«
    »Aye, aye, Ma’am.«
    Den Blick fest auf das Display gerichtet, versuchte sie, nicht an die zwei Menschen zu denken, die ihr im ganzen Universum am meisten bedeuteten, oder sich zu fragen, wie diese beiden auf die förmliche Kälte ihrer letzten Nachricht reagieren würden.
    Da berührte jemand sie an der Schulter.

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