Ein schneller Sieg
unser Taktischer Offizier«, sagte der I.O.
»Ms. Chandler.« Der flammende Rotschopf der zierlichen Taktikerin reichte Honor nicht einmal bis an die Schulter, doch Chandler wirkte zäh und nüchtern. Der Blick aus ihren blauen Augen war so fest wie ihr Händedruck.
»Ich glaube, unseren Schiffsarzt, Surgeon Commander Montaya, kennen Sie bereits.« Honor lächelte breit, als sie mit beiden Händen Montayas Rechte ergriff.
»Allerdings! Ich bin froh, Sie wiederzusehen, Fritz.«
»Ganz meinerseits, Skipper.« Einen Augenblick lang musterte Montaya die linke Hälfte ihres Gesichts, dann fügte er hinzu: »Und ich freue mich besonders, daß Sie so gut aussehen.«
»Ich hatte einen guten Arzt – zwei, um genau zu sein«, antwortete Honor und drückte seine Hand noch einmal, bevor sie sich dem nächsten Offizier auf Henkes Liste zuwandte.
»Lieutenant Colonel Klein, Kommandeur unseres Marineinfanteriekontingents«, stellte Henke ihn vor.
»Colonel.« Der Marine ruckte in einer knappen, respektvollen Verbeugung mit dem Kopf, während er Honors vorgestreckte Hand ergriff. Er besaß jene Sorte Gesicht, die dem Betrachter nur sehr wenig verriet, doch die Ordensbänder an seiner schwarzen Uniformjacke sprachen Bände. Und sie hatten auch beeindruckend zu sein, denn an Bord der Nike befand sich ein komplettes Marineinfanteriebataillon, und die Admiralität teilte solche Positionen nicht im Losverfahren zu.
»Lieutenant Commander Monet, unser Signaloffizier«, fuhr Henke in der Reihenfolge des Dienstalters fort.
»Mr. Monet.« Der Signaloffizier war das vollkommene Gegenstück zum Taktischen Offizier: ein hochgewachsener, dünner, beinahe farbloser Mann mit Gesichtszügen, die Humorlosigkeit ausdrückten. Sein Händedruck war zwar fest, wirkte jedoch beinahe mechanisch.
»Lieutenant Commander Oselli, unsere Astrogatorin.« Henkes verbindlicher Tonfall betonte das letzte Wort kaum merklich, und Honors Lippen zuckten, denn ihre eigenen Astrogationsfertigkeiten waren alles andere als herausragend.
»Ms. Oselli.« Honor schüttelte die Hand der Astrogatorin; was sie sah, gefiel ihr. Osellis Haar und Augen waren so dunkel wie die Honors. Die schmalen, beinahe fuchsartigen Gesichtszüge strahlten sowohl Selbstvertrauen als auch Intelligenz aus.
»Und nicht zuletzt Lieutenant Commander Jasper, unser Versorgungsoffizier.«
»Mr. Jasper.« Honor warf dem VO der Nike ein schmales Lächeln zu, in das sich Mitgefühl und Verschworenheit mischten. »Ich gehe davon aus, daß wir beide uns in der kommenden Woche häufig sehen werden, Commander. Ich werde versuchen, nichts Unmögliches von Ihnen zu verlangen, aber Sie wissen ja, wie Kommandanten sind.«
»Jawohl, Mylady, ich glaube schon.« Jaspers tiefer Bariton verkündete Amüsiertheit. »Im Moment weiß ich beinahe genau, was wir haben und was wir noch brauchen. Unnötig zu sagen, daß sich das immer wieder ohne Vorankündigung ändern wird, bis wir die Werft verlassen.«
»Unnötig zu sagen«, stimmte Honor zu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Sie blickte vom einen zur anderen. »Nun, Ladys und Gentlemen, wir haben alle Hände voll zu tun, und ohne Zweifel werde ich dabei Sie alle kennenlernen. Im Augenblick werde ich Sie an das zurückkehren lassen, bei dem mein Eintreffen Sie gestört hat, doch Sie alle sind eingeladen, um achtzehn Uhr mit mir zu Abend zu speisen, wenn es Ihnen genehm ist.«
Köpfe nickten, Zustimmungen wurden gemurmelt. Innerlich kicherte Honor. Den Offizier mußte man suchen, dem es nicht ›genehm‹ wäre, am ersten Abend mit der neuen Kommandantin zu speisen! Sie entließ die Leute mit einem höflichen Nicken des Kopfes, und sie entfernten sich. Als Henke sich zurückziehen wollte, hob Honor eine Hand.
»Einen Augenblick noch, Eins-O. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu meinem Quartier begleiten könnten. Wir haben einiges zu bereden.«
»Selbstverständlich, Mylady«, murmelte Henke und sah sich auf der Brücke um. »Ms. Oselli, Sie haben die Wache.«
»Aye, aye, Ma’am. Ich habe die Wache«, antwortete Oselli, und Henke folgte Honor in den Kabinenwagen des ›Lifts‹, der über ein Röhrensystem beinahe jeden Punkt des Schiffes innerhalb kürzester Zeit erreichen konnte. Hinter ihnen schloß sich die Tür, und die Förmlichkeit des Commanders wurde von einem breiten Grinsen fortgewischt.
»Mensch, freue ich mich, dich endlich wiederzusehen, Honor!« Sie umarmte ihre Vorgesetzte und drückte sie fest, dann griff sie nach oben
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