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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Kondolenzbesuch ab«, erklärte er. »Ist das Haus des Captains weit von hier?«
    »Nein.« Shabalala öffnete die Hintertür und ließ ihn wieder eintreten. »Sie müssen bis zur Tankstelle laufen und dann sofort in die van Riebeeck Street. Es ist das weiße Haus mit den vielen Blumen.«
    Emmanuel stellte sich einen Zaun aus Wagenrädern und ein gusseisernes, mit Springböcken verziertes Tor vor. Das Haus hatte womöglich einen Namen wie Die Groot Trek, der über dem Eingang stand. Was ein echter Bure war, der brauchte keinen Geschmack, schließlich hatte er ja Gott auf seiner Seite.
     
    Die späte Nachmittagssonne begann schon zu schwinden, und blaue Schatten fielen auf die ebene Hauptstraße. Die wenigen Geschäfte hielten sich mit der Handvoll Urlauber über Wasser, die auf dem Weg zu den Stränden von Mosambik und dem Krüger-Nationalpark hier durchkamen. Im Vorbeigehen hakte Emmanuel sie ab. Es gab den OK Bazaar für geblümte Kleider, einfache Hemden und Schuluniformen, allesamt in vernünftigen Baumwollfarben. Donny’s All Goods hatte tatsächlich alles, von einzeln verkauften Zigaretten bis zu Lady Fair -Schnittmusterbögen. Kloppers führte Bata-Schuhe und Farmerstiefel. Dann kam Moiras Hairstyles, heute geschlossen. Und an der Ecke schließlich befand sich hinter einem Maschendrahtzaum Pretorius Farm Supply.
    Emmanuel blieb vor dem verschlossenen Gatter stehen und las einen handgeschriebenen Zettel, der an den Maschen befestigt war. Wegen unvorhergesehener Umstände geschlossen. Unvorhergesehen. Vermutlich war es so am einfachsten, mit dem Mord am eigenen Vater fertigzuwerden. Drinnen auf dem Gelände patrouillierte ein schwarzer Wachmann vor dem großen Lagerhaus, während ein Schäferhund, den man an eine Eisenstange im Boden angekettet hatte, rastlos sein Territorium umkreiste.
    Auf der anderen Seite der kleinen Straße befand sich die Werkstadt, die Shabalala erwähnt hatte. Auf dem Schild über den drei Tanksäulen stand Pretorius Petrol and Garage. Die Werkstatt war geöffnet. Ein alter Farbiger in einem ölverschmierten Overall, den man möglicherweise schnell herbeibeordert hatte, überwachte die drei schwarzen Halbwüchsigen an den Zapfsäulen. Warum hieß die Stadt nicht Pretoriusburg, bei all dem, was der Familie hier gehörte?
    Emmanuel bog in die van Riebeeck Street ein. Die hübschen Landhäuser mit den gepflegten Aloe- und Protea-Beeten wirkten verlassen. Weit und breit waren keine Gartenjungen in Sicht, die doch normalerweise um diese Zeit ihr Tagwerk beendeten. Auf den Leinen hinter den Häusern trocknete Wäsche. Kein einziges Hausmädchen. Auch keine »Missus« und kein »Baas«.
    Die Sache hat sich herumgesprochen, vermutete er. Ein flüchtiger Blick die van Riebeeck Street hinunter bestätigte seinen Verdacht. Vor einem Haus am Ende der Straße hatte sich eine Anzahl von Nachbarn des Captains versammelt. Die Hausmädchen und Gartenjungen, die trotz ihrer Berufsbezeichnungen oftmals schon grau waren, standen in einem Grüppchen zwei Häuser weiter vorn. Einerseits nah genug, um etwas zu sehen, andererseits weit genug weg, um ihren Respekt zu zeigen.
    Das Aufschluchzen einer Frau drang zu ihm. Emmanuel betrat eine breite, bis auf den letzten Meter zugeparkte Kieseinfahrt und näherte sich einem Haus im kapholländischen Stil. Ein dunkles Reetdach hockte über grazilen Giebelsparren und schneeweiß getünchten Mauern. Holzläden, die genau im Farbton des Reets gestrichen waren, sperrten die Welt aus. Über die ganze Breite des Hauses erstreckte sich eine lange, mit Holzkübeln geschmückte Veranda. Und kein einziges Wagenrad.
    Wie schon die handgefertigte Uhr des Captains war auch dieses Haus eine Überraschung. Wo war das ausgebleichte Antilopengeweih, das doch eigentlich über der Eingangstür hätte angenagelt sein müssen? An der Stoßstange eines vor dem Haus geparkten staubigen Mercedes vorbei marschierte Emmanuel in den Garten.
    »He! Wer sind Sie?« Eine Hand legte sich auf seine Schulter und blieb auch dort liegen. Ein spindeldürrer Weißer mit wässrigen blauen Augen stierte ihn an. Leute drehten sich um und musterten den Eindringling.
    »Ich bin Detective Sergeant Emmanuel Cooper.« Er klappte seinen Dienstausweis auf und hielt ihm dem Mann unangenehm dicht vor die Nase. »Ich bearbeite diesen Fall. Gehören Sie zur Familie?«
    Die Hand sank herab. »Nein. Ich passe nur auf, dass sich alle in Gegenwart von Captain Pretorius und seiner Familie manierlich

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