Ein schöner Ort zu sterben
Abschied, und Emmanuel drängte sich durch eine Ansammlung weißer Farmer, bis er neben dem eitlen Pfau war, der gerade an seinem Wagen ankam. Ein älterer Eingeborener in einer grünen Wildhüteruniform, auf der Bayete Lodge eingestickt war, hielt die Tür des Landrovers auf.
»Mr. King?« Emmanuel versperrte dem anderen den Weg zur Tür und streckte seine Hand aus. »Ich bin Detective Sergeant Emmanuel Cooper. Hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich?«
»Natürlich, Captain Sergeant.« Das Lächeln war kühl, der Handschlag kurz und fest. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
Emmanuel warf einen verstohlenen Blick über Elliot Kings Schulter hinweg und erhaschte einen Blick auf die Gorillas von der Security Branch, die tief ins Gespräch mit Paul Pretorius versunken waren. Noch heute Nachmittag würden sie auf der Polizeistation erscheinen und in jede Ecke pinkeln, damit auch jeder wusste, dass sie die Ermittlungen leiteten.
»Ich hätte ein paar Fragen über Captain Pretorius. Wäre es Ihnen lieber, wenn wir bei Ihnen zu Hause reden? In der Stadt ist viel los, und ich denke, es wäre besser, wir wären ein bisschen unter uns.«
»Werde ich verdächtigt, Detective Cooper?«
»Es handelt sich nur um ein inoffizielles Gespräch«, versicherte Emmanuel, der merkte, dass die Menge sich zerstreute und er Gefahr lief, seine Spuren an die Geheimpolizei zu verraten. »Im Sinne der Ermittlungen.«
»In diesem Fall erwarte ich Sie gern in etwa einer Stunde auf meiner Farm.« King schwang sich in den Landrover und sah noch einmal zu Emmanuel hoch. »Da Sie sowieso schon zu mir kommen, seien Sie doch ein netter Kerl und fahren Sie noch eben beim alten Juden vorbei, um meine Haushälterin und ihre Tochter abzuholen. Die sind in einer Stunde hier fertig und können raus auf die Farm kommen.«
Noch bevor Emmanuel antworten konnte, wurde die Tür zugeschlagen, und er sah nur noch sein eigenes unscharfes Spiegelbild im staubigen Fenster. Elliot King hatte befohlen und erwartete, dass man Folge leistete.
Als der Wagen ausscherte und die Hauptstraße hinabrollte, machte Emmanuel sich einen Jux daraus zu salutieren. Auf dem Schlachtfeld waren ihm arrogante Engländer jeder Couleur untergekommen. Wenigstens hatte dieses Exemplar hier in seinem maßgeschneiderten Khakianzug und seinem nagelneuen Landrover nicht die Befugnis, ihn über einen mit Landminen gespickten Hügel zu jagen. Es machte ihm nichts aus, solange den Lakaien zu geben, bis er herausgefunden hatte, warum jemand ihm mitten in der Nacht Elliot Kings Namen als Hinweis gesteckt hatte.
»Wann kommt die Verstärkung?«, fragte Emmanuel. Er hatte Major van Niekerk zu Hause erreicht, in einem roten viktorianischen Backsteinhaus mit riesigem Grundstück, das in einem der schnieken Vororte im Norden Johannesburgs lag. »Ich kann unmöglich die ganzen Ermittlungen allein stemmen.«
»Verstärkung kommt überhaupt nicht«, antwortete van Niekerk und versuchte dabei den Lärm eines pfeifenden Wasserkessels zu übertönen. »Der Commissioner hat mir befohlen, mich rauszuhalten. Die Geheimpolizei hat nun das Sagen.«
»Und ich?«
»Sie sind auf sich allein gestellt. Die Geheimpolizei wollte, dass man Sie ablöst, aber ich konnte den Commissioner dazu überreden, Sie an dem Fall dran zu lassen. Das bedeutet, dass die anderen Sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden.«
»Und warum lösen Sie mich dann nicht ab?«, fragte Emmanuel.
»Weil Sie eben keiner von diesen Geheimpolizei-Schergen sind«, ließ van Niekerk ihn wissen. »Sie werden schon dafür sorgen, dass für dieses Verbrechen der Richtige baumelt.«
All seiner Worte zum Trotz war van Niekerk nicht gerade dafür berühmt, dass es ihm bei der Strafverfolgung vor allem um die Gerechtigkeit ging. Der ehrgeizige Major sorgte lediglich dafür, dass ein ihm ergebener Kripo-Beamter vor Ort war und seine ureigenen Interessen vertrat. Niemals hätte van Niekerk die Schlagzeilen über den Mord an einem weißen Police Captain kampflos der Geheimpolizei überlassen. Schön und gut, dachte Emmanuel. Bloß, dass van Niekerk es sich in Jo’burg gemütlich machte und Tee schlürfte, während er selbst sich mit einer polizeilichen Schlägertruppe herumprügeln sollte.
»Wie sind die denn so?«, fragte van Niekerk ohne besonderes Interesse.
»Die sehen aus, als könnten sie sogar noch aus einer Farbdose ein Geständnis rausprügeln.«
»Prima. Dann können Sie sie ja schön blöd aussehen lassen.«
»Und
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