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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Sie?« Lapping ging bruchlos zum vorherigen Thema über. Emmanuel spürte, wie er nervös wurde. Lieutenant Piet Lapping und sein Kumpel waren durchaus nicht nur das Schläger-Duo, für die er die beiden auf der Beerdigung gehalten hatte. Unter Piets grobschlächtiger Maske und dem betonharten Körper verbarg sich ein Hirn mit überdurchschnittlicher Intelligenz.
    »Zu der von Elliot King«, sagte er. »Ich will ein Gerücht überprüfen, dass King Captain Pretorius bei einer finanziellen Transaktion betrogen hat. Zwischen den beiden könnte es böses Blut gegeben haben.«
    »Sie glauben also an persönliche Motive.« Lapping hörte sich an, als halte er das für vergebene Liebesmüh.
    »Gibt es denn sonst noch welche?«, fragte Emmanuel.
    »Keine, über die ich mit Ihnen sprechen könnte.« Lapping machte eine wedelnde Handbewegung in Richtung Tür. »Nun machen Sie schon Ihren Besuch auf dem Bauernhof. Und erstatten Sie mir Bericht, sobald Sie wieder da sind. Ich habe in diesem gesamten Fall die Leitung, verstanden?«
    Emmanuel nickte und marschierte zur Tür. Er wurde das Gefühl nicht los, dass die Geheimpolizei jetzt schon mehr wusste als er. Die beiden suchten nach ganz bestimmten Informationen. Und die »persönlichen Motive«, wie der Lieutenant sie genannt hatte, rangierten in ihren Augen ganz unten.
     
    »Sie schon wieder, Detective?« Zweigman sah von dem Päckchen auf, das er gerade in einen Bogen Packpapier einschlug. »Haben Sie vielleicht Interesse an unserer Aprikosenmarmelade? Die ist im Sonderangebot. Beste Qualität, Sie werden nirgendwo bessere finden, nicht mal in Jo’burg.«
    »Die Beerdigung scheint sie in gute Stimmung versetzt zu haben«, bemerkte Emmanuel. »Feiern Sie später noch ein bisschen?«
    »Nur ein Gläschen mit meiner Frau«, kam die schlagfertige Antwort.
    »Ich dachte, Sie greifen nie zur Flasche, Doktor.«
    »Nur zu besonderen Anlässen«, gab Zweigman zurück, verschnürte dabei das Paket ordentlich und stapelte es mit einigen anderen auf der Theke. »Haben Sie vor, am Leichenschmaus im Standard Hotel teilzunehmen, Detective? Ich höre, Henrick Pretorius lässt dort bis Sonnenuntergang alle Getränke zum halben Preis ausschenken.«
    Emmanuel stellte sich vor, wie die Pretorius-Brüder und ihre Burenbrüder bis spät in die Nacht Volkslieder auf Afrikaans sangen. Vielleicht holte sogar noch jemand seine Quetschkommode hervor, damit es auch richtig zünftig herging. Das Blut gefror ihm in den Adern.
    »Nicht so mein Geschmack«, sagte er und sah sich im Laden um. Zweigman war allein. »Außerdem soll ich Kings Haushälterin und ihre Tochter mit raus zur Farm nehmen. King hat gesagt, die beiden würden hier sein.«
    Zweigman blickte verdutzt. »Mr. King hat doch einen Fahrer.«
    »Ich weiß, aber da ich sowieso raus zu Kings Farm muss, fand er, ich könnte doch ein ›netter Kerl‹ sein und aus Gefälligkeit seine Angestellten mit zurückzubringen. ›Da muss der alte Matthews nicht zweimal fahren.‹«
    »Verstehe.« Geschäftig klaubte Zweigman ein paar Stücke Packschnur von der Theke.
    »Also, sind die beiden nun da?«
    »Natürlich.« Der deutsche Krämer besann sich. »Ich gehe nach hinten und sage ihnen, dass Sie ihnen eine Fahrgelegenheit anbieten.«
    »Danke«, sagte Emmanuel, trat ans Vorderfenster und spähte hinaus auf die Haupttrasse. Ein Pulk weißer Männer kam gerade an der Kreuzung zur van Riebeeck Street vorbei, unterwegs zum Leichenschmaus im Standard Hotel, alles zum halben Preis. Grüppchen von Schwarzen verschwanden von der Straße auf die Kaffernpfade, die hinaus zu ihrer Location führten. Die Stadt leerte sich.
    Als er sich wieder umdrehte, stand Zweigman mit der scheuen braunen Davida da sowie mit einer anmutigen Frau, die ein schwarzes Baumwollkleid und dazu eine unechte indische Perlenkette trug.
    »Das sind Mrs. Ellis und ihre Tochter Davida, die Sie ja bereits kennen«, stellte Zweigman die beiden hastig vor, so als ginge ihm diese Aufgabe gegen den Strich.
    »Guten Tag, Mrs. Ellis. Ich bin Detective Sergeant Emmanuel Cooper.«
    »Guten Tag, Detective.« Die Haushälterin der Kings bedachte ihn mit einer ehrerbietigen Verbeugung, wie sie nur mächtigen Weißen vorbehalten war. Sie hatte grüne Augen und braune Haut. Ihre Lippen waren so voll, dass darauf der Kopf eines müden Mann ruhen konnte. Ihre Tochter Davida blieb im Hintergrund und hielt den Kopf gesenkt wie eine Novizin, die auf Anweisungen wartet. Die Tigerin hatte ein Lamm

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