Ein schöner Ort zu sterben
wie soll ich das machen?«, fragte Emmanuel trocken zurück.
»Indem Sie den Mörder finden«, belehrte ihn van Niekerk. »Finden Sie ihn, bevor die es tun.«
Emmanuel verließ das Büro des Captains und sah, dass die beiden Geheimpolizisten gerade den Aktenschrank durchwühlten. Ihre Gesichter sahen aus wie zwei gleich hässliche Seiten einer Medaille. Als sie sich zu ihm umwandten, spürte Emmanuel sofort ihre unverhohlene Feindseligkeit. Nicht mit offenen Armen empfangen? Major van Niekerk hatte wirklich ein Talent für Untertreibungen.
»Wir können uns entspannen, Dickie«, sagte der hagere Ältere zu seinem kräftig gebauten Kollegen. Sein Lächeln war so schmal, dass man kaum die gelblichen Zähne sehen konnte. »Gott ist auf unserer Seite. Wurde auch langsam Zeit.«
»Sie müssen von Ihnen beiden der Schlauberger sein«, gab Emmanuel zurück und warf seinen Hut auf Sarel Uys’ verwaisten Tisch. Er wartete auf die zweite Salve. Die Jungs von der Geheimpolizei würden ihm den Arsch aufreißen, damit er kapierte, wer hier das Sagen hatte.
»Gott?« Dickies Hirn versuchte angestrengt, etwas zu kapieren.
»Emmanuel«, half ihm der Dienstältere. »Das bedeutet der Name. Gott ist mit uns. Und wenn man Major van Niekerk glauben darf, kann unser Sergeant Captain Cooper hier übers Wasser laufen. Er kann Wunder wirken.«
Emmanuel verkniff sich einen Kommentar. Wenn die Burschen von der Security Branch auf Zoff aus waren, mussten sie schon ein paar bessere Treffer landen.
»Wo wollen Sie denn hin, Sergeant?«
»Mein Vorgesetzter ist Major van Niekerk. Niemand sonst«, erwiderte Emmanuel leichthin.
»Das galt bis gestern. Von heute an bin ich Ihr Vorgesetzter, Lieutenant Piet Lapping von der Security Branch. Ihr Major ist von meinem Colonel darüber informiert.« Das Teiggesicht wartete, bis die Neuigkeit eingesickert war. »Also, wo wollen Sie hin, Sergeant?«
»Zu einer Farm«, antwortete Emmanuel wahrheitsgemäß.
»Wollen Sie da wirklich hin?«, fragte Lapping. »Bauernhöfe sind ziemlich unsauber. Am Ende kriegen Sie noch Kuhscheiße auf Ihre Schuhe.«
Dickie, der Schläger des Duos, platzierte seinen Bierbauch auf Hansies Schreibtischkante. »Das haben wir schon gehört, stimmt’s, Lieutenant? Dass unser Manny sich nicht gern schmutzig macht. Immer fein gebügelte Hemden und gewichste Schuhe.«
Piet zündete sich eine Zigarette an und warf das Päckchen dann Dickie zu. »Vielleicht ist das auch der Grund, warum sein Freund Major van Niekerk ihn so schnell befördert hat. Adrette Junggesellen hängen einfach aneinander.«
»Echt?«, fragte Dickie leutselig.
»Ja.« Piet stieß aus seinen gewölbten Lippen eine Rauchwolke aus. »Sie treffen sich heimlich und stärken einander die Unterhosen, bis sie schön steif sind.«
Emmanuel unterdrückte das Verlangen, Piet mit dem Kopf voraus in den Mülleimer zu befördern. Die Erkenntnisse der Geheimpolizei waren mittlerweile schon legendär, aber trotzdem hatten der pockennarbige Piet und sein Partner nur ein paar Tage Zeit gehabt, sie anzuzapfen. Sie wussten, dass er schnell Karriere gemacht hatte, zu schnell für den Geschmack einiger älterer Kollegen. Seine privaten Sexualpraktiken und dieses üble Gerücht konnten nur mitten aus den Reihen des Bezirksdezernats stammen. Jemand hatte also gequatscht.
»Wo lernt ein Mann nur so unnatürliche Sachen?« Ohne die Durchsuchung zu unterbrechen, legte Dickie fragend seinen nilpferdgroßen Kopf zur Seite.
»Bei der britischen Armee«, antwortete Piet. »Deshalb ist unser Manny wahrscheinlich auch so gut durch den Krieg gekommen. In wenigen Jahren vom Fußsoldaten bis zum Major. Und dann die vielen glänzenden Medaillen, die er sich an die Uniform heften durfte.«
Im Geiste ging Emmanuel die Liste seiner Gegner durch und kam auf lediglich einen Namen: Oliver Sparks, ein verbittertes Männlein, das demnächst nach zwanzig Jahren unauffälligen Dienstes pensioniert werden würde. Das Gerücht über eine homosexuelle Beziehung kam zweifellos von ihm, die Rache für van Niekerks Weigerung, ihn an größere Fälle heranzulassen.
»Wie geht es eigentlich Head Constable Sparks?«, fragte Emmanuel. »Fälscht er immer noch Beweise und säuft im Dienst?«
Piets breiiges Gesicht spannte sich an. Er nahm einen langen Zug aus seiner Zigarette und stieß den Rauch aus. Emmanuel wusste, dass er mit Sparks einen Treffer gelandet hatte. Die stechenden Augen des Lieutenants verdüsterten sich.
»Zu welcher Farm wollen
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